Dein Herz will ich erobern
wartete ungeduldig auf ihre neue Freundin.
Theatralisch verdrehte sie die Augen. „Jetzt heult sie schon wieder!“
„Das ist die einzige Möglichkeit für ein Baby, auf sich aufmerksam zu machen“, erklärte Alison.
„Das und an den Haaren ziehen“, pflichtete Marta ihr bei. „Das ist momentan Celines Lieblingsbeschäftigung.“
„Möchtest du mit nach oben kommen und dir die Babys ansehen?“ bot Sydney an.
„Sehr gern.“
Sydney hakte sich bei Alison unter. „Dann komm.“
Ike blickte den Frauen nach, als sie nach oben gingen, gefolgt von Sara. „Da hast du einen Glücksgriff getätigt“, murmelte er, an Luc gewandt.
Shayne hörte deutlich die Bewunderung aus Ikes Stimme. Doch er machte sich keine Sorgen wegen seines besten Freundes. Ike liebte seine Frau von ganzem Herzen. Aber es gab viele ungebundene Männer in und um Hades, die selbst beim Anblick einer wesentlich weniger hübschen Frau als Alison in Versuchung geraten würden.
Eindringlich blickte er Ike an. „Sag allen, dass jeder, der sie belästigt, es mit mir persönlich zu tun kriegt.“
„Und mit mir“, fügte Luc hinzu. Als die beiden anderen ihn erstaunt anblickten, erklärte er: „Nun, ich habe sie schließlich hierher gebracht. Und zwar nicht, um sie den Wölfen vorzuwerfen.“
„Nette Ausrede“, murmelte Ike.
„Es ist die Wahrheit.“
„Wie du meinst.“
„He, ich suche keine Beziehung. Ist das klar?“
„Das ist der beste Zeitpunkt. Hast du noch nicht gehört, dass es dich gerade dann einholt, wenn du nicht suchst?“
„Was?“
„Das Schicksal.“
Eigentlich hatte Ike ein anderes Wort benutzen wollen, aber er hielt es für klüger, die Wahrheit ein wenig zu verschleiern. Er wollte keine Diskussion hervorrufen, denn Luc wirkte etwas gereizt nach allem, was er in letzter Zeit durchgemacht hatte. Und im Herzen wusste er bestimmt, was gemeint war.
Mit einem Achselzucken tat Luc die Bemerkung als die Schwärmerei eines glücklich verheirateten Mannes ab. Er freute sich für Ike, beneidete ihn vielleicht sogar ein wenig, da seine eigenen Chancen für eine so erfüllte Beziehung sehr schlecht standen. Besonders, da er nicht beabsichtigte, sich emotional zu engagieren.
10. KAPITEL
„Und ich fand es in der Disco schon furchtbar voll, in die Jimmy uns geschleift hat.“ Alison blickte sich um und schüttelte verwundert den Kopf. Wohin sie auch schaute, standen die Leute dicht an dicht gedrängt. „Wie viele Personen passen eigentlich hier rein?“
Luc rief über den beträchtlichen Lärm hinweg: „Fast ganz Hades. Es ist praktisch unser Erholungszentrum. Der alte Besitzer hat es so gebaut, dass alle bequem reinpassten, die zu dem Zeitpunkt hier lebten.“
Jemand stieß Alison aus Versehen von hinten an, und sie wurde an Luc gepresst.
Der unerwartete Kontakt sandte eine Woge der Wärme durch ihren Körper, bevor unliebsame Erinnerungen auf sie einstürmten. Sie versteifte sich und versuchte zurückzuweichen. „Das hier ist also ein Beispiel für eine Bevölkerungsexplosion.“
„Und da kommt einer von der alten Bevölkerung, um dich kennen zu lernen“, murmelte Luc und stellte ihr Hank Black Arrow vor, der zu ihnen getreten war.
Hank war von der Abstammung her eine Mischung aus Indianer, Russe, Franzose und Inuit, und er lebte schon so lange in Hades, wie im Saloon Alkohol ausgeschenkt wurde. Er war damals schon alt gewesen und schien in all der Zeit nicht einen Tag gealtert zu sein. In seinem Fall sah es ganz so aus, als ob der Alkohol als Konservierungsmittel wirkte.
Aufmerksam musterte er Alison mit seinen kleinen dunklen und blitzblanken Augen anerkennend und ein wenig belustigt. Dann schlurfte er davon und holte sich ein neues Bier. Er hatte kein einziges Wort gesprochen.
„Ich glaube, du hast schon einen Fanclub.“ Luc deutete mit seinem Bierkrug zu der Bar, wo sich eine Gruppe von sieben Männern versammelt hatte. Obwohl sie sich lebhaft miteinander unterhielten, starrten alle unverhohlen zu Alison hinüber. Ganz offenkundig gefiel ihnen, was sie sahen.
Luc konnte es ihnen nicht einmal verdenken. Auch er genoss ihren reizvollen Anblick in einer dunkelgrünen schulterfreien Bluse und hautenger Jeans.
Seit etwa zwei Stunden hielten sie sich im Salty Saloon auf, und ihr schien, dass in dieser Zeit jeder anwesende Mann zu ihr gekommen war, um vorgestellt zu werden. Die meisten waren nicht so schweigsam gewesen wie Hank. Nur eine Hand voll Frauen hatte sie begrüßt – Ehefrauen oder Töchter.
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