Dein Herzensprinz Prinzessin
eröffnen, dass ich seine Thronerbin sei (worauf ich vor Schock einen Schluckauf bekam), niemals zu hoffen gewagt, dass ich mich so gut entwickeln würde. (Tja, wenn man das denn als »gut« bezeichnen will.) Meine eigene Stimme zitterte auch ein bisschen, als ich ihm sagte, ich hoffte, dass er mir die Sache mit der Demokratisierung von Genovia nicht weiter übel nähme, zumal wir ja den Fürstentitel auch weiterhin führen und auch den Thron, den Palast, die Kronen, die Juwelen und den Privatjet behalten dürfen.
Als er mit rauer Stimme antwortete, ich solle nicht albern sein, wusste ich, dass er gleich vor lauter Rührung in Tränen ausbrechen würde. Dann legte er schnell auf.
Armer Dad. Es würde ihm so guttun, eine nette Frau zu finden und vielleicht sogar zu heiraten (nur bitte keine modelnde Chansonsängerin wie die vom französischen Präsidenten... auch wenn ich mal davon ausgehe, dass sie eine sehr nette modelnde Chansonsängerin ist). Allerdings sucht er meiner Meinung leider an den falschen Orten nach der großen Liebe (nämlich in Dessous- und Bademode-Katalogen). Na ja, wenigstens ist er klug genug, sich während des Wahlkampfs nicht auf eine Beziehung einzulassen.
Die Rührung ging weiter, als Mom mir ihr Geschenk überreichte - sie hat mir eine Collage gemacht, in die sie lauter Erinnerungsstücke an unser gemeinsames Leben eingearbeitet
hat: Zugtickets von unseren Fahrten nach Washington, wo wir mehrmals auf Demos waren, um für das Recht auf Abtreibung zu kämpfen. Ein Stück von der Latzhose, die ich als Sechsjährige immer trug, Bilder von Rocky als Säugling und von Mom und mir, als wir damals das Loft gestrichen haben, das alte Halsband von Fat Louie, als er noch ein kleines Kätzchen war, Schnappschüsse von mir an Halloween als Jeanne d’Arc verkleidet...
Mom hat gesagt, dass ich die Collage in meinem Zimmer im Studentenheim aufhängen kann, um mich zu trösten, falls ich Heimweh bekomme.
Das war so süß von ihr, dass mir sofort die Tränen kamen... die aber schlagartig versiegten, als sie mich daran erinnerte, dass ich bald entscheiden muss, wo ich studieren will.
Ja, ja, ja! Warum werft ihr mich eigentlich nicht gleich aus der Wohnung?
Ich weiß schon, dass sie und Dad und Mr G es nur gut meinen, aber so eine Entscheidung will wohlüberlegt sein, und ich hab gerade eine Menge anderer Dinge im Kopf, über die ich nachdenken muss. Erst gestern hat mir meine beste Freundin eröffnet, dass sie regelmäßig Sex mit ihrem Freund hat, ohne mir je etwas davon gesagt zu haben. Kurz davor hab ich meinem Exfreund meinen Roman zu lesen gegeben, was ich inzwischen bitter bereue. Außerdem muss ich über diesen Exfreund auch noch einen Artikel schreiben, den ich seiner Schwester geben muss, die mich hasst. Und zu allem Überfluss muss ich heute Abend auch noch mit dreihundert angeblichen Freunden auf einer Jacht meinen Geburtstag feiern, von denen ich die meisten nicht einmal kenne, weil es irgendwelche Promis sind, die meine Großmutter eingeladen hat, die zufälligerweise die Fürstinmutter eines kleinen europäischen Landes ist.
Ach ja, und es ist jetzt schon über vierundzwanzig Stunden
her, dass ich meinem Freund meinen Roman geschickt habe, und er hat ihn immer noch nicht gelesen und war auch nicht bereit, mit mir bei Applebee’s zu Abend zu essen.
Krieg ich vielleicht auch mal einen Moment Zeit, um Luft zu schnappen?
Das Leben ist für Einhörner nämlich nicht so leicht, okay? Wir sind am Aussterben.
Montag, 1. Mai, Schule
Ich komme gerade aus der Redaktion des Atom . Puh. Ich zittere immer noch ein bisschen.
Als ich reinkam, war bloß Lilly im Raum. Ich setzte ein breites künstliches Lächeln auf (wie immer, wenn ich meine Ex-beste-Freundin sehe) und sagte: »Hi, Lilly. Hier ist der Artikel über deinen Bruder.« Dann drückte ich ihr einen Ausdruck in die Hand. (Ich saß gestern noch bis ein Uhr nachts am Computer. Frage: Wie schafft man es, vierhundert Wörter über seinen Exfreund zu schreiben und dabei so etwas wie journalistische Objektivität zu wahren? Antwort. Es geht nicht. Ich hätte vor lauter Anspannung fast einen Hirnschlag bekommen. Aber zumindest merkt man dem Artikel, glaub ich, nicht an, dass ich erst heißen Kakao über die Jeans meines Interviewpartners geschüttet und danach an ihm gerochen hab.)
Lilly sah vom Computer auf, wo sie gerade irgendwas eintippte. (Ich musste daran denken, wie sie mal auf die Idee kam, die Namen von verschiedenen Gottheiten
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