Dein goettliches Herz entflammt
Kunsthandwerker, Musiker… eine farbenfrohe Mischung aus allem Möglichen.
Dann ging es weiter in Richtung Fluss und Decatur Street, wo die Kutschen parkten.
Nachdem Sebastian den Kutscher bezahlt hatte, half er mir auszusteigen und hielt meine Hand einfach fest, als wir über die Straße ins Café Du Monde gingen. Ich zog sie nicht weg; es fühlte sich gut an. Und wenn er nicht losließ, würde ich das auch nicht tun.
Der Duft von frisch gebackenem Brot und Kaffee ließ meinen Magen wieder knurren, als wir am Café einen freien Tisch unter der grün-weiß gestreiften Markise fanden.
Sebastian bestellte einen Teller Beignets und zweimal Kaffee. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, die Passanten zu beobachten und mir den überraschend grünen Platz genauer anzusehen.
»Ich wette, dass deine Mutter oft mit dir hier gewesen ist«, unterbrach Sebastian das Touristenprogramm.
»Warum sagst du das?«
Er zuckte mit den Schultern, während ein leichtes Lächeln seine dunklen Lippen umspielte. »Wenn sie in New Orleans gelebt hat, ist sie oft hergekommen. Das ist einfach so.«
Vermutlich stimmte das sogar. Ich war nicht von hier, aber trotzdem wusste ich, dass alle ins Café Du Monde gingen. »Du hast recht«, antwortete ich leise, während ich mich umdrehte und auf das Café hinter mir starrte. »Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie mit mir hier gewesen ist.« Wenn ich mich doch nur daran erinnern könnte. Wie es wohl gewesen war? Hier mit meiner Mutter herzukommen, an einem der Tische vor dem Café zu sitzen…
»Und? Willst du nach Alice Cromley suchen?«, wechselte Sebastian das Thema. Er versuchte, seine Belustigung zu verbergen, gab es aber recht schnell wieder auf.
»Nein, danke. Ich glaube, ich frage lieber deine Großmutter, bevor ich das Grab irgendeiner Frau plündere und ihre Knochen zu Pulver mahle.« Bei dem Gedanken daran lief es mir kalt den Rücken herunter. Genau in diesem Moment kam der Kellner mit unserer Bestellung.
»Hast du etwa Angst?« Er goss Milch in seinen Kaffee. »Man hat erst gelebt, wenn man einmal ein Grab ausgeräumt hat.«
Ich lachte und hob die Kaffeetasse an den Mund. »Wenn du das sagst.« Das heiße Getränk war genau das Richtige für einen kühlen Januartag im French Quarter . Nachdem ich ein paar Schlucke getrunken hatte, setzte ich die Tasse ab und nahm ein Beignet. Es dampfte, als ich es auseinanderzog.
»Die Entscheidung liegt bei dir«, redete Sebastian weiter. »Aber Dub ist einer der besten Grabräuber der Stadt. Du solltest mal sehen, was er schon alles gefunden hat.«
»Dub. Dub plündert Gräber. Willst du mich verarschen?« Das Beignet schmolz in meinem Mund. Ich stöhnte – es war verdammt gut.
»Das machen viele Jugendliche. Wir müssen schließlich irgendwie Geld verdienen. Crank fährt die Post. Ich arbeite für die Novem. Henri befreit Gebäude von Ratten und Schlangen. Und Dub plündert Gräber und verkauft die Sachen an Touristen und Antiquitätengeschäfte.«
»Ich finde das ziemlich krank.«
Vielsagend hob er eine Augenbraue. »Wir verbringen unsere Zeit eben nicht damit, ständig an Sport, Hormone oder Partys zu denken.« Er machte die gleiche leichte Verbeugung wie ich vorhin. »Darf ich vorstellen: das Produkt von New 2.« Er lachte, tief und ansteckend. Und wieder konnte ich seine unglaublich süßen Grübchen sehen…
»Erzähl mir was über die Neun, die Novem.« Ich biss noch einmal in mein Beignet und versuchte, das Thema zu wechseln. Ich wollte nicht mehr von Leichen und Friedhöfen reden und von der wachsenden Schwärmerei für meinen Reiseführer schon gar nicht. »Warum leben sie immer noch so zurückgezogen?«
»Sie leben nicht zurückgezogen. Die Außenwelt ist für sie einfach nicht so wichtig wie für euch.«
»Und was ist ihnen wichtig?«
»Die Erhaltung der Stadt« – zwischendurch nahm er immer mal wieder einen Bissen von seinem Beignet und kaute – »unsere Geschichte und die von unseresgleichen, Gleichgesinnten eine Zuflucht zu bieten, einen Ort, an dem sie nicht verurteilt oder als Laborratten missbraucht werden.«
»Laborratten?«
Sebastian stützte sich mit beiden Ellbogen auf den Tisch. »In New 2 wohnen viele von denen, die die Novem ›Begabte‹ nennen. Was, glaubst du, würde passieren, wenn Violet oder Dub – oder ich – jenseits des Walls leben würden?«
Das war nicht schwer zu erraten. »Wenn sie ihre Fähigkeiten nicht verbergen können, würde man sie wohl nicht gerade nett behandeln«, antwortete
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