Dein ist das Leid (German Edition)

welchem Grund, Detective?“
    „Ich würde lieber nicht am Telefon über die Einzelheiten sprechen. Wann könnte ich mich mit Ihnen in Ihrem Büro treffen? Es ist wirklich wichtig.“
    Casey hätte ihm sagen können, dass sie gerade draußen auf Long Island ganz in seiner Nähe vorbeifuhr, doch das tat sie nicht. „Ich bin gerade nicht im Büro“, teilte sie ihm stattdessen mit. „Und werde erst in einigen Stunden wieder zurück sein.“
    „Ich verstehe.“ Jones räusperte sich. Er hätte sie zu gern gefragt, wo sie gerade war und warum, das konnte sie so deutlich spüren, als ob er es ausgesprochen hätte. Außerdem hatte sie das Gefühl, dass er genau wusste, woran sie gerade arbeitete.
    „Wäre es vielleicht einfacher, wenn wir uns anderswo als in unserem Büro treffen würden?“ Sie wollte ihn damit wissen lassen, dass es näher zu ihm wäre als zu ihrem Büro. „Ich nehme an, Sie sind in Suffolk County stationiert.“
    „Ja, in Farmingdale.“
    „Am Republic Airport?“ Dort befanden sich die Büros der Staatspolizei, die für die Countys Nassau und Suffolk zuständig waren.
    „Ganz genau.“
    „Da gibt es doch auch einen Starbucks. Warum treffen wir uns nicht dort um …“ Sie sah auf die Digitaluhr am Armaturenbrett. Es war fast Mittag. „Viertel nach eins?“
    „Das passt mir gut.“
    „Also, bis dann.“
    In dem braunen Sandsteingebäude von Forensic Instincts klingelte es an der Tür.
    Ryan konnte nicht ausschließen, dass es schon mehrmals geklingelt hatte, bevor er es überhaupt bemerkte. Er hatte konzentriert auf den Monitor seines Computers gestarrt, völlig verloren in seiner eigenen Welt. Doch das Klingeln ließ nicht nach; irgendwer musste schon eine ganze Weile da draußen stehen.
    Er warf einen Blick auf einen anderen Bildschirm an der Wand über ihm. Ein Fenster in der Mitte zeigte die Aufnahme der Überwachungskamera über dem Haupteingang. Ein ziemlich großer Bursche war zu erkennen, dessen mächtige Gestalt und bestimmende Persönlichkeit das Bild ausfüllten. Ryan hob überrascht die Brauen und stand auf.
    „Augenblick“, rief er in ein Mikro. „Komme gleich.“ Dann rannte er hoch ins Erdgeschoss.
    Er gab den Code ein und öffnete die Tür. „Hey“, begrüßte er Hutch und ergriff seine Hand. „Was soll das sein – ein Überraschungsbesuch?“
    „Keinesfalls.“ Hutch kam herein und stellte seinen Koffer auf den Boden. „Nur eine überraschende Ankunftszeit. Die Maschine ist früher gelandet.“
    „Guten Tag, Hutch“, ließ Yoda sich vernehmen. „Deine Körpertemperatur ist niedrig. Bei Winterwetter empfiehlt es sich, einen Mantel zu tragen. Eine heiße Tasse Tee wird deine Körpertemperatur wieder auf normale 37 Grad erhöhen.“
    „Danke schön, Yoda“, erwiderte Hutch. „Aber ich nehme lieber eine heiße Dusche.“
    „Das ist ebenfalls eine zufriedenstellende Maßnahme.“
    „Wie meinst du das, dein Besuch kommt nicht überraschend?“, unterbrach Ryan das Geplänkel. „Weiß Casey, dass du kommst?“
    „Klar. Seit gestern.“
    Ryan verdrehte die Augen. „Mir sagt keiner was.“
    „Würde ich nicht persönlich nehmen.“ Hutch klopfte ihm auf die Schulter. „Casey klang extrem angespannt, als ich mit ihr telefonierte, also ist sie wohl mal wieder völlig besessen von dem Fall, am dem ihr gerade arbeitet. Klingt ja wirklich nach einer verzwickten Sache.“
    Ryan hob erneut die Brauen. Wenn es darum ging, aktuelle Fälle nicht mit Außenstehenden zu besprechen, nicht einmal mit Hutch, war Casey normalerweise eisern. „Sie hat dir davon erzählt?“
    „Ach was. Ich habe nur diese Intensität in ihrer Stimme bemerkt.Also habe ich euch mal gegoogelt, um zu sehen, ob ihr gerade in irgendwelchen Medien erwähnt werdet. Und habe dieses Video auf YouTube gefunden. Schien mir nicht die Art Reklame zu sein, die ihr sonst manchmal macht. Also vermute ich mal, das hat sich eure Klientin auf eigene Faust geleistet?“
    „Oh Mann. Das hat uns von hinten angesprungen. Du brauchst bloß Yoda zu fragen. Der hat mich aus dem Schlaf gerissen, als ich mich gerade hingelegt hatte. Unsere tolle Klientin hätte beinahe unseren Kommunikationsserver eingeschmolzen.“
    „Das ist korrekt“, bestätigte Yoda.
    „Aber das haben wir inzwischen wieder unter Kontrolle. Wenn du dir das Video noch mal ansiehst, wirst du feststellen, dass die Kontaktinformationen jetzt geändert sind. Das war das Erste, was Casey getan hat.“
    „Kann ich mir vorstellen.“ Hutch grinste schief