Dein Herzensprinz Prinzessin
Party zurück, bevor Kenny wieder irgendwas in die Luft jagt.«
»Okay.« Ich lachte zittrig. »Ich komm gleich nach. Ich brauch... ich brauch nur noch einen Moment.«
»Dann bis später, PrivoG «, verabschiedete sich Lilly.
Ich kann gar nicht sagen, wie lieblich das in meinen Ohren klang. Auch wenn ich es früher gehasst hab, wenn sie mich so nannte. Ich konnte gar nicht anders, als zu lachen, während ich mir die Tränen aus den Augen wischte.
Und dann stand Lilly auf und ging genau in dem Moment raus, als zwei Mädchen aus unserer Schule, die mir vage bekannt vorkamen, reinkamen und riefen: »Hä? Bist du nicht Mia Thermopolis?«
»Ja, wieso?«, sagte ich und fragte mich, was jetzt schon wieder passiert war. Ich weiß nämlich wirklich nicht, wie viel ich noch ertragen kann.
»Geh lieber schnell in den Saal zurück«, sagten sie. »Die suchen dich alle schon ganz panisch. Du bist zur Ballkönigin gewählt worden. Die warten nur darauf, dass du auftauchst, damit sie dich krönen können.«
Tja, sieht aus, als wäre ich Ballkönigin.
Leider muss ich sagen, dass der Ballkönig sich auf eine Überraschung gefasst machen muss.
Sonntag, 7. Mai, Mitternacht, in der Limousine unterwegs Richtung Downtown
Als ich wieder in den Saal zurückkam, wurden tatsächlich gerade die Namen des Ballkönigpaars des diesjährigen Abschlussballs der Albert-Einstein-Schule verkündet: JP Reynolds-Abernathy der Vierte und Mia Thermopolis.
Kein Witz.
Wie kann es sein, dass ausgerechnet ich - die ich in der neunten Klasse die größte Missgeburt der ganzen Schule war - auf dem Abschlussball zur Ballkönigin gekrönt werde? Ich kapier es nicht.
Klar, es könnte etwas damit zu tun haben, dass ich Prinzessin bin, aber - ganz ehrlich - ich glaub nicht, dass es nur daran liegt.
JP kam durch die Menge auf mich zu, nahm mich lächelnd an der Hand und zog mich zur Bühne, wo die Scheinwerfer gleißend hell auf uns runterstrahlten. Alle kreischten. Mrs Gupta reichte JP ein Plastikzepter und drückte mir ein Strassdiadem auf den Kopf. Danach hielt sie eine kleine Rede über moralische Werte, die wir angeblich perfekt verkörpern würden, weshalb alle sich uns zum Vorbild nehmen sollten. Was ja wohl der Witz des Jahrhunderts ist, wenn man bedenkt, was ich gestern in der Kutsche mit meinem Exfreund getan hab.
JP bog mich theatralisch nach hinten und drückte mir einen Kuss auf die Lippen, worauf alle noch viel lauter jubelten. Ich sträubte mich nicht gegen den Kuss, weil ich nicht
riskieren wollte, dass Lars JP mit seiner Elektroschockpistole außer Gefecht setzt und ihn dadurch vor der ganzen Abschlussklasse blamiert.
Dabei hätte er es verdient.
Aber es ist nun mal eine Tatsache, dass ich nicht viel besser war als er. Immerhin habe ich seinen Ring getragen, obwohl ich ihn kein bisschen liebte. Jedenfalls nicht mehr. Und außerdem habe ich die ganze Zeit gelogen.
Mit dem Unterschied, dass ich log, um andere Leute nicht zu verletzen.
Und er? Im Gegenteil.
Aber ich war fest entschlossen, daran etwas zu ändern.
Nach unserem Kuss schwebten lauter Ballons von der Decke, der DJ legte eine superschnelle Punk-Version von »Let the Good Times roll« von The Cars auf, und alle begannen, wie wild abzurocken.
Bis auf JP und mich.
Was daran lag, dass ich ihn von der Bühne zerrte und sagte: »Wir müssen uns unterhalten.«
Bloß dass ich es nicht sagte, sondern brüllte, weil es um uns herum so wahnsinnig laut war.
Ich weiß nicht, was JP verstand, jedenfalls antwortete er strahlend: »Cool. Dann lass uns gehen.«
Er war sichtlich guter Laune, weil er Ballkönig geworden war. Als wir zum Ausgang des Ballsaals gingen, gratulierten uns alle Mädchen, und JP wurde von allen Jungs abgeklatscht, wenn sie nicht gerade - wie z. B. Lanas Kadett von der Westpoint-Militärakademie - ihren Brustkorb gegen den seinen knallten. Anscheinend ein Männerritual, um ihm mitzuteilen, was für ein krass abgefahrener Ballkönig er war. Jedenfalls dauerte es sehr lange, bis wir endlich draußen in der Hotelhalle standen, wo es leiser war.
»Du, JP...?« Ich nahm das Strassdiadem ab, das furchtbar in den Haaren ziepte und bestimmt meine ganze hübsche
Ballfrisur zerstörte. Aber das war mir in dem Moment egal. Dann sah ich mich verstohlen nach Lars um. Er stand in einiger Entfernung und steckte sich prüfend den kleinen Finger ins Ohr. Anscheinend hatte er Angst, der Lärm im Ballsaal könne sein Gehör geschädigt haben. »Es tut mir echt leid...«
Dad
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