Dein goettliches Herz entflammt
ebenfalls. Ihre Worte führten dazu, dass sich Athenes Fingernägel noch tiefer in meinen Arm gruben und die Haut durchbohrten. Der Schmerz lähmte mich, doch nach einer Sekunde hatte ich mich wieder gefasst. Langsam floss Blut meinen Unterarm hinunter.
Athene wurde immer wütender. Eine bleierne, erstickende Energie hüllte uns ein. »Ich kann sie auch gleich hier und jetzt benutzen. Und ich glaube, du, Josephine, stirbst als Erste.«
»Du kannst das Mädchen nicht benutzen«, wandte Josephine ein. »Sie ist noch nicht erwachsen.«
Athenes grausamer Mund verzog sich zu einem Grinsen. »Und wenn ich diesen Prozess ein wenig beschleunige?« Sie legte mir ihre Hand auf die Brust.
»NEIN!« Josephine machte einen Satz nach vorn und durchbrach den Kreis. Athene streckte die andere Hand aus und schleuderte Josephine in hohem Bogen gegen die Wand. Plötzlich tauchte Sebastian hinter Athene auf.
»Sebastian, nicht!«, brüllte Michel.
Sebastian legte den Arm um Athenes Hals und nahm Sie in den Schwitzkasten. Dann drückte er mit aller Kraft zu, doch ihr Fleisch gab gerade so lange nach, um seinen Arm hindurchgleiten zu lassen. Er verlor den Halt und fiel nach hinten.
Die Hand der Göttin auf meiner Brust wurde warm und schickte eine brennende Hitze in meinen Körper, die bis in meinen Kopf stieg. Ich spürte den gleichen grauenhaften Schmerz, der mich nach dem Besuch bei Jean Solomon auf der Straße überfallen hatte. Der Schmerz verbrannte mein Gehirn und vergrößerte die Blutgefäße unter meiner Kopfhaut, die zu einer pochenden Masse wurden. Tief in meinem Innern bildete sich ein Schrei, der langsam nach oben stieg und dann aus meinem Mund drang. Er klang nicht mehr menschlich.
Als meine Augen sich schlossen, sah ich gerade noch, wie Sebastian von Michel daran gehindert wurde, Athene ein zweites Mal anzugreifen, und Josephine sich wieder in den Kreis einreihte. Die Mitglieder des Rates setzten zu einem Sprechchor an und die blaue Linie zwischen ihnen wurde dicker. Aber es spielte keine Rolle mehr. Ich starb. Mein Kopf würde platzen oder in sich zusammenbrechen oder einfach schmelzen.
Ich wusste gar nicht, dass ich so laut schreien konnte. Oder so lange. Der Schrei klang, als würde er aus den Tiefen meiner Seele gespeist werden.
Vor meinen geschlossenen Augen tauchten Blitze auf. Dann eine schöne Frau, die genauso aussah wie ich. Gütig. Liebevoll. Treu ergeben. In einem Tempel, einem Tempel am Meer. Ein weinendes Baby. So viel Tod. Viele Jahrhunderte lang. Leid und Elend.
Es musste aufhören. Es musste aufhören. Großer Gott! Ich wollte nicht sterben!
Mit der rechten Hand packte ich Athene am Handgelenk und versuchte mit aller Kraft, ihre Hand auf meiner Brust wegzuziehen und meinen Qualen ein Ende zu bereiten.
Plötzlich stieg Zorn in mir hoch und verdrängte für kurze Zeit den Schmerz in meinem Kopf. Mein ganzer Körper wurde davon erfasst. Die Bilder, die ich vor mir gesehen hatte, all das Leid meiner Familie und alles wegen Athene. Ich hatte nichts Unrechtes getan, keine von uns hatte etwas Unrechtes getan.
Ich öffnete die Augen.
Mit meiner Hand drückte ich so fest zu, wie ich nur konnte. Dann sah ich Athene direkt in die Augen. »Ich… hasse… dich«, zischte ich. Sie sollte es wissen, bevor ich starb. »Für alles, was du ihnen angetan hast… und dafür, dass du so ein… gottverfluchtes… Miststück bist!«
Athene fuhr zusammen und riss für den Bruchteil einer Sekunde die Augen auf. Es waren nur ein kurzes, schmerzhaftes Zucken und eine ruckartige Bewegung in ihrem Arm. Ich biss die Zähne zusammen. Sie drückte noch fester auf meine Brust, doch irgendwie gelang es mir, ihre Hand wegzuziehen.
Ich starrte auf meine Hand, die das Handgelenk der Göttin umklammert hielt. Athenes weiße Haut wurde an dieser Stelle hart und grau.
Was zum Teufel?
Wir waren beide so erschrocken, dass wir gleichzeitig losließen.
Doch ich war diejenige, die das ausnutzte. Etwas verdrängen und erst später darüber nachdenken, konnte ich gut. Jetzt zählte nur noch der Kampf. Ich ballte die Hand zur Faust und holte zu einem Schlag aus, auf den Bruce sehr stolz gewesen wäre. Meine Faust traf Athene ins Gesicht und ließ ihren Kopf zur Seite schleudern.
Mein Herz klopfte wie wild. Der Schmerz in meinen Kopf ließ alles vor meinen Augen verschwimmen. Ich spürte meine Knie nicht mehr und wusste nicht so genau, warum ich überhaupt noch stehen konnte. Trotzdem nahm ich beide Hände hoch und machte mich
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