Dein ist das Leid (German Edition)
hatte noch gar keine Gelegenheit, Ihnen zu danken. Ich habe gerade erst erfahren, dass Ihr ganzes Team sich hat testen lassen. Das war unglaublich nett.“
„Wir haben uns halt dazu entschieden“, erwiderte Marc.
„Ich bin Ihnen jedenfalls sehr dankbar.“ Amanda holte erschöpft Luft und erhob sich. „Ich hätte jetzt gern diesen O-Saft und das Sandwich. Ich kann mich kaum noch auf den Beinen halten. Aber für Justin muss ich stark sein.“
„Das stimmt.“ Marc warf einen Blick auf seine Uhr. „Gehen wir runter in die Cafeteria. Ich kann nur noch ein paar Minuten bleiben.“
„Ah. Sie haben das kürzere Ende gezogen und müssen sich erst mit mir abgeben, um dann an den Telefonen Schadensbegrenzung zu betreiben.“
„Nein.“ Wie immer redete Marc nicht um den heißen Brei herum. „Ich sagte ja schon, die Telefone haben wir mittlerweile unter Kontrolle. Klar, ein paar von uns sind ganz schön sauer. Besonders Ryan, der aus seinem Schönheitsschlaf gerissen wurde, als Yoda ihn alarmierte, weil der Server drohte heiß zu laufen. Aber da kommt er schon drüber weg. Wie wir alle. Casey meinte bloß, für Sie wäre es am leichtesten, wenn Sie mit mir reden. Und ich muss nicht zurück ins Büro, sondern raus nach Southampton.“
„Nach Southampton? Warum denn das?“ Amanda war verblüfft, dann wurde sie nachdenklich. „Hat das was mit Ihrer Besprechung gestern mit meinem Onkel zu tun? Das hatte ich völlig vergessen. Wie ist es denn gelaufen? Hat er Sie gebeten, sich mit dem Stadtrat zu treffen?“
Marc zeigte auf die Fahrstühle. „Besorgen wir Ihnen was zu essen. Ich erzähle Ihnen alles auf dem Weg.“
15. KAPITEL
John Morano saß in seinem schäbigen Büro und schob die Unterlagen beiseite, die Lyle Fentons Anwalt aufgesetzt hatte. Er rieb sich frustriert die Augen und hatte ein mieses Gefühl im Bauch. Er warf zwei Antacid-Tabletten ein und spülte sie mit Wasser runter. Lieber hätte er einen Bourbon gekippt. Aber es war erst halb zehn Uhr morgens, und er hatte noch ein Treffen vor sich, das sehr hässlich werden konnte. Da wollte er auf jeden Fall alle seine Sinne beieinanderhaben.
Er ging ein unglaublich großes Risiko ein, und er wusste es. Den Vizzinis kein Schmiergeld mehr zu zahlen könnte nach hinten losgehen. Die hatten die Gewerkschaften unter ihrer Kontrolle. Die Lkw-Fahrer. Die Stahlarbeiter. Sogar das Servicepersonal, das in seinem Hotel arbeiten würde. Und damit kontrollierten sie auch ihn. Das ganze Projekt könnte in Gefahr geraten, vielleicht sogar sein Leben. Aber er konnte es sich auch nicht leisten, alle sechs Wochen zwanzig Riesen für nichts zu bezahlen. Seine schwindenden Geldreserven würden nur eine bestimmte Zeit ausreichen. Und es gab auch nur eine gewisse Anzahl von Kontakten, die er gleichzeitig aufrechterhalten konnte, um ihm seine benötigten Vorteile zu sichern.
Er hatte es endlich geschafft, Fenton an Bord zu holen, und damit würde er die notwendigen Genehmigungen bekommen – aber der Preis dafür war viel höher als erwartet. Fenton hatte ihn in der Hand. Fenton bestimmte die Regeln, machte die Profite, brachte seine Investoren ein.
Und übte Druck aus.
Die Dinge gerieten nun in eine kritische Phase. Aber Morano durfte sein Ziel nicht aus den Augen verlieren.
Die Tür ging auf, und Sal marschierte herein, der raubeinige Handwerker, der die Schmiergelder für die Mafia einsammelte. Er trug Jeans und eine Arbeitsweste und schleppte seinen üblichen Werkzeugkasten, obwohl er heute nicht erwarten konnte, mit dem Kasten voller Geld wieder loszuziehen. Das war erst in ein paar Wochen wieder fällig. Nein, bei diesem Treffen ging es um etwas anderes, denn Morano hatte darum gebeten.
Sal machte die Tür wieder zu und setzte sich auf einen Stuhl. Er stellte den Werkzeugkasten auf den Boden und verschränkte die Arme vor der Brust. Seine rechte Hand strich über die Weste, unter der zweifelloseine Pistole steckte.
Morano sah bewusst nicht hin, sondern starrte in Sals pockennarbiges Gesicht.
„Was wollen Sie?“, fragte Sal.
„Nachverhandeln.“ Morano setzte ein entschlossenes Gesicht auf und kam sofort zum Punkt. „Aber diesmal nach meinen Regeln. Wir sind fertig miteinander. Ich zahle nicht mehr. Sagen Sie Ihrem Boss, genug ist genug. Ich löse unsere Verbindung. Bei diesem Projekt gibt es auch noch andere Münder, die von mir gefüttert werden wollen. Ich habe ein verfluchtes Vermögen zusammengekratzt, nur um ihn zufriedenzustellen. Aber all das liegt
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