Dein Herz will ich erobern
Berufstätige wieder ans Werk gehen lasst…“
Doch Ike legte Alison ungerührt einen Arm um die Schultern. Es überraschte ihn, dass sie sich versteifte, da sie bisher auf das scherzhafte Geplänkel eingegangen war. „Du willst doch wohl das arme Mädchen nicht zu Tode schinden, oder?“
„Frau“, korrigierte Luc. „Sie werden lieber als Frau bezeichnet.“
Alison wich beiseite. „Sie werden noch lieber mit ihrem Namen bezeichnet. Und sie hassen es, wenn in der dritten Person von ihnen gesprochen wird, während sie dabei sind.“
„Entschuldige“, murmelte Luc zerknirscht.
„He, hat sie dich jetzt schon unterm Pantoffel?“ höhnte einer der Männer und stieß seinen Nebenmann an. „Anscheinend hat er schon genau gelernt, wie man sich als braver Ehemann benehmen muss.“
Ike zog amüsiert die Brauen hoch. „Na ja, falls er noch irgendwelche Fragen hat, kann er ja zu dir nach Hause kommen und Anschauungsunterricht nehmen, Paddy.“
Die Männer ringsumher lachten. Nur Paddy biss die Zähne zusammen.
Luc zog Alison beiseite und sagte leise, dass nur sie es hören konnte: „Jetzt mal im Ernst. Wenn du etwas essen möchtest, können wir jetzt in den Salty gehen.“
Mit einem Seitenblick zu Shayne, der gerade den nächsten Patienten ins Sprechzimmer führte, fügt er hinzu: „Dir steht schließlich eine Mittagspause zu.“
„Nein danke. Ich esse später. Momentan ist zu viel zu tun.“ Sie wollte sich an die Routine in der Praxis gewöhnen, und vor allem wollte sie nicht riskieren, dass Shayne bereute, sie eingestellt zu haben.
„Wie du meinst“, sagte Luc und wandte sich zum Gehen.
Er kehrte eine Viertelstunde später mit einem Salat, einem Truthahnsandwich und einer Limonade zurück. Da er höhnische Kommentare der Männer vermeiden wollte, ging er zur Hintertür hinein.
Shayne, der gerade aus einem Untersuchungszimmer kam, sah das Tablett und lächelte. „Du kannst in mein Büro gehen, wenn du möchtest.“
Luc wollte nicht den Eindruck erwecken, dass er Alison bediente. Daher stellte er das Tablett nur auf dem Schreibtisch ab und ging wieder. „Sag ihr nur, dass es da ist. Ich muss wieder zurück.“
Shayne nickte. „Wie du meinst.“ Er blickte Luc nach und dachte grinsend bei sich, dass sich da etwas anbahnte. Er konnte es kaum erwarten, nach Hause zu kommen und es Sydney zu erzählen. Ausnahmsweise war er ihr voraus, was Klatsch anging.
11. KAPITEL
Ich hätte auf Sydney hören und einen Hut aufsetzen sollen, dachte Alison seufzend. Aber sie trug nicht gern Hüte, nicht einmal im Winter, und jetzt war Sommer, und dazu ein sonniger, beinahe unerträglich heißer Tag.
Sie strich sich mit dem Handrücken über die schweißnasse Stirn und blickte finster zu ihrer Angelrute. Die Schnur hing schlaff und total reglos im Wasser, schon seit einer scheinbaren Ewigkeit. Lange genug, dass Alisons Haare vermutlich schon ganz ausgebleicht von der Sonne waren.
Sie blickte zu Luc, der ein kleines Stück entfernt saß – oder besser gesagt, halb lag. Er erweckte den Anschein, als wäre die Angelrute in seiner Hand lediglich ein Beiwerk und nicht der Hauptgrund für ihren Aufenthalt am Bach.
„Bist du sicher, dass ich nichts falsch mache?“ fragte sie ungehalten.
Ein Lächeln spielte um seine Lippen. Das ist der Stadtmensch in ihr, dachte er.
„Es braucht Geduld. Manchmal beißen die Fische und manchmal nicht. Ich habe ja auch noch nichts gefangen.“
„Ich weiß, ich weiß. Ich dachte nur, es wäre produktiver.“
Produktiv. Das war ein Wort, das er mit der Welt außerhalb dieses friedlichen Landstrichs assoziierte. Es ging nicht darum, dass es ihm nicht gefiel, produktiv oder progressiv zu sein; er sah nur keinen Sinn darin, sich von übertriebenem Ehrgeiz regieren zu lassen.
Er deutete mit dem Kopf zum Bach, in dem sich die Bergkette des anderen Ufers spiegelte. Es war eine idyllische Szene, die Frieden im Betrachter erweckte. In den meisten Betrachtern, korrigierte er mit einem Blick zu Alison. „Das gehört zu der Entspannung, wegen der wir hergekommen sind. Du solltest es einfach genießen. Das Angeln ist zweitrangig.“
„Aber was wäre, wenn ich etwas fangen müsste, um nicht zu verhungern?“
„Dann hättest du ein Problem.“ Er wollte, dass sie sich amüsierte, nicht ärgerte.
„Wenn du lieber wieder gehen möchtest…“
„Nein, du hast Recht. Ich bin hier, um zu sehen, was die Einwohner von Hades in ihrer Freizeit tun – außer im Salty zu hocken oder zum Arzt zu
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