Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dein goettliches Herz entflammt

Dein goettliches Herz entflammt

Titel: Dein goettliches Herz entflammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Keaton
Vom Netzwerk:
klang betörend und verführerisch, wie der Gesang einer Sirene.
    Plötzlich schossen schimmernde Blitze – bronzefarbene, glitzernde Körper – unten durch die Zuschauer. Die Menge brach in verzückte Schreie aus. Männer, die nur Lendenschurze und Bronzemasken trugen, sprangen auf den Wagen der Sirenen. Sie gingen in die Hocke und warteten. Und dann winkten die Sirenen sie mit einem einladenden Lächeln auf den Lippen zu sich. Die maskierten Männer näherten sich ihnen, legten sich auf die Sirenen und bedeckten ihre Körper mit ihren. Die Menge jubelte.
    Mein Gesicht brannte. Ich war völlig durcheinander. Ich ertrug es nicht länger. Es war, als hätte die Musik unten eine hypnotisierende Wirkung. Aber das konnte nicht sein… oder doch? Dieser Ball war wie eine Droge. Ich hatte mich an den Bildern und den Geräuschen berauscht, wie jemand, der nichts vertrug, und jetzt wurde mir schlecht davon. Ich kniff die Augen zusammen und nahm mir vor, mich nicht mehr ablenken zu lassen. Ich musste hier weg. Das Haus durchsuchen. Violet und die anderen finden und dann gehen.
    Sebastian verlagerte sein Gewicht, sein Oberschenkel drückte gegen meinen und ließ das Schwert verrutschen. Das Metall war genauso warm wie mein Körper geworden und der Lederriemen saß sehr fest, fast zu fest. Es genügte, um meine Konzentration zurückzubringen.
    Ketten aus Glasperlen und Süßigkeiten flogen über unsere Köpfe. Ich drehte mich zur Seite und schob mich mit Sebastian zusammen vom Geländer weg, sodass andere unseren Platz einnehmen konnten. Wir gingen wieder ins Haus.
    Ich musste aus diesem Kleid heraus! Es war viel zu warm geworden und auch zu eng. Ich nahm meine Maske ab. Dann steckte ich die Finger unter den Rand der Korsage und schob sie von meiner Haut weg, um mir etwas Kühlung zu verschaffen. Es half nichts.
    »Komm mit.« Sebastian hatte den Ballsaal betreten, der inzwischen völlig leer war.
    Wir hasteten über die Tanzfläche.
    Eine der Terrassentüren schlug zu.
    Dann noch eine. Und noch eine.
    Ich blieb mitten auf der Tanzfläche stehen und drehte mich um. Die Türen gingen zu und verriegelten sich von selbst. Das Orchester hörte auf zu spielen. Durch die verglasten Türen sah ich, wie einige der Gäste versuchten, wieder in den Ballsaal zu kommen, doch es gelang ihnen nicht. Überall schlugen Türen zu, Schlösser klickten.
    Und dann war alles still.
    Nur noch eine der Türen stand offen.
    Wir starrten sie an und warteten darauf, dass sie zuging, doch aus irgendeinem Grund wusste ich, dass sie wartete. Ich hatte ein ungutes Gefühl.
    Die dünnen weißen Vorhänge zu beiden Seiten der Terrassentür bauschten sich auf. Die Luft zwischen ihnen flimmerte.
    Und dann erschien wie aus dem Nichts eine hochgewachsene Gestalt.
    Mir gefror das Blut in den Adern.
    Ich wusste sofort, wer da gerade in den Ballsaal kam. Es gab keinen Zweifel.
    Mit einem lauten Knall fiel die Tür hinter ihr zu. Ich zuckte zusammen.
    Etwa eins achtzig groß. Makellose Figur. Und von Kopf bis Fuß in dünnes, hautenges Leder gehüllt, das in einem dunklen Olivgrün schimmerte. Das Leder hatte ein Muster aus Linien, wie bei einer Schlange, und sah aus, als wäre es irgendwann einmal lebendig gewesen.
    Athene.
    Sie hatte porzellanweiße Haut, smaragdgrüne Augen, die von innen heraus glühten, und gewelltes schwarzes Haar, das ihr bis zur Taille reichte. Zwischen den Haarsträhnen konnte ich kleine Zöpfe erkennen, die mit dünnen Streifen aus Leder, Sehnen und Knochenperlen verwoben waren und aussahen, als wären sie schon seit Jahrhunderten in ihren Haaren. In die Haut an den Schläfen waren winzige Symbole eingeätzt, direkt am Haaransatz.
    Volle weinrote Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. »Du wolltest doch nicht etwa gehen, oder?«, hörte ich eine raue Stimme, die es gewohnt war zu befehlen.
    Ich musterte Sie von Kopf bis Fuß. Völlig schockiert. Ich bekam kein Wort heraus.
    »Seit Jahren frage ich mich, ob es dich wirklich gibt, mein Kind.«
    Ich schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter und stand wie angewurzelt da, als die Göttin näherkam, im Gesicht ein breites Grinsen, ein boshaftes, siegessicheres Grinsen. Ich suchte nach Sebastians Hand und hielt sie fest.
    Oh Gott.
    Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen, als ich Athenes Lederkostüm genauer sehen konnte. Es bewegte sich. Das verdammte Ding bewegte sich. Als hätte Sie sich etwas Lebendes um den Leib gewickelt, etwas, auf dem man gerade noch die Umrisse eines

Weitere Kostenlose Bücher