Dein Herzensprinz Prinzessin
für ihn gedreht hat?«, fragte Michael.
»Ja.« Ich lächelte. »Der ist echt toll geworden. Ich war total sprachlos. War das... Hattest du irgendwas damit zu tun?«
»Na ja.« Michael lächelte auch. »Die Idee stammte schon von ihr... aber vielleicht hab ich ihr ein bisschen zugeredet. Ich finde es übrigens echt hart, dass ihr immer noch nicht wieder miteinander redet... obwohl doch so viel Zeit vergangen ist.«
»Wir reden nicht nicht miteinander«, widersprach ich. Ich musste daran denken, dass Lilly mir erzählt hatte, Michael hätte gesagt, sie müsse nett zu mir sein. »Ehrlich gesagt weiß ich selbst nicht, wie es überhaupt dazu gekommen ist, dass wir nicht mehr miteinander geredet haben. Sie hat es mir nie gesagt.«
»Mir auch nicht«, sagte Michael. »Hast du wirklich keine Ahnung?«
Ich erinnerte mich an den Tag, an dem Lilly mir in T&B erzählt hatte, JP habe mit ihr Schluss gemacht. Ich habe mich immer gefragt, ob sie mir nicht verzeihen konnte, dass ich danach mit ihm zusammengekommen bin. Ist unsere Freundschaft etwa wegen eines Jungen zerbrochen? Ist das der Grund, weshalb sie mir Begriffsstutzigkeit vorwirft? Aber das wäre einfach zu doof. Lilly ist niemand, die wegen irgendeines Jungen einer Freundin - ihrer besten Freundin - die Freundschaft kündigen würde.
Ich zuckte hilflos mit den Schultern. »Ich hab wirklich keine Ahnung.«
Michael ließ sich die Dessertkarte bringen und bestand darauf, uns von jedem Nachtisch einen zu bestellen, damit wir alle durchprobieren konnten (zur Feier des Tages), während er mir von den kulturellen Besonderheiten Japans erzählte: von einem Restaurant, das Essen in echten Porzellanschälchen nach Hause liefert, die man hinterher vor die Tür stellt, wo sie wieder abgeholt werden (das nenne ich vorbildliche Müllvermeidung!), und von den vielen peinlichen Situationen, in die er immer wieder geriet (vor allem beim Karaoke-Singen, das seine Kollegen anscheinend sehr ernst nahmen).
Aus dem, was er erzählte, ging zweifelsfrei hervor, dass er und Mikromini-Midori kein Paar waren. Er erwähnte mehrmals ihren Freund, der offenbar der ungeschlagene Karaoke-Meister von Tsukuba ist.
Als die Desserts kamen, bemerkte ich plötzlich in der Mitte des Sees zwei Mädchen in einem Ruderboot, die miteinander stritten und sich hilflos im Kreis drehten, ohne irgendwo hinzukommen. Lanas Plan, mich zu überwachen, war zum Glück quasi ins Wasser gefallen.
Da war noch alles okay.
Erst später, nachdem die Rechnung gekommen war (die
Michael zahlte, obwohl ich protestierte, weil ich ihn doch eigentlich zum Dank für den CardioArm hatte einladen wollen), geriet plötzlich auch bei uns alles aus dem Ruder. Vielleicht war es schon den ganzen Nachmittag über aus dem Ruder geraten - langsam, aber stetig - und ich hatte es nur nicht bemerkt. Mir ist aufgefallen, dass mir das in meinem Leben öfter so geht. Als wir vor dem »Boathouse« standen und Michael wissen wollte, was ich jetzt noch vorhätte, antwortete ich, ich hätte die nächsten paar Stunden - ausnahmsweise - frei. (Bis zu meinem Termin mit Dr. G. Stöhrt, von dem ich aber nichts sagte. Das mit der Therapie erzähle ich ihm ein andermal.) Und da verlor ich endgültig die Kontrolle über das, was passierte, so wie Lana und Trisha die Kontrolle über ihr Boot verloren hatten.
»Bestens«, sagte Michael und hakte sich bei mir unter. »Dann können wir ja weiterfeiern.«
»Feiern? Wie denn?«, fragte ich dümmlich. Ich versuchte, mich darauf zu konzentrieren, seinen Geruch nicht einzuatmen, und konnte deshalb auf nichts anderes achten. Zum Beispiel darauf, wo er mich hinführte.
»Bist du schon mal mit so einer gefahren?«, fragte er mich. Erst in dem Moment bemerkte ich, dass wir vor einer dieser kitschigen Touri-Pferdekutschen standen, die durch den Central Park fahren.
Okay, vielleicht sind sie gar nicht kitschig. Vielleicht sind sie wahnsinnig romantisch und ich hab mir insgeheim schon immer gewünscht, einmal in einer zu fahren. Aber das war in dem Fall nebensächlich.
»Natürlich nicht«, rief ich und tat schockiert. »Das ist doch bloß was für Touristen! PETA will diese Kutschen schon lang verbieten lassen. Und außerdem fahren da nur Liebespaare drin.«
»Perfekt«, sagte Michael. Er drückte der Kutscherin, die einen albernen (mit anderen Worten: supercoolen) altmodischen
Frack und Zylinder trug, ein paar Dollar in die Hand. »Wir lassen uns durch den Park kutschieren. Es wäre nett, wenn Sie sich vorne
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