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Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)

Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)

Titel: Dein göttliches Herz versteinert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Keaton
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und sie erotischer, schamloser und verrucht wirken ließ.
    Die Statue stimmte uns auf das ein, was uns erwartete, als wir durch das Foyer in den Zuschauerraum traten. Der Balkon über unseren Köpfen ließ den Raum zuerst sehr dunkel wirken. Mehrere Sitzreihen unter dem Balkon machten diesen Bereich des Theaters zu einem perfekten Ort, um unbeobachtet miteinander zu knutschen oder sich in Ruhe mit Freunden zu unterhalten, doch als wir ein paar Schritte hineingegangen waren, sahen wir plötzlich einen gewaltigen Saal vor uns. Es war wie der Übergang in eine andere Welt und eine andere Zeit.
    In der Mitte des Theaters brannte ein riesiges Lagerfeuer, das die drei Stockwerke hohen Wände beleuchtete.
    »Wow«, flüsterte ich. Mir war, als stünde ich in einem riesigen Innenhof, umgeben von den Wänden einer Kaiservilla aus dem alten Rom.
    Die Wände des Theaters waren gestaltet wie die Außenseite von Tempeln und Gebäuden mit Spitzdächern und Säulen, doch dahinter steckte nur eine geschickte Illusion. Teile der Decke waren erhalten geblieben und mit einem Nachthimmel bemalt, der Rest war eingestürzt und Wind und Wetter ausgesetzt.
    Auf der Bühne spielte eine Band, wild und extrem, mit bemalten Gesichtern und bunt gefärbten Haaren. Die laute Musik sprang mich an, sie pulsierte durch meinen Körper und machte mich nervös.
    Jenseits des Balkons waren sämtliche Sitze herausgerissen worden – der Größe des Zuschauerraums nach zu urteilen, mussten es Tausende gewesen sein.
    Alle Gäste tanzten, tranken, aßen, lachten, schrien, stritten, küssten sich. Der Bass ließ die Bühne erzittern. Die Kleider der Mädchen waren knapp, die Masken elegant und geheimnisvoll. Im Licht des Feuers funkelte und glitzerte alles. Es war eine zügellose, dekadente Szene, wild und sinnlich … hypnotisierend.
    »Hier lang«, sagte Sebastian, während er mich mit sich zerrte.
    Wir gingen gerade am Lagerfeuer vorbei, als ein Junge seinen Freunden zurief: »Seht euch das mal an!« Er machte eine Bewegung mit den Händen. Plötzlich wurde eine der Flammen im Feuer heller, schoss in die Höhe und nahm dann die Umrisse einer tanzenden Frau an. »Mach ihr mal eine Stripteasestange!«, brüllte jemand.
    Alle brachen in schallendes Gelächter aus.
    Henri führte uns zwischen den Feiernden hindurch um das Feuer herum, bis wir die linke Seite des Theaters erreicht hatten, wo eine kleine Gruppe im Kreis stand.
    Ich entdeckte Gabriel sofort. Er trug ein weißes Hemd und eine dunkle Hose, Teile von einem Anzug, bei dem er Krawatte und Jackett weggelassen hatte. Der Kragen seines Hemds war aufgeknöpft, eine schlichte goldene Maske verbarg die obere Hälfte seines Gesichts.
    Er wandte sich um und sah mich an. Einige der anderen drehten die Köpfe in meine Richtung, vermutlich die übrigen Erben der Novem und ihre Freunde. Die kleine Gruppe bestand aus älteren Jugendlichen – denen, die an der Presby das Sagen hatten und eines Tages die Stadt regieren würden.
    Gabriel trat einen Schritt aus dem Kreis, sodass eine von Athenes grotesken Kreaturen sichtbar wurde.
    Ich blieb stehen. Diese Art hatte ich schon einmal gesehen. Eines dieser Wesen hatte versucht, mir den Kopf abzureißen. Es sah aus wie ein Mensch, doch seine Gliedmaßen waren völlig verkrüppelt, als hätte man ihm alle Gelenke verrenkt und verdreht. Es stand vornübergebeugt da. Seine Haut war grau, ledrig und völlig haarlos. Über den linken Augenwinkel zog sich eine alte Narbe, was das Augenlid darunter schlaff herunterhängen ließ. Es hatte zwei kleine Öffnungen als Nasenlöcher, aber von einer Nase konnte man nicht sprechen. Auch besaß es keine Lippen, nichts, um die winzigen, scharfen Zähne zu verbergen, mit denen es gerade die Umstehenden anknurrte.
    Die Kreatur war dünner und wesentlich älter als die, mit denen ich auf dem Friedhof gekämpft hatte. Schwächer. Was vielleicht auch erklärte, warum die Erben sie hatten fangen können.
    »Ich wusste, dass ihr kommen würdet«, sagte Gabriel grinsend.
    Sebastian erstarrte, Henri schnaubte abfällig, während er die Arme vor der Brust verschränkte.
    Gabriel sah von Sebastian zu Henri. Der wütende Blick, den er Henri zuwarf, ließ mich vermuten, dass die beiden sich kannten.
    »Wir amüsieren uns gerade prächtig. Wollt ihr mitmachen?«
    Ein maskiertes Mädchen in einem eng anliegenden schwarzen Kleid breitete die Arme aus. Ein heftiger Wind fuhr auf uns herunter und hüllte die Kreatur ein. Sie begann zu schreien, als

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