Dein goettliches Herz entflammt
zu halten«. »Ich gehöre hierher.«
»Komm schon!«, hörte ich die Stimme des bärtigen Mannes.
Ich schluckte, als heiße Tränen über mein schmutziges Gesicht liefen. »Hier gehört niemand her«, erwiderte ich.
»Mörder schon. Geh einfach. Nimm den Pfad, der hinter den alten Sklavenquartieren beginnt. Er bringt dich zu der Straße, die nach New 2 führt. Du hast vielleicht noch Zeit, um dich zu verstecken. Aber es wird Sie nicht aufhalten. Sie hat bereits die Übereinkunft mit den Novem gebrochen, da Sie die Jäger in die Stadt geschickt hat. Und Sie wird noch mehr Jäger schicken. Verlier das Schwert nicht. Nur deshalb bist du jetzt in Freiheit. Das Schwert ist das Einzige, was einen Jäger töten kann. Pass gut darauf auf. Und erzähl niemandem davon.«
Ich schlug gegen die Gitterstäbe und wollte dem Sebastian-Doppelgänger nachrufen, dass er mir den Schlüssel zurückgeben solle.
»Beeil dich. Du hast nicht mehr viel Zeit.«
»Danke.« Es klang völlig unzureichend, doch ich sagte es trotzdem. Der Jäger antwortete nicht.
Ich rannte los, obwohl ich das Gefühl hatte, gerade etwas Falsches getan zu haben, etwas, das ich für den Rest meines Lebens bereuen würde. Nachdem ich den älteren Sebastian auf der Treppe überholt hatte, nahm ich immer zwei Stufen auf einmal.
Als wir aus dem Haus liefen, war niemand zu sehen.
Ich übernahm die Führung und rannte über den weiten Hof und unter dem Blätterdach der Eichen hindurch zu den Gebäuden, die hinter dem Haupthaus standen. Der Dreiviertelmond leuchtete uns den Weg.
Als wir um die Ecke bogen und die restaurierten Sklavenquartiere vor uns sahen, blieb ich heftig keuchend stehen. Meine Augen suchten nach dem Pfad und fanden einen schmalen Fußweg, der durch ein Gewirr von Schlingpflanzen, Palmen und Zypressen in die Sümpfe führte.
Ein leiser, angsterfüllter Schrei ließ mich meine Aufmerksamkeit wieder auf die Gruppe richten.
Die Spinnenfrau lag auf den Knien und war jetzt wieder eine ganz normale Frau, splitternackt, das Gesicht dem Licht des Mondes zugewandt, die Arme schlaff herabhängend. Freudentränen liefen ihr über das Gesicht, während ihr einige der anderen beim Aufstehen halfen.
»Ich habe mich seit zweihundert Jahren nicht mehr verwandeln können. Danke.«
Ich sah in die dunklen Augen der Frau. Sie war eine ausgesprochene Schönheit, auf eine düstere, geheimnisvolle Art, mit langen schwarzen Haaren und scharf geschnittenen, verführerischen Gesichtszügen. »Gern geschehen«, erwiderte ich. Ich bemühte mich, ganz normal zu reden, doch meine Stimme klang unnatürlich hoch und erstickt.
Sie kniff die Augen zusammen, als sie meine weißen Haare und türkisfarbenen Augen sah. »Du bist τέρας ?«, fragte sie.
Zuerst wollte ich Nein sagen, doch dann zögerte ich. Ich war mir nicht sicher, was ich antworten sollte oder was zum Teufel ich hier mitten im Nirgendwo verloren hatte. »Ich weiß nicht, was ich bin«, erwiderte ich schließlich.
Der Sebastian-Doppelgänger legte mir eine Hand auf die Schulter. »Du würdest es wissen, wenn du gemacht wärst. Einige, die gemacht sind, wie Arachne hier, können sich wieder in ihre menschliche Gestalt zurückverwandeln.«
»Hier werde ich euch verlassen.« Arachne wandte sich wieder an mich. »Wenn du mich jemals brauchen solltest, ruf einfach meinen Namen. Ich werde es hören.«
Sie nickte den anderen zu und verschwand dann in der Dunkelheit der Sümpfe.
»Hier werde ich euch auch verlassen«, sagte die Harpyie.
Ihr großer Kopf beugte sich zu mir. Die Knopfaugen sahen mich aufmerksam an, der Schnabel berührte mich fast. Sie streckte eine Klaue aus und berührte damit zuerst das kleine Halbmond-Tattoo auf meinem Wangenknochen und danach meine Haare. Sie lachte. »Befreit von einer Schönheit. Das hätte ich mir denken können. Ich war auch einmal wie du. Pass auf, dass Sie dich nicht erwischt, kleines Mädchen. Ich versuche mein Glück in den Sümpfen.«
Der Schnabel kam näher und strich sanft über meine Wange, was mir einen Schauder über den Rücken jagte. Dann flüsterte sie so leise, dass nur ich es hören konnte: »Sprich meinen Namen aus und ich werde es hören, egal, wie weit ich weg bin.«
Nach einer kleinen Pause raunte sie einen Namen.
Der Zauber, der in diesem Wort lag, löste Gänsehaut bei mir aus.
Die Harpyie breitete ihre riesigen ledernen Flügel aus und schwang sich in die Luft. Die Bewegung wirbelte die Blätter zu meinen Füßen durcheinander und ließ meine
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