Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)
Kuchen? Sie stellte ihn auf den Couchtisch und drückte jedem eine Gabel in die Hand. Ich tat, als würde ich das Zittern ihrer Hände nicht bemerken. »Ari, du weißt doch, was ein Mardi-Gras-Kuchen ist, oder?«
»Ich weiß, dass da eine Plastikfigur von einem Baby drinsteckt, aber das ist auch schon alles.« Ich hoffte inständig, dass Crank nicht gerade dabei war durchzudrehen. Sie machte sich furchtbare Sorgen. Wir gingen und die Chancen, dass wir zurückkamen, standen eins zu einer Million. Wenn Crank wollte, dass wir Kuchen aßen, würden wir Kuchen essen.
»Das ist frittierter Hefeteig, gefüllt mit einer Frischkäsecreme. Glaub mir, er wird dir schmecken.«
Der Kuchen war mit Zuckerguss in den Farben Violett, Grün und Gold überzogen.
»Wo hast du den her?«, fragte ich, während ich mir ein Stück nahm und probierte.
»Das sind die kleinen Vergünstigungen, die man bekommt, wenn man die Post ausfährt«, antwortete Crank. »Wenn ich Kuchen rieche, kommt das Paket aus unerfindlichen Gründen nie an.«
Ich lachte. »Du hast ihn geklaut.«
»Ja, allerdings, das hab ich. Das Paket war an die Pontalba Apartments adressiert.«
Mehr brauchte sie nicht zu sagen. Jeder wusste, dass in diesen protzigen Wohnungen Familien der Novem lebten. Und ein Kuchen mehr oder weniger würde ihnen gar nicht auffallen.
»Weiter so«, lobte Dub, der die Backen wie ein Hamster gefüllt hatte und mit seiner Gabel gegen die von Crank stieß, als würde er ihr zuprosten.
Henri fand das Baby in seinem Stück des Kuchens, daher war es seine Aufgabe, im nächsten Jahr einen Kuchen zu besorgen, wie die anderen sagten. Und ich würde alles in meiner Macht Stehende tun, um dafür zu sorgen, dass es ein nächstes Jahr für uns gab.
Crank fuhr uns die vier Häuserblocks bis zum Lafayette Cemetery mit ihrem Postauto. Wir hätten auch zu Fuß gehen können, doch sie bestand darauf und sagte, wir sollten unsere Kräfte schonen. Nachdem sie am Straßenrand geparkt hatte, stießen wir die Hecktür auf und sprangen heraus.
Wir gingen die erste Reihe mit Gräbern hinunter, dann die zweite. »Wie wär’s mit dem da?« Dub deutete auf ein unversehrtes Grabmal am Ende der Reihe. Es bestand aus angerauten Marmorplatten und war groß genug, um als Tor zu dienen.
»Perfekt. Aber wir sollten die Rückseite nehmen, die sieht man nicht, wenn man am Eingang des Friedhofs steht«, erwiderte ich.
Als wir das Grab erreicht hatten, ließ ich meinen schweren Rucksack von der Schulter gleiten und stellte die kleine Plastikschüssel, die ich in der Hand hielt, auf eine flache Grabplatte neben uns. Während die Jungs Taschen und Waffen zusammenpackten, weichten Crank und ich das eingetrocknete Blut von meinem T-Shirt mit so wenig Wasser wie möglich auf und wrangen es aus dem Stoff in die Schlüssel. Es war Athenes Blut, aber ziemlich verdünnt.
Dub gab mir meinen Notizblock, in den ich die Symbole gezeichnet hatte. »Jeder von uns kann eins davon übernehmen«, schlug er vor.
»Nein. Das muss ich allein machen. In dem Text stand, dass das Tor von einer Frau errichtet werden muss, um zu funktionieren.« Ich wurde rot. Die Sache mit der Jungfräulichkeit behielt ich lieber für mich. »Aber wenn es fertig ist, müsste jeder durchgehen können.«
Sebastian und Henri säuberten die Stellen auf dem Grabmal, auf die ich die Symbole malen würde.
Als sie fertig waren, nahm ich die Schüssel und tauchte meinen Finger in das Blut. Dann malte ich langsam und ganz genau die Symbole, wobei ich immer wieder auf die Skizzen in meinem Notizblock schaute. Das Blut war so stark verdünnt, dass ich unsicher war, ob es funktionieren würde, daher wartete ich, bis die Symbole getrocknet waren, und trug noch eine Schicht auf.
Vier Lagen später trat ich einen Schritt zurück. Die Rückwand des Grabsteins sah fast aus wie die Wand im Entergy Tower, allerdings nicht hundertprozentig. Die Symbole waren leicht anders.
Ich stellte die Schüssel ab, nahm eine Flasche Wasser, um meine Hände zu waschen, und holte tief Luft, während sich Sebastian und Henri vor die Wand stellten und versuchten, irgendeinen Hinweis darauf zu entdecken, dass die Symbole uns Zugang zu Athenes Reich verschaffen konnten.
»Ähm, seht mal. Ich glaube, Aris Tor funktioniert.« Crank stand neben dem Grabmal und hatte die Hand in die Wand gesteckt. Sie war weg.
Ich war so erleichtert, dass meine Knie weich wurden. Wir würden es tatsächlich tun. Wir würden in Athenes Reich gehen. Ich setzte mich
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