Dein Herzensprinz Prinzessin
Auge: Es gibt niemanden, der mir helfen kann. Meine Probleme sind einfach zu speziell. Wo soll ich einen erfahrenen Therapeuten finden, der in der Lage ist, einem Mädchen zu helfen, das eine ganz normale New Yorkerin war, bis man ihr mit vierzehn eröffnete, sie sei die Prinzessin eines kleinen europäischen Fürstentums, deren Mutter ihren Mathelehrer geheiratet hat, deren Vater komplett beziehungsunfähig ist, deren beste Freundin nicht mehr mit ihr spricht, deren Exfreund eine so unwiderstehliche Anziehungskraft auf sie ausübt, dass sie nicht anders kann, als ihn während einer Kutschfahrt durch den Central Park zu küssen, deren Freund ein Theaterstück geschrieben hat, das die intimsten Details aus ihrem Leben der Öffentlichkeit preisgibt, und das eine Großmutter hat, die erwiesenermaßen geisteskrank ist?
Die Antwort? Nirgends. Diesen Therapeuten gibt es nicht. Ich muss meine Probleme wohl selbst lösen. Und das Merkwürdige ist... Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich bereit dazu bin.
Weil ich aber nicht wollte, dass Dr. G. Stöhrt, der mir in der Vergangenheit schon sehr geholfen hat, sich nutzlos vorkommt, sagte ich: »Würden Sie sich vielleicht eine SMS mit mir anschauen?«
»Natürlich«, sagte er.
Also öffneten wir Michaels SMS.
Dort stand:
Mia,
ich bereue nichts.
Und ich werde warten.
In Liebe
Michael
Wow.
Und... wow.
Dieser Einschätzung stimmte sogar Dr. G. Stöhrt zu. Obwohl ich bezweifle, dass sein Herz schneller schlug, als er sie las - Mi-chael, Mi-chael, Mi-chael.
»Du meine Güte«, sagte Dr. G. Stöhrt. »Das ist ziemlich direkt. Und jetzt? Was wirst du machen?«
»Was ich machen werde?«, sagte ich traurig. »Ich werde gar nichts machen. Ich bin mit JP zusammen.«
»Aber du findest JP eigentlich nicht wirklich anziehend«, stellte Dr. G. Stöhrt fest.
»Doch!«, behauptete ich. Wie kam er darauf? Ich hatte nie jemandem etwas davon erzählt. Ihm jedenfalls nicht.
»Jedenfalls... arbeite ich daran.«
Letzten Endes ist es nichts weiter als ein biologisches Problem. Naturwissenschaften waren zwar noch nie meine Stärke, aber es gibt bestimmt Mittel und Wege, der Biologie ein Schnippchen zu schlagen. Man kann in biologische Vorgänge eingreifen und sie steuern.
Wissenschaftler tun im Grunde genommen den ganzen Tag nichts anderes, als nach Wegen zu suchen, um natürliche Vorgänge zu kontrollieren. Ich muss diese Sache mit Michael unbedingt in den Griff bekommen, weil ich JP sonst nur verletzen würde. Und das will ich auf gar keinen Fall. Er war immer für mich da und hat immer nur mein Bestes gewollt.
»Mia?« Dr. G. Stöhrt seufzte. »Kann es sein, dass wir mit unserer Therapie doch noch nicht fertig sind?«
Äh... doch. Wir sind fertig. Mit Sicherheit sogar.
»Ich kann doch nicht mit einem Jungen Schluss machen, der total nett zu mir ist und nur mein Bestes will«, sagte ich und fragte mich, ob ich dem Doc vielleicht Dads Theorie über »Luder« auseinandersetzen sollte. »Und erst recht nicht bloß deshalb, weil mein Exfreund auf einmal wieder mit mir zusammen sein will.«
»Das kannst du nicht nur, das musst du sogar, wenn du diesen Exfreund immer noch liebst«, sagte Dr. G. Stöhrt. »Alles andere wäre dem netten Jungen gegenüber nicht fair.«
Ich schlug die Hände vors Gesicht. »Das weiß ich doch selbst«, rief ich. »Aber ich weiß einfach nicht, was ich tun soll.«
»Doch, das weißt du«, behauptete Dr. G. Stöhrt. »Und du wirst es tun, sobald der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Und da wir gerade von Zeit sprechen... unsere ist jetzt endgültig abgelaufen.«
AAAAARRGH!!!!!!
Wovon redet der Mann? Woher soll ich denn plötzlich wissen, was ich tun muss, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, wenn ich nicht mal ansatzweise eine Ahnung hab, was ich tun soll!
Oder doch. Eigentlich weiß ich es genau: nach Japan ziehen, mir mein Essen von Restaurants in richtigen Porzellanschalen nach Hause liefern lassen und unter einem Pseudonym (Daphne Delacroix) leben.
Freitag, 5. Mai, 21.30 Uhr, zu Hause
Ich hab gerade mit Tina telefoniert. Sie wollte wissen, wie meine Verabredung mit Michael gelaufen ist. Ehrlich gesagt hat sie im Lauf des Tages schon ein paarmal angerufen, ich bin aber nie rangegangen. (JP hat auch schon ein paarmal angerufen.) Ich hab es einfach nicht über mich gebracht, mit einem von den beiden zu reden. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich schäme mich so.
Wie soll ich JP jemals wieder unter die Augen treten? Mir ist
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