Dein ist das Leid (German Edition)
eine kleine Belohnung für den Hund aus einer Tasche, die er sofort gierig verschlang.
„Reden wir mal darüber, was wir in den fünf oder zehn Minuten erreichen wollen, die Mercer uns wahrscheinlich geben wird.“ Casey legte den Rückwärtsgang ein. „Sie erwarten, dass wir wegen des Videos ziemlich aufgebracht sind. Aber in Wirklichkeit wollen wir uns einen Eindruck von dem Abgeordneten Mercer verschaffen. Wir können auf keinen Fall aggressiv vorgehen. Wir stehen auf derselben Seite, wir wollen Mercer als Verbündeten gewinnen. Da kann er ganz entspannt sein, und Fenton kommt uns auch nicht in die Quere.“
„Verstanden, Boss“, meinte Marc trocken. „Wir wollen so subtil wie möglich herausfinden, ob Mercers Beziehung zu Fenton etwas mit dem Verschwinden von Paul Everett zu tun haben könnte.“
„Genauso ist es. Und das erreichen wir, wenn wir uns ausschließlich an Fragen über das Video halten. Erst mal brauchen wir die Bestätigung, dass Mercer es gesehen hat. Dann verleihen wir unserer Sorge Ausdruck, dass jetzt nicht nur wir wegen des Videos im Rampenlicht stehen, sondern auch Paul. Wir erklären ihnen, wenn Paul sich irgendwo versteckt und nicht gefunden werden will, wird er jetzt noch tiefer untertauchen. Vielleicht können wir Mercer sogar darum bitten, uns dabei zu helfen, die Aufmerksamkeit von Paul abzulenken und auf das Baby zu richten. Er kann die Menschen öffentlich auffordern, sich testen zu lassen, so wie er und seine Frau das gerade getan haben. Das wird er sicher nicht ablehnen.“
„Und währenddessen lesen wir zwischen den Zeilen.“ Marc nickte. „Guter Plan.“
„Am meisten möchte ich von dir hören, Claire“, sagte Casey. „Nicht unbedingt während der Unterhaltung, sondern hinterher. Ich will wissen, was du von Fenton und Mercer hältst. Alles, was du von ihnen empfangen kannst, Eindrücke oder Energien. Und wir müssen alle auf jedes Detail achten, das uns Aufschluss darüber geben könnte, was zwischen Mercer und Fenton vorgeht. Patrick hat gesagt, in der Öffentlichkeit würden sie sehr förmlich miteinander umgehen. Mal sehen, ob wir denselben Eindruck in einer eher privaten Atmosphärehaben. Alles klar?“
„Aber sicher“, erwiderte Marc.
„Absolut“, bestätigte Claire.
Einer von Mercers Leibwächtern kam aus dem Hintereingang und ging direkt auf den Van zu.
„Bitte folgen Sie mir“, sagte er. „Der Abgeordnete erwartet Sie.“
Da Hero im Wagen blieb, ließen sie das Fenster einen Spalt offen. Dann betraten sie hinter dem Personenschützer das Krankenhaus.
Er geleitete sie zu einem Büro, das offenbar jemandem aus der Verwaltung des Krankenhauses gehörte, jetzt jedoch leer war bis auf den Abgeordneten und Lyle Fenton.
„Herr Abgeordneter.“ Casey schüttelte ihm respektvoll die Hand und zeigte mit einem Lächeln, dass dies eine ganz entspannte Unterhaltung werden würde. „Haben Sie vielen Dank, dass Sie uns auf diese etwas ungewöhnliche Art zu einem Gespräch empfangen.“ Sie warf Lyle einen Blick zu. „Guten Tag, Mr Fenton. Erfreut, Sie wiederzusehen.“
„Ms Woods.“ Fenton nickte knapp. „Cliff, das sind Casey Woods, Marc Devereaux und …“ Er zog fragend die Brauen zusammen.
„Claire Hedgleigh“, soufflierte Mercer mit breitem Lächeln. Der Politiker in ihm vergaß so schnell keine Namen. „Ich bin ja gerade fast über Sie und Ihren Bluthund gestolpert. Dieses Duo vergisst man nicht so leicht.“
Claire beugte sich vor und schüttelte ihm ausgiebig die Hand, um so viel wie möglich aus dem körperlichen Kontakt herauszuholen. „Dafür möchte ich mich noch einmal entschuldigen. Aber ich wollte nicht die Aufmerksamkeit der Medien erregen.“
„Kein Problem. Ich sagte ja schon, dass ich Ihre Diskretion zu schätzen weiß – und ebenfalls Ihren Einfallsreichtum.“ Er schüttelte auch Marc die Hand. „Mr Devereaux.“
„Herr Abgeordneter.“ Marc lächelte. „Schön, Sie kennenzulernen. Ich hoffe, wir haben Ihrer Frau keine Angst eingejagt.“
„Aber überhaupt nicht. Ich habe sie zurück zum Wagen bringen lassen. Bei einem weiteren meiner Termine dabeisitzen zu müssen ist das Letzte, was ihr Spaß macht.“
„Nur zu verständlich“, nickte Marc.
„Dann nehmen wir am besten mal alle Platz“, schlug Mercer vor.„Und die Förmlichkeiten könnten wir auch beiseitelassen. Sie müssen nicht jedes Mal ‚Herr Abgeordneter‘ zu mir sagen, das dauert viel zu lange. Cliff ist der Name.“
Casey ließ sich in einen
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