Dein ist das Leid (German Edition)
Auch wir dürfen uns nicht verraten. Wir sind doch alle hier im selben Raum. Da wird er schon nichts Dämliches anstellen.“
„Was, zum Teufel, will der denn überhaupt hier?“, wollte Ryan wissen.
„Will wahrscheinlich nur kurz vorbeischauen – auf seinem Weg in unbekannte, aber trübe Gefilde“, sagte Marc in hartem Ton. „Er kann sich die Mühe sparen, seinen Jet auftanken zu lassen. Nach meinem Anruf geht er nirgendwo mehr hin, außer in den Knast.“
„Aber das weiß er noch nicht“, meinte Casey.
„Offensichtlich. Ich sehe mal nach Hutch. Der muss ja noch in der Nähe sein. Je länger Fenton sich hier aufhält, desto größer ist die Chance, dass er nicht doch noch davonkommt. Sehen wir einfach, wie die Dinge sich entwickeln.“
„Ich hoffe bloß, Amanda kriegt das hin.“
„Sie schafft das“, sagte Claire leise. „Denn sie tut es für Justin und für Paul.“
„Onkel Lyle.“ Amanda begrüßte ihn zurückhaltend, aber nicht misstrauisch, als wollte sie Claires Einschätzung bestätigen.
„Amanda, hallo.“ Fenton blieb stehen und bemerkte anscheinend erst jetzt das ganze Team von Forensic Instincts in einer Ecke des Wartebereichs.
Was ihm offensichtlich überhaupt nicht passte. Jetzt konnte er nicht sicher sein, was seine Nichte bereits wusste, und hätte keine Kontrolle über das Gespräch. Außerdem jagte Marc ihm eine Heidenangst ein.
Voller Abscheu wandte Marc sich ab und marschierte zur Tür. Das schien Fenton neue Hoffnung zu verleihen.
Aber vor allem verschaffte es Marc die Zeit, die er brauchte.
Er ging auf die Toilette und schaltete sein Handy ein. Ob das im Krankenhaus erlaubt war oder nicht, scherte ihn wenig. Er tippte Hutchs Nummer ein.
„Hey“, sagte er, als Hutch ranging. „Wo steckst du?“
„Mit Mike vor dem Labor. Wieso?“
„Fenton ist gerade gekommen. Er redet mit Amanda. Wir lassen ihn nicht aus den Augen. Aber du solltest sofort deine Leute anrufen. Macht Druck bei den Haftbefehlen. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass er auf dem Weg zum Flughafen nur mal kurz gehalten hat. Dann bleib bei Evans, und sorg dafür, dass er nicht hier oben auftaucht, bis du wieder von mir hörst.“
„Verstanden.“
31. KAPITEL
Fenton versuchte, vorsichtig das Terrain zu sondieren.
„Ich wollte nur mal nach Justin sehen – und kurz mit dir reden“, sagte er und achtete genau darauf, wie seine Nichte reagierte.
„Worüber denn?“ Ob sie es selbst merkte oder nicht, Amanda verstellte ihrem Onkel den Weg zu ihrem Sohn.
Fenton spielte seine Karten mit großer Vorsicht aus. „Über die Zukunft – Justins Zukunft.“
„Was Justins Zukunft angeht, bin ich im Augenblick nur daran interessiert, dass er überhaupt eine hat. Und das weiß ich erst, wenn Dr. Braeburn mir sagt, dass er aus dem Gröbsten raus ist und ein gesundes und glückliches Leben führen kann.“
„Das verstehe ich doch.“ Fenton versuchte es auf die sanfte Tour. „Und ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass es so kommen wird. Seit Cliff Mercers Aufforderung hat sich der halbe Wahlkreis testen lassen, ebenso die meisten Studenten der Unis, auf die seine Kinder gehen. Hinzu kommt dieses Video von dir. Justins Zustand ist jetzt von Küste zu Küste in den Nachrichten. Du wirst ganz sicher einen Spender finden.“
„Ich kann nur beten, dass du recht hast. Aber ich weiß einfach, dass Paul der beste Spender wäre. Er ist derjenige, den ich wirklich finden will.“
Fenton fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. „Gibt es da denn irgendwelche Fortschritte?“
Amandas Nägel gruben sich in ihre Handflächen, doch äußerlich blieb sie ganz ruhig. „Ich habe den Eindruck, dass Forensic Instincts ein paar neue Spuren verfolgt. Aber sie sagen mir nicht viel, um mir keine falschen Hoffnungen zu machen.“
„Haben sie dir denn überhaupt etwas Konkretes mitgeteilt?“
„Nur dass sie mit verschiedenen Leuten reden, von denen einige wohl Dreck am Stecken haben. Und ein paar von diesen finsteren Gestalten könnten Geschäftspartner von dir sein.“ Sie sah ihrem Onkel direkt in die Augen.
Er wirkte erleichtert. Man musste kein Hellseher sein, um den Grund dafür zu ahnen. Wenn Forensic Instincts seiner Nichte nicht mehr verraten hatte, musste Fenton sich keine Sorgen machen.
„Du weißt doch, was für Geschäfte ich mache, Amanda.“ Er sprachjetzt ganz sachlich – aber ohne irgendetwas Belastendes zuzugeben. „Manchmal geht es da mit harten Bandagen zu. Aber ich bin nur für meine eigenen
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