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Dein goettliches Herz entflammt

Dein goettliches Herz entflammt

Titel: Dein goettliches Herz entflammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Keaton
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wie Arachne das getan hat? Das war doch eine Harpyie, oder nicht?«
    Michel lachte leise. »Ja. Und du, Ari, bist die Einzige, der sie in der ganzen Zeit, in der ich in diesem Dreckloch saß, ihren richtigen Namen verraten hat. Das ist ein großes Geschenk und du solltest gut darauf aufpassen. Athene hat sie gemacht, ohne ihr die Fähigkeit zum Gestaltwandeln zu geben. Arachne dagegen wurde mit dieser Fähigkeit gemacht, damit sie Athenes Feinde in der Gestalt einer schönen Frau anlocken, sich verwandeln und dann zuschlagen konnte.«
    Michel blieb stehen und sah mich an. »Du hast uns befreit und einen Sohn des Perseus getötet. Dafür wird Sie dich erbarmungslos verfolgen.«
    »Genau genommen waren es zwei.« Ich verzog das Gesicht. »Ich habe zwei von ihnen getötet.«
    Er blinzelte überrascht. »Dann hast du etwas getan, was vor dir noch niemandem gelungen ist.« Während er weiter die Straße hinunterging, sagte er: »Du musst in der Stadt bleiben, unter dem Schutz der Lamarlieres. Wir sind eine der neun Familien und mit der Macht der Novem können wir für deine Sicherheit sorgen.«
    »Danke, aber eigentlich will ich nur diesen Fluch aufheben und Josephine weiß, wie es geht. Dann verschwinde ich aus diesem Albtraum. Nehmen Sie’s mir nicht übel.«
    Er kratzte sich am Kinn. »Hüte dich vor Josephine.«
    »Ich weiß. Ich wurde schon gewarnt. Aber sie kannte meine Mutter und sie kann mir helfen.«
    Michel verstummte und musterte mich angestrengt. Sein Gehirn schien auf Hochtouren zu arbeiten, was mich wahnsinnig machte, denn egal, zu welchem Schluss er jetzt kam, es würde mir mit Sicherheit nicht gefallen. Er fluchte leise. »Elenis Tochter.«
    Plötzlich breitete sich Kälte in meinem Magen aus.
    »Kein Wunder, dass du gesucht wirst.«
    Ich fragte nicht, von wem. Josephine. Athene. Plötzlich wollte ich es gar nicht mehr wissen. Ich wollte nur noch, dass dieser verdammte Fluch von mir genommen wurde. Wenn es den Fluch nicht mehr gab, würden die beiden vielleicht das Interesse an mir verlieren.
    Er legte mir die Hand auf die Schulter. »Hab keine Angst«, sagte er. »Das ist zu deinem Besten.«
    Ich erstarrte. In dem Moment, in dem mir jemand den Boden unter den Füßen wegriss, wurde mir schwarz vor Augen.
    Bilder – verzerrt, wahllos durcheinander – schossen mir durch den Kopf. Das Gefängnis. Violet mit ihrer Maske. Pascals milchweißes Maul, die Kiefer weit aufgerissen, direkt vor meinem Gesicht. Meine Mutter vor einem Spiegel, weinend, während sie mit zitternden Händen versucht, imaginäre Schlangen aus ihrem Kopf zu ziehen. Die Harpyie mit ihren großen Flügeln, die aufgeregt flattert, gegen eine Fensterscheibe prallt und mit anderen Vögeln zusammen zwitschert. Sonnenlicht. Bettwäsche, die frisch und sauber riecht.
    Saubere Bettwäsche?
    Ich riss die Augen auf. Vögel flatterten und zwitscherten in den Kletterpflanzen, die neben einem der Fenster nach oben wuchsen. Ich rieb mir die Augen und wischte die Tränen weg, die mir beim Gähnen kamen. Mein Gesicht fühlte sich alt und schwer an, mein Körper steif und erschöpft, doch als ich mich streckte und in die weiche Decke kuschelte, kehrte mein altes Ich allmählich zurück. Die Flügel des Deckenventilators über mir drehten sich langsam und schickten einen leichten Windhauch auf mich herab.
    Schnell wurde mir klar, dass ich mich in einem Schlafzimmer im Erdgeschoss befand, mit Blick auf einen Innenhof mit viel Grün, der so ähnlich aussah wie der in Solomons Haus in der Dumaine Street. Jemand hatte mir ein weißes Trägerhemd und eine weiße Pyjamahose angezogen. Meine Füße waren nackt. Ich stand auf, ging über den Parkettboden zu einer Terrassentür und öffnete sie. Über dem French Quarter ging gerade die Wintersonne unter. Die Luft war kühl, doch das Ziegelpflaster hatte die Wärme der Sonne gespeichert und gab sie jetzt wieder ab.
    Ich hatte den ganzen Tag geschlafen, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, was schon mal passieren konnte, wenn man die ganze Nacht damit verbracht hatte, aus einem »Göttergefängnis« auszubrechen und sich dann durch die Sümpfe in die Zivilisation zurückschleppen musste.
    Die Tür war nicht abgeschlossen. Kein Gefängnis. Michel hatte mich einfach nur in ein weiches Bett gelegt. Michel, der über meine Mutter Bescheid wusste. Und der vermutlich auch alles über meinen Fluch wusste.
    Hinter den hohen Ziegelmauern hörte ich das Klappern von Hufen und das Knarren von Kutschenrädern. Durch den

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