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Dein goettliches Herz entflammt

Dein goettliches Herz entflammt

Titel: Dein goettliches Herz entflammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Keaton
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mich umbringen zu lassen?« Ich schlug die Hände vor das Gesicht und schüttelte den Kopf, weil ich einfach nicht glauben wollte, dass das alles passierte.
    »Genau das hatte ich vor. Ich finde, wir sollten zu ihr gehen und mit ihr sprechen.«
    »War ja klar, dass du mit ihr reden willst. Schließlich tust du ja, was man dir sagt.« Ich wich zurück. Verfolgungswahn stieg in mir auf und entfachte meine Angst wie Benzin glühende Kohlen. »Mit mir nicht. Ich glaube, hier trennen sich unsere Wege.«
    Ich stellte mich auf die andere Seite des Untersuchungstisches, um etwas Abstand zwischen uns zu bringen. Meine Hände klammerten sich an den kalten Rand des Tisches, bereit, ihn Sebastian gegen die Beine zu stoßen, falls dieser auch nur eine falsche Bewegung machte.
    Einer seiner Mundwinkel hob sich leicht nach oben, eine Geste, die man vielleicht als mitleidiges Lächeln interpretieren konnte.
    »Wenn ich dir wirklich etwas tun wollte, würde mich der nicht im Mindesten aufhalten.«
    Ich warf einen schnellen Blick über die Schulter und suchte nach einem zweiten Ausgang. Es gab keinen. Vor der einzigen Tür des Raums stand Sebastian. Er beobachtete mich geduldig, wie ein Vater, der darauf wartet, dass sich sein bockiges kleines Kind wieder beruhigt. Am liebsten hätte ich ihm eine gescheuert.
    »Ari«, meinte er dann schließlich, »Josephine Arnaud ist ein Miststück, das alle manipuliert, aber eine Mörderin ist sie nicht. Die Novem haben keine schwertschwingenden Ausländer in ihren Diensten, darauf gehe ich jede Wette ein. Wenn sie deine Mutter gekannt hat, wird sie mit Sicherheit auf jede deiner Fragen eine Antwort haben. Ich würde nicht zulassen, dass sie oder jemand anderes dir etwas tut.«
    »Du weißt doch gar nicht, wer ich bin. Du willst es doch gar nicht wissen. Warum zum Teufel beschützt du mich überhaupt?«
    Er schwieg eine ganze Weile, sein Gesicht eine unleserliche Maske. Seine Augen wurden dunkelgrau und der Muskel in seinem Kiefer zuckte ein paarmal. »Wir sind uns sehr ähnlich. Ich weiß, wie es ist…«, sagte er schließlich.
    »Hör schon auf. Du weißt es nicht . Du weißt überhaupt nichts. Du hast keine Ahnung, wie es ist…«
    »… wenn man anders ist? Wenn man ein Freak unter lauter Freaks ist? Versuch doch mal, es mir zu erklären. Sag mir, was mit dir los ist. Wir sind in New 2, Ari. Von den Jugendlichen hier geht die Hälfte nicht einmal zur Schule. Sie müssen arbeiten. Arbeiten. Die andere Hälfte sind Novem und die sind noch gestörter, als du es dir überhaupt vorstellen kannst.«
    Irgendetwas in mir wollte ihn beim Wort nehmen und ihm genau sagen, warum ich anders war, doch ich biss mir auf die Zunge. Das war es nicht wert. Und er würde mir ja auch nicht seine schrägen hypnotischen Fähigkeiten erklären. Warum sollte ich ihm sagen, was ich konnte?
    »Mir doch egal«, fuhr ich ihn schließlich an, während ich die Tür aufstieß. »Mach, was du willst.«
    Sebastian konnte mich mal. Sollte er doch gehen, wenn er wollte. Ohne ihn war ich sowieso besser dran. Allein war ich bis jetzt immer besser dran gewesen. Ich war hier in New 2, dem Ort für alles Übernatürliche. Wenn es eine Möglichkeit gab, mehr über diesen bescheuerten Fluch zu erfahren, dann hier. Ich brauchte Sebastian nicht. Deine Mutter hat hier gelebt, trotzdem hat sie es nicht geschafft, den Fluch zu brechen. Ich fuhr mit der Zunge über die Innenseite meiner Wange. Die Stelle, an der ich mich gebissen hatte, tat immer noch weh.
    Als mir klar wurde, dass ich allein nicht weit kommen würde, seufzte ich frustriert. »Was weißt du über Flüche?«
    Sebastian sagte kein Wort. Ich wusste, was er jetzt dachte, dass er einfach gehen sollte, damit er mich und meine schlechte Laune endlich los war. Vielleicht wäre das auch das Beste gewesen.
    Er ging zur Tür und zog sie zu. Dann drehte er sich um und starrte mich an. Man brauchte kein Genie zu sein, um zu merken, dass er stinksauer war. Ungefähr so sauer wie ich.
    »Eine ganze Menge«, erwiderte er schließlich. »Warum?«
    Ich musste an die Briefe denken. Und daran, dass es allen meinen weiblichen Vorfahren bestimmt gewesen war, mit einundzwanzig zu sterben. Ich wollte es zwar nicht, aber ich musste mir eingestehen, dass es tatsächlich so gewesen war. Ich wusste, dass es wahr war; ich spürte es. Der Tote, meine Haare, die Briefe. Es war alles wahr. »Weil meine Familie verflucht ist. Weil ich verflucht bin. Nicht so ›verflucht‹ im Sinne von das Leben ist

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