Dein Herzensprinz Prinzessin
versucht, sexy zu tanzen.
Okay, ich gebe zu, dass das wirklich so passiert ist. Aber musste JP diesen Vorfall unbedingt in einem Theaterstück verarbeiten, das alle Leute sehen, die wir kennen? (Selbst wenn fast alle Leute, die wir kennen, sowieso davon wissen.)
Ich meine, ist das nicht ein bisschen zu privat?
In JPs Stück steht JR unerschütterlich an Rhias Seite und hält zu ihr, obwohl sie sexy getanzt hat (die Zuschauer finden das bestimmt total blöd und halten sie für eine Schlampe). Und jetzt gerade weint Stacey Cheeseman und erklärt Andrew Lowenstein schluchzend, dass sie vollstes Verständnis dafür habe, falls er nicht mit ihr zusammen sein möchte, weil sie Bier trinkt und sexy tanzt und die ganze Zeit von Paparazzi verfolgt wird und er mit ihr niemals ein normales Leben führen könne. Und falls er sie je heiraten wolle (!!!), müsse er sein Leben als anonymer Normalbürger aufgeben und offizieller Prinzgemahl werden, was bedeute, dass er immer fünf Schritte hinter ihr gehen müsse und nie mehr bei Autorennen mitmachen dürfe.
Aber Andrew Lowenstein hält Stacey Cheesemans Hand, sieht ihr zärtlich in die Augen und sagt, dass ihm das egal sei. Er liebe sie so sehr, dass er bereit sei, jede Demütigung auf sich zu nehmen, sogar ihr aufreizendes Tanzen und dass er Prinzgemahl werden müsse …
Und jetzt klatschen alle wie verrückt, der Vorhang fällt und JP rennt zu den Schauspielern auf die Bühne, wo sich alle verbeugen.
Ich... ich verstehe das nicht. Was soll das? Das ist ein Stück über uns, aber die Hälfte der Sachen, die im Stück passieren, haben sich in Wirklichkeit nie so ereignet. Darf man so was?
Anscheinend schon. JP hat es ja gerade gemacht.
Mittwoch, 3. Mai, 23 Uhr, wieder zu Hause im Loft
Sehr geehrte/r Autor/in,
vielen Dank für die Zusendung Ihres Manuskripts »Geisel der Liebe«. Obwohl Ihre Arbeit durchaus Potenzial hat, können wir sie in unserem Hause leider nicht veröffentlichen. Wegen der großen Anzahl unverlangt eingesandter Manuskripte sehen wir uns außerdem außerstande, Ihnen eine detaillierte Einschätzung Ihrer Arbeit zu geben. Viel Erfolg weiterhin!
Hochachtungsvoll,
Tremaine Publications
Danke für gar nichts, ihr Leute bei Tremaine Publications. JPs Stück war dagegen ein Riesenerfolg.
Natürlich hat er vom Prüfungskomitee nur Bestnoten bekommen. Und das ist noch nicht alles:
Sean Penn will sich die Option sichern.
Was übersetzt bedeutet, dass Sean Penn - Sean Penn - »Der lange Weg zum Thron« verfilmen möchte.
Nicht dass mich jemand falsch versteht. Ich finde das toll. Ich freue mich für JP.
Es gibt schon so viele Filme über mein Leben - was macht es da aus, ob einer mehr oder weniger rauskommt?
Ich wüsste nur gern... WANN BIN ICH MAL DRAN?
Wann erkennt endlich mal jemand meine Leistungen an? Ich meine abgesehen von der, dass ich ein kleines europäisches Fürstentum demokratisiert habe, was aber anscheinend auch niemanden interessiert.
Ich will wirklich nicht jammern (okay, das nimmt mir sowieso niemand ab, ich weiß selbst, dass mein Tagebuch zu 99 % aus Gejammer besteht). Aber in dem Fall ist es ja wohl berechtigt, oder? Ich finde es nicht gerecht, dass jemand ein Stück schreibt (im Grunde genommen ein Stück Leben , das er mir mehr oder weniger GESTOHLEN hat), es auf die Bühne bringt und dann prompt einen Filmdeal mit Sean Penn bekommt. Während ich mich abrackere wie eine Sklavin - jawohl, eine Sklavin - und monatelang an einem Roman schreibe und dann nicht einmal einen Verleger finde, der bereit ist, auch nur einen Blick hineinzuwerfen.
Ist doch wahr! Und ganz ehrlich: Ich fand Sean Penns Film »Into the Wild« nicht so berauschend.
Ja, ja, ich weiß, dass er bei den Kritikern supertoll angekommen ist und lauter Preise bekommen hat. Und es ist auch echt traurig, dass der Typ am Ende stirbt, aber ich fand »Verwünscht« mit der singenden Prinzessin und dem Backenhörnchen und den tanzenden Leuten im Central Park trotzdem viel, viel süßer.
Nach der Aufführung kam JP sofort zu mir und wollte wissen, wie mir »Der lange Weg zum Thron« gefallen hat.
»Letzten Endes geht es in meinem Stück um das Thema der Selbstfindung«, erklärte er mir. »Ich wollte die Tiefen ausloten, die ein junger Mann im Laufe seiner Entwicklung durchmacht, bis es ihm durch die Liebe einer Frau gelingt, seine traumatische Kindheit zu verarbeiten und zum Mann... und letztendlich sogar zum zukünftigen Fürsten heranzureifen.« Inwieweit
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