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Dein goettliches Herz entflammt

Dein goettliches Herz entflammt

Titel: Dein goettliches Herz entflammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Keaton
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einem dieser geschmückten Tore blieb Sebastian jetzt stehen. Es quietschte, als er einen der schmiedeeisernen Flügel aufstieß. Wir betraten eine Art Tunnel, in dem unsere Schritte von der gemauerten Gewölbedecke widerhallten. Es war ein Durchgang, der zwischen zwei Häusern im karibischen Stil lag.
    Meine Augen fingen an zu tränen, als wir aus der Dunkelheit des Tunnels in das gleißend helle Licht eines großen, von hohen Mauern umgebenen Innenhofes traten. In einem Brunnen in der Mitte plätscherte Wasser und überall zwitscherten Vögel, die zwischen den Bäumen umherflatterten. Von einem großen Bananenbaum in der linken Ecke hingen Tücher und Ketten aus Glasperlen herab.
    »Hier entlang«, sagte Sebastian leise.
    Ich folgte ihm auf einem gepflasterten Weg bis zu einer Terrasse aus Steinplatten, die an das Erdgeschoss eines Hauses angrenzte. Über die gesamte Länge des Hauses verteilten sich drei verglaste Doppeltüren. Das mittlere Paar stand offen. Topfpflanzen und eine grob geschnitzte, lebensgroße Holzstatue der Jungfrau Maria, deren Hals mit Ketten aus Glasperlen geschmückt war, hinderten die Türen am Zuschlagen.
    Wir betraten ein von Weihrauch vernebeltes Zimmer. Feine Staubpartikel und zarte Rauchfähnchen schwebten durch die wenigen Sonnenstrahlen, die von draußen hereindrangen. Der Raum war vollgepackt mit Dingen. Eigenartigen Dingen. Alten Dingen. Schreiend bunten Dingen. Es war so voll, dass ich Schwierigkeiten hatte, einzelne Gegenstände zu erkennen.
    »Sebastian Lamarliere«, säuselte eine tiefe Stimme mit einem starken Cajun-Akzent. Jemand kam auf uns zu, in einem dünnen, fließenden Kaftan mit weiten Ärmeln, dessen Saum bis zu den langen, nackten Füßen reichte. Dunkle Haut, dunkle Augen. Kurz geschorenes, krauses Haar. Große Creolen in den Ohren. An den Fingern der einen Hand prangten Ringe, die andere hielt einen Strauß Margeriten.
    Ich war sprachlos.
    Zum ersten Mal in meinem Leben wusste ich nicht, ob ich es mit einem Mann oder einer Frau zu tun hatte. Mein Blick suchte den Adamsapfel, doch dieser war unter einem bunten Schal verborgen, dessen Enden auf der Rückseite des Kaftans herabhingen.
    »Jean Solomon«, erwiderte Sebastian mit Respekt in der Stimme.
    Er sprach den Namen französisch aus. Auf Französisch war »Jean« männlich. Also handelte es sich um einen Mann.
    Jean ging hinter eine lange Theke und holte eine Vase für die Blumen. »Die sind für Legba«, erklärte er, während er an einer der Margeriten roch, ehe er sie in die Vase steckte.
    Jean winkte uns zu sich. Seine warmen, klugen Augen und die sanfte Stimme sorgten dafür, dass sich meine Nervosität etwas legte. Ich lächelte ihn unsicher an und wusste nicht, was ich sagen sollte. Mehrere Minuten vergingen, bis er die Vase zur Seite schob und sich mit den Armen auf den Tresen stützte. »Bastian, was hast du mir denn da Interessantes gebracht?« Er starrte mich an. Auf den ersten Blick wirkte er höchst belustigt, doch der wissende Blick in seinen Augen war vielsagend und geheimnisvoll.
    »Sebastian hat mich hergebracht, weil ich herausfinden will, ob Sie meinen Fluch aufheben können… einen alten.«
    Er zog eine seiner Augenbrauen in die Höhe. Ob es an dem lag, was ich gesagt hatte, oder daran, dass ich an Sebastians Stelle geantwortet hatte, ließ er sich nicht anmerken. »So, so, ein alter Fluch.« Er stützte das Kinn in die Hand. »Das Mond-Tattoo gefällt mir. Wie heißt du, ma chère?«
    »Ari.«
    »Und was, Mademoiselle Ar-iii, wirst du den Loa dafür geben, dass sie diesen Fluch von dir nehmen?«
    Die Loa waren die Geister, die ein Voodoo-Priester anrief, und Legba war ein Geist, der als Mittler zwischen dem Priester und der Geisterwelt diente, so viel wusste ich. Jedenfalls glaubte ich, dass es so funktionierte. Allerdings hatte ich nicht bedacht, dass man dafür zahlen musste. Dazu kam noch, dass ich fast kein Geld mehr hatte.
    »Ich mache dir einen Vorschlag«, meinte Jean. »Wir kümmern uns jetzt um diesen Fluch und die Loa werden dir schon sagen, was sie dafür haben wollen, c’est bon?«
    Ich seufzte erleichtert. »Danke.« Jean blinzelte mir zu, was ein Lächeln auf mein Gesicht zauberte und meine verkrampften Schultern etwas entspannte. Jetzt tut sich endlich mal was.
    Er kam hinter dem Tresen hervor und führte Sebastian und mich in einen großen, quadratischen Raum, der an den Wänden mit verschiedenen Gegenständen und Stühlen vollgestellt, in der Mitte aber leer war. An der

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