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Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)

Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)

Titel: Dein göttliches Herz versteinert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Keaton
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auf die Erde und rieb mir mit einer zitternden Hand über das Gesicht.
    Nachdem der erste Schreck überwunden war, schulterten Henri, Sebastian und ich unsere Rucksäcke. Ich zog mein τέρας -Schwert und nahm meine Neunmillimeter in die andere Hand. Henri holte seine Schrotflinte vom Rücken, die er sich wie einen Bogen umgehängt hatte, Sebastians Hände waren leer. Diese waren – wie ich bereits gesehen hatte – selbst ohne Waffe ziemlich zerstörerisch.
    »Bis bald.« Ich umarmte Crank und Dub und wartete, bis die anderen sich auch verabschiedet hatten.
    Dann holte ich tief Luft und hoffte, dass ich mutiger aussah, als ich mich fühlte. »Der Letzte, der reingeht, hat verloren«, sagte ich, als ich im Tor verschwand.

Siebzehn
    A ls ich zwei Schritte durch das Tor gegangen war, stolperte ich und stürzte. Mit der Stirn knallte ich gegen etwas Hartes. Ich stöhnte und fiel auf die Knie. Scheiße, tat das weh.
    Es war stockdunkel. Der Geruch von Erde und Wasser stieg mir in die Nase, aber es war nicht mehr der modrige Gestank des Sumpfes, der an den Friedhof angrenzte. Rechts von mir hörte ich schlurfende Schritte und lautes Atmen, links von mir einen Fluch. Die Jungs waren mir nachgekommen.
    »Wer zum Teufel hat hier eine Wand hingestellt?«, stöhnte Henri.
    Ich steckte die Pistole wieder in meinen Hosenbund und tastete mit der Hand über das Hindernis vor uns: Längsrillen, in regelmäßigen Abständen und ziemlich glatt. »Wir müssen in dem verlassenen Tempel sein«, sagte ich leise. »Das fühlt sich wie eine Säule an.«
    »Die Taschenlampe sollten wir besser erst einschalten, wenn wir sicher sind, dass hier niemand ist«, meinte Sebastian.
    »Wir tasten uns mit den Händen hier raus«, sagte ich.
    Wir kamen nur langsam voran, da wir uns durch enge Lücken zwängen und über zusammengebrochene Säulen klettern mussten. Ich kannte mich mit Tempeln zwar nicht aus, trotzdem hatte ich das Gefühl, als wären wir irgendwo tief in seinem Inneren. Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit und schließlich konnte ich Umrisse erkennen, die mir sagten, was hier passiert war – der Tempel war teilweise schwer beschädigt; mehrere Säulen im Innern waren eingestürzt und zerbrochen.
    Irgendwann sah ich schwaches Licht, das, wie ich hoffte, von einem Ausgang kam.
    »Gott sei Dank«, flüsterte Henri, als wir an eine Stelle gelangten, die etwa so breit wie eine Schranktür war. Früher war hier einmal ein riesiger Durchgang gewesen, doch eine große Marmorplatte war von der Decke herabgefallen und hatte sich in der Öffnung verkeilt.
    Von der Dunkelheit ins Helle, dachte ich, während ich ins Freie trat. Von einer Welt in die andere. Meine Augen passten sich schnell an das sanfte graue Licht an.
    Die umgestürzten Säulen waren gigantisch. Ich ging bis zur Kante des breiten Absatzes, drehte mich um und starrte nach oben. Der Tempel stand noch, doch eine Seite war eingestürzt und zeigte große Risse im Marmor. Athenes Tempel. Genauer gesagt, ihr Tempel, bevor Sie den ihres Vaters gestohlen hatte. Er war sogar als Ruine noch beeindruckend.
    »Habt ihr eigentlich eine Ahnung, wie verrückt das ist?«, fragte Henri fassungslos. »Das hier ist … wir sind verdammt noch mal im Olymp.«
    Sebastian gab ein lautes, ungläubiges Lachen von sich.
    Ich wandte den Blick vom Tempel ab und sah, dass die beiden ganz oben an der Treppe standen und auf die Landschaft vor uns starrten. Ich ging zu ihnen und dann standen wir da, Seite an Seite, und staunten mit offenem Mund.
    Dichte Wälder grenzten an den Tempel an. Rechts von uns erstreckte sich ein unheimlich wirkender Steingarten und vor uns, hinter der Treppe und jenseits der verwilderten Rasenfläche, sahen wir das glatte, dunkle Wasser eines Sees.
    Mein Blick wanderte über das Wasser bis zum anderen Ufer des Sees, wo sich hinter einem Pavillon aus Marmor und einem gepflegten Rasen ein weiterer gewaltiger Tempel mit weißen Säulen erhob, der im Vergleich jedes der sieben Weltwunder ziemlich poplig hätte aussehen lassen.
    Ich war felsenfest davon überzeugt, dass wir gerade Zeus‘ Tempel anstarrten.
    Der See, die Landschaft … es sah aus, als wäre das Ganze an den Hang eines gewaltigen Berges geklebt worden. Um den Tempel herum brannten Feuer in gewaltigen Schalen, die so groß wie Schwimmbecken sein mussten. Bäume wirkten wie kleine Punkte auf dem Rasen. Zwei Kraniche flogen auf. Leise Harfenklänge drangen über den See zu uns.
    Wir waren im Himmel. Ein

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