Dein Herzensprinz Prinzessin
was«, fügte ich leicht verzweifelt hinzu. »Bloß weil ich finde, dass Michael besser riecht als JP, heißt das noch lange nicht, dass ich ihn immer noch liebe.«
»Alles klar. Wie du meinst«, sagte Lana. Dann senkte sie ihre Stimme zu einem Flüstern und zischte: »Bloß dass es gar nichts anderes heißen kann.«
»O mein Gott, wie romantisch - eine Dreiecksbeziehung!«, kreischte Trisha.
Die beiden lachten sich halbtot und trampelten so sehr mit den Füßen, dass das Wasser aus den Bassins spritzte und die Kosmetikerinnen sie bitten mussten, sich ein bisschen zusammenzureißen.
In diesem Moment kam Grandmère im Bademantel und Flip-Flops, völlig ungeschminkt und mit fettglänzendem Gesicht in den Raum gehumpelt. Im ersten Moment kriegte ich
einen Schreck, weil sie so entsetzt aussah, aber nicht (wie sich zu meiner großen Erleichterung) herausstellte, weil sie uns belauscht hatte …
... sondern nur, weil ihr noch niemand neue Augenbrauen aufgemalt hatte.
Montag, 1. Mai, 19 Uhr, im Hauptschlafzimmer der Fürstenjacht »Clarisse 3«.
Ich hab noch nie in meinem Leben eine derartige Prä-Party-Hysterie erlebt wie hier und heute. Und dabei war ich weiß Gott schon auf vielen Partys.
Es fing schon mal damit an, dass der Florist die falsche Blumendeko brachte: weiße Rosen und violette Lilien statt der bestellten rosafarbenen. Und dann wurden die Meeresfrüchte-Frühlingsröllchen auch noch mit Erdnusssoße geliefert, statt wie vorgesehen mit Orangensoße (was mir persönlich egal ist, aber anscheinend hat Prinzessin Aiko von Japan eine Erdnussallergie).
Grandmère und Vigo hatten deswegen schon ein paar Beinahe-Herzinfarkte. Sie machten so ein Drama draus, als hätte jemand vergessen, das Silber zu polieren!
Und als ich vorschlug, den Hubschrauberlandeplatz in eine zweite Tanzfläche umzufunktionieren, hätten die beiden fast ein Aneurysma gekriegt.
Was ist an der Idee so schlecht? Es ist ja nicht so, als würde heute jemand im Hubschrauber bei uns landen!
Wenigstens ist mein Kleid wohlbehalten angekommen. Ich hab mich schon reingezwängt. (Es ist silbern, glitzert und … na ja... sagen wir mal so: Es ist mir auf den Leib geschneidert worden und das sieht man auch. Es lässt der Fantasie des Betrachters nicht mehr viel Spielraum.) Meine Haare sind auch schon eingedreht und mit meinem Diadem zu einer sehr schicken Hochfrisur gesteckt worden. Man hat mir gesagt,
ich soll mich hier hinsetzen, wo ich niemandem im Weg bin, und ruhig abwarten, bis alle Gäste eingetroffen sind und ich meinen großen Auftritt habe.
Nicht dass ich sonderlich große Lust hätte, irgendwen zu sehen, nachdem ich weiß, dass mir gleich eine doppelte Überraschung blüht - die von JP und dann noch die von Lilly. Dabei ist meine Nervosität wahrscheinlich völlig unbegründet. JPs Geschenk wird bestimmt schön. Er liebt mich und macht garantiert nichts, was mir vor meiner Familie und meinen Freunden peinlich sein könnte. Ganz im Gegensatz zu dem Typen, der als Ritter verkleidet auf einem weiß bemalten Pferd... Na ja, aber ich hab JP ja deutlich erklärt, was ich von solchen Aktionen halte. Das hat er verstanden. Ganz bestimmt.
Warum... warum ist mir dann nur so schlecht?
Vielleicht weil er vorhin angerufen hat. Erst hat er gefragt, wie es mir geht. (Offen gestanden sehr viel besser, seit ich meinen Freundinnen mein »Geheimnis« anvertraut hab. Das mit dem Liebesroman UND dass ich - neben JP - das letzte Einhorn der Abschlussklasse der Albert-Einstein-Schule bin, meine ich. Es hat mich ziemlich erleichtert, dass sie das anscheinend nicht so dramatisch finden. Nicht dass es dramatisch WÄRE. Überhaupt nicht. Nur... na ja, es tut jedenfalls gut, zu wissen, dass sie es nicht schlimm finden. Obwohl ich mir wünschte, Lana würde endlich aufhören, mir Alternativtitel für mein Buch zu mailen. Von »Lutsch an meiner Zuckerstange« als Romantitel halte ich nämlich gar nichts.) Und dann wollte er wissen, ob ich »bereit« sei, gleich meine Geburtstagsüberraschung in Empfang zu nehmen. Was soll das? Hat er das mit Absicht gemacht, damit ich noch nervöser werde? Wenn ich daran denke, dass Lilly gesagt hat, sie könne mir mein Geschenk nur heute Abend geben, kriege ich einen Nervenzusammenbruch. Das meine ich diesmal echt ernst.
Mir ist völlig schleierhaft, wie irgendjemand glauben kann, ich könnte jetzt still sitzen. Unmöglich. Ich hab mich gerade ans Bullauge gestellt und beobachte die Leute, die über die Gangway kommen.
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