Dein Herzensprinz Prinzessin
schon klar, dass ich es nicht ewig rausschieben kann. Aber... heute geht’s einfach nicht.
Ich bin zwar ans Telefon, als Tina eben anrief, hab ihr aber nichts erzählt, sondern bloß gesagt: »Nett. Es war sehr nett.« Kein Wort von der Fahrt in der Kitschkutsche, geschweige denn davon dass wir uns über eine Strecke von zwanzig Blocks hinweg geküsst haben und auch sonst ziemlich viel Körperkontakt hatten.
GOTT! Ich bin so eine Schlampe!
»Echt?«, sagte Tina. »Das ist ja toll! Und was ist jetzt mit den MHS-Genen?«
»MHC meinst du? Kein Grund zur Sorge. Alles unter Kontrolle.«
Eine Schlampe und eine LÜGNERIN.
»Cool …« Tina klang, als könne sie es nicht glauben. »Das freut mich, Mia. Das heißt, dass ihr in Zukunft wirklich gute Freunde sein könnt.«
»Klar«, sagte ich. Mia Thermopolis’ fette Lüge Nummer zwölf. »Kein Problem.«
»Das ist toll«, sagte Tina. »Ich dachte nur...«
»Was?«, sagte ich. Oh nein. Wusste sie etwas? Hatten Lana und Trisha ihr Boot doch noch unter Kontrolle gebracht und waren uns gefolgt? Ich hab vorhin eine SMS von Lana bekommen, in der nur »)(&$#!« stand, woraus ich geschlossen hab, dass sie bei »Nobu« sitzt und zu viel Sake getrunken hat - wie fast jeden Freitagabend.
»Na ja, ich hab noch mal mit Boris gesprochen«, sagte Tina zögernd. »Und er hat mir was erzählt. Als Michael nach Japan ist, hat er Boris gebeten, dich - du wirst jetzt bestimmt lachen - na ja, im Auge zu behalten. Ihr hattet ja jeden Tag zusammen T&B, da hat er einiges mitgekriegt. Ich bin selbst total geschockt, dass Boris mir nie was davon erzählt hat. Aber Michael hat ihn wohl gebeten, nicht mit mir darüber zu reden. Die beiden sind noch besser miteinander befreundet, als ich gedacht hätte. Jedenfalls glaubt Boris, dass Michael dich über alles liebt und immer geliebt hat. Dass er nie aufgehört hat, dich zu lieben, nachdem ihr Schluss gemacht habt. Wahrscheinlich dachte er bloß, es wäre zu viel verlangt, dich zu bitten, auf ihn zu warten, während er in Japan war, um dort etwas zu tun, womit er deinem Vater beweisen konnte, dass er deiner würdig ist oder so was in der Art. O Gott, Mia, das... das ist so unglaublich romantisch!«
Ich musste das Telefon ein Stück weit weghalten, weil ich angefangen hatte zu weinen und Angst hatte, Tina könnte es mitkriegen.
»Ja«, sagte ich. »Das ist romantisch.«
»Bitte denk jetzt nicht, dass Boris dir nachspioniert hat«, sagte Tina. »Und ich hab ihm auch nie erzählt, worüber du und ich uns unterhalten haben. Ach so, Boris weiß übrigens auch, warum Michael auf deiner Party so plötzlich gegangen ist... Es war genau so, wie ich es mir gedacht hatte. Er hat es
nicht ertragen, dass du dich mit einem anderen Mann quasi verlobt hast. Michael hat zwar nichts darüber gesagt, aber ich glaube, dass er JP nicht sonderlich mag. Er ist eifersüchtig auf ihn. Ist das nicht total süß?«
Jetzt strömten mir die Tränen über die Wangen. Aber ich tat weiterhin so, als wäre nichts.
»Mhm-mhm«, sagte ich. »Total süß!«
»Hat er denn gar nichts zu dir gesagt, als ihr euch heute getroffen habt?«, fragte Tina. »Habt ihr gar nicht darüber gesprochen?«
»Nein, gar nicht«, behauptete ich. »Ich meine.. ich bin jetzt mit JP zusammen. Das würde ich ihm doch nie antun.« Lügnerin!
»Natürlich nicht«, seufzte Tina. »So bist du nicht!«
»Eben«, sagte ich. »Du, ich muss Schluss machen. Ich möchte früh ins Bett, um genug Schönheitsschlaf für den Abschlussball zu tanken.«
»Klar«, sagte Tina. »Ich auch. Wir sehen uns morgen!«
»Bis morgen!«, sagte ich und legte auf.
Und dann weinte ich zehn volle Minuten lang wie ein Baby, bis meine Mutter reinkam und erstaunt guckte und fragte: »Was ist denn jetzt los?«
Ich sagte bloß: »Bitte nimm mich in den Arm, Mommy.«
Und obwohl ich jetzt achtzehn bin und volljährig, krabbelte ich auf den Schoß meiner Mutter und blieb dort ungefähr zehn Minuten lang sitzen, bis Rocky reinkam und schrie: »Du bis gar nich das Baby. Das bin nur ich!«
Worauf Mom sagte: »Mia darf manchmal auch Baby sein.«
Rocky dachte nach. »Okay«, sagte er schließlich und streichelte mir über die Wange. »Liebes Baby.«
Irgendwie fühlte ich mich danach gleich besser.
Ein bisschen jedenfalls.
Samstag, 6. Mai, Mitternacht, zu Hause
Ich hab gerade eine Mail von JP bekommen:
Mia,
ich hab heute ein paarmal versucht, dich anzurufen, aber du bist nie rangegangen. Wahrscheinlich bist du sauer auf
Weitere Kostenlose Bücher