Dein Herz will ich erobern
die Namen merken kann.“
„Das kommt schon mit der Zeit.“ Ike zwinkerte ihr zu.
„Deinen Namen hat sich jeder hier gemerkt, und du wirst die Hälfte der Gesichter morgen in der Praxis sehen und Gelegenheit haben, die Namen zu üben.
Außerdem wirst du Shayne sehr mürrisch erleben.“
„Shayne und mürrisch? Das kann ich mir nicht vorstellen.“
„Oh doch. Als Sydney ihm zum ersten Mal in der Praxis ausgeholfen hat, haben die Männer Schlange gestanden, obwohl kaum einer krank war. Das hat ihm gar nicht gefallen.“ Erneut zwinkerte er ihr zu. „Gewarnt sein heißt gewappnet sein, Darling.“
Alison seufzte. Sie war sich nicht sicher, ob sie sich gegen einen derartigen Andrang wirklich wappnen konnte.
Luc blickte zur Uhr an der Rückwand des Gemischtwarenladens. Halb zwölf. Zeit für eine Pause. Er arbeitete seit vier Stunden ohne Unterbrechung und musste sich die Beine vertreten – vorzugsweise in Richtung der Arztpraxis.
Es konnte nichts schaden, einmal nach Alison zu sehen. Schließlich war er dafür verantwortlich, dass sie nach Hades gekommen war. Er schob die Hände in die Hosentaschen und machte sich auf den Weg.
Es dauerte nicht lange, bis er die endlos lange Schlange sah, die sich über die Veranda und weit auf den Bürgersteig erstreckte.
Als er das einstöckige Gebäude erreichte, bemerkte er kopfschüttelnd: „Hab in meinem ganzen Leben noch nie so viele Kranke gesehen.“
„Tja, wo wir jetzt ein richtiges Medizinerteam haben, kann es ja nicht schaden, ein paar Dinge zu checken.“
„Ja, wie die kleine Krankenschwester.“
„Das Prachtstück möchte ich echt gern zum Frühstück serviert haben.“
Luc wirbelte blitzschnell zu dem Mann herum, der die letzte Bemerkung von sich gegeben hatte.
Issac Wales hob abwehrend die Hände. „Schon gut, Luc, das war nur ein Scherz.
Wir wissen, dass sie dir gehört.“
„Sie gehört nicht mir.“
„Dann ist sie also Freiwild?“
„Sie ist kein Freiwild, sie ist eine Lady“, korrigierte Luc und fügte warnend hinzu: „Und falls einer von euch das vergisst, wird er die Konsequenzen nicht mögen.“
Sie hatten ihn noch nie so unverblümt, so beschützerisch erlebt.
Boris Ivanoff räusperte sich. „Entscheide dich bitte. Ist sie nun vergeben oder nicht?“
„Das müsst ihr sie selbst fragen“, entgegnete Luc und bahnte sich einen Weg in die Praxis. Er war überzeugt, dass sie sehr gut allein mit der Situation klarkam, denn keiner dieser Männer stellte eine wirkliche Bedrohung dar.
Alison eilte gerade vom Empfang zum hinteren Untersuchungsraum. Obwohl sie Luc weder eintreten sah noch hörte, spürte sie seine Anwesenheit und drehte sich lächelnd zu ihm um. „Sag bloß nicht, dass dich auch eine seltsame Krankheit befallen hat.“
„Nein. Ich wollte nur mal sehen, wie es bei dir so vorangeht.“
„Wenn es noch schneller ginge, wäre die Schallgeschwindigkeit bald erreicht.
Hast du nicht gesagt, dass es hier ruhig und gemütlich zugeht?“
„Gewöhnlich ja, und so wird es auch bald wieder sein. Sobald es diese Esel leid sind, hierher zu trotten.“
Shayne kam aus seinem Sprechzimmer. Es war nicht zu übersehen, dass er ziemlich am Ende mit seiner Geduld war. Er hielt eine leere Flasche und eine Injektionsnadel hoch.
„Falls noch jemand wegen einer Tetanusspritze hier ist, kann er wieder gehen.
Wir haben kein Serum mehr.“ Sosehr er auch gepredigt hatte, wie wichtig Tetanusimpfungen waren, hatte sich bislang keiner der Männer dazu durchringen können. So gesehen vollbrachte Alison schon an ihrem ersten Arbeitstag ein gutes Werk. „Ich kriege erst Ende nächster Woche wieder welches, wenn ich nach Anchorage fahre. Deshalb rate ich euch, zur Abwechslung mal vorsichtig zu sein bei dem, was ihr tut. Es sei denn, ihr wollt Muskelkrämpfe kriegen.“
„Maulsperre scheinen sie schon zu haben“, bemerkte Ike, der gerade hereingekommen war. Ihm fiel auf, dass keiner der Männer wegging.
Offensichtlich hatten alle einen weiteren Vorwand für ihren Arztbesuch parat.
Shayne seufzte. „Du auch?“
„Nein. Marta schickt mich. Ich soll fragen, ob unsere neue Krankenschwester bei uns zu Mittag essen möchte.“ Er trat zu Alison. „Wie geht es dir denn so?“
„Ausgezeichnet. Ich bin gern beschäftigt.“
„Dann hast du Glück“, warf Shayne ein. „Denn an Arbeit mangelt es uns hier selten.“ Er blickte von Luc zu Ike und deutete zur Tür. „Wenn ihr faulen Großunternehmer jetzt verschwindet und uns arme
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