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Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)

Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)

Titel: Dein göttliches Herz versteinert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Keaton
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unsichtbare Fesseln um sie herum enger gezogen wurden. Das Mädchen in dem schwarzen Kleid hielt die Spannung einige Sekunden aufrecht und ließ dann los. Dann rannte ein Junge in den Kreis, so unnatürlich schnell, dass er nur als verschwommener Fleck wahrzunehmen war, dem meine Augen kaum folgen konnten. Auf dem Oberkörper der Kreatur sah man plötzlich mehrere Schnittwunden, bevor der »Fleck« neben Gabriel stehen blieb.
    Das Ding schrie und wehrte sich heftig, als der Boden um seine Füße herum einbrach. Wurzeln schossen von unten heraus und bohrten sich wie Speere in seine Füße. Die Musik war ohrenbetäubend laut. Hinter mir loderte das Feuer, die Party ging weiter, als würde sich niemand dafür interessieren, dass das Wesen hier gefoltert wurde.
    Sie spielten, testeten, wetteiferten mit ihren Zauberkräften, wollten herausfinden, zu was sie fähig waren. Aber es war kein fairer Kampf. Es war überhaupt nicht fair.
    Ich konnte nicht mehr zusehen. Ohne nachzudenken, trat ich vor, packte Gabriel am Arm und drückte fest zu. »Sag ihnen, dass sie aufhören sollen. Das ist falsch.«
    Er starrte auf meine Hand an seinem Arm. Langsam schob er seine Maske nach oben. Seine Augen glänzten, das Gesicht war leicht gerötet; offenbar hatte er schon einiges getrunken. Er grinste und zeigte mir seine spitzen Eckzähne. Der Blick, der über meinen Hals kroch, war unmissverständlich.
    »Versuch’s doch«, stieß ich hervor.
    »Es wäre kein Versuch, Schätzchen. Wenn ich deinen Hals haben will, bekomme ich ihn auch, das kannst du mir glauben.«
    Die Kreatur schrie wieder auf.
    »Hört auf, ihm wehzutun.«
    Gabriel runzelte die Stirn. »Warum? Sei doch kein Spielverderber. Das Ding ist der Feind. Wir sind im Krieg gegen Athene.«
    »Und? Was habt ihr vor? Wollt ihr es zu Tode foltern? Feind hin oder her, es ist falsch, und das weißt du auch.«
    Gabriel lachte. »Vielleicht hast du ja ein bisschen zu viel Mitgefühl für diese Kreatur, weil ihr im Grunde genommen das Gleiche seid. Ihr seid beide von Athene gemacht worden. Ihr seid beide … Monster.«
    Weißglühende Wut stieg in mir auf, so extrem, dass unmittelbar darauf eine sonderbare Ruhe folgte. Ich wollte meine Neunmillimeter ziehen, war aber nicht sicher, wie Blutgeborene oder die anderen hier darauf reagieren würden, mit einer Pistole bedroht zu werden. Oder erschossen zu werden, falls es so weit kommen sollte. Blutgeborene hörten mit Anfang zwanzig auf zu altern, wenn ihre regenerativen Gene die Oberhand gewannen und sie nahezu unsterblich machten. Gabriel war noch nicht so alt, was bedeutete, dass eine Kugel ihn unter Umständen töten konnte, wenn es schlecht lief.
    Trotzdem war ich der Meinung, dass Gabriel einen Dämpfer verdient hatte und seine Freunde ruhig sehen sollten, dass auch er Schwächen hatte. Langsam hob ich die Hand und zog die beiden Holzstäbe aus meinen Haaren.
    Sie fielen als glänzender weißer Vorhang bis zu meiner Taille. Wie erwartet, riss Gabriel die Augen auf und starrte fasziniert meine Haare an.
    Und in diesem Moment wirbelte ich herum, packte ihn an der Schulter und fegte ihm die Beine weg. Als er fiel, schob ich mich hinter ihn, schlang meine Beine um seine Taille und legte meine Arme um seine Schultern. Dann drückte ich ihm die spitzen Enden der Stäbe gegen die Halsvene.
    Ich presste meinen Kiefer an sein Ohr. »Die einzigen Monster hier sind du und deine kranken Freunde«, fauchte ich. »Foltern und töten macht einen nicht stark oder beliebt, es macht einen nur zu einem selbstsüchtigen Stück Scheiße wie Athene. Und jetzt lässt du das Ding gehen.«
    Gabriel versuchte, sich aus meinen Griff zu befreien. Ich hatte keine Ahnung, was um uns herum geschah. Jeder hier hatte irgendeine Begabung und wir waren den anderen zahlenmäßig so unterlegen, dass ich mich fragte, warum Gabriel nicht einfach zu lachen begann.
    »Mmm«, flüsterte er. »Deine Haare riechen verdammt gut.«
    Plötzlich wurde alles langsamer. Mein Körper fühlte sich warm und schwer an, meine Gedanken entglitten mir. Gabriel drehte sich in meinen Armen herum, zog mich in seinen Schoß und drückte meinen Oberkörper sanft auf den Boden. Meine Haare fielen nach hinten. Er lächelte auf mich herab.
    Mein Kopf kippte zur Seite, mein Hals wölbte sich ihm entgegen. Ich hatte das Gefühl, in einem Traum zu sein. Es sah aus, als ob Henri und Sebastian gegen Luft ankämpften; Anne Hawthorne und das andere Mädchen hatten die Arme ausgebreitet und hinderten die

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