Dein ist der Tod
und schwitzend die Gewichte stemmen. Mit einem Mal kam ihr die Erinnerung an ihre gemeinsame Nacht in den Sinn, und ihre Knie wurden weich.
Sie lieà sich auf dem Bett nieder und schloss die Augen. Höchste Zeit, ehrlich zu sein. Sie konnte sich ihren Gefühlen für diesen Mann nicht länger verschlieÃen. Sie liebte ihn. Sie war nicht verknallt oder verliebt, wie sie es schon oft genug erlebt hatte â sie liebte ihn.
Aber was empfand er für sie?
Glaubst du, das würde nicht mein ganzes verdammtes Leben zerstören?
Wenn ihr etwas zustieÃe, würde es sein Leben zerstören. Das hatte er gesagt. Aber meinte er das als Polizist â in dem Sinne, dass er in seinem Beruf versagen würde, wenn er sie nicht schützen konnte? Oder meinte er es als Mann â dass er seines Lebens nicht mehr froh würde, wenn ihr etwas zustieÃe?
Sie wusste zu wenig über ihn, um das entscheiden zu können. Doch sie hatte Intuitionen. Und die sagten ihr, dass dieser Mann so gar nicht dem entsprach, wie sie sich ihre Liebe vorstellte. Dieser Mann würde sie nicht mit Kerzenlicht, Blumen oder schönen Worten überraschen. Er war Polizist, und die harte, lebenspraktische Schule, durch die er gegangen war, wirkte sich auch auf den Rest seines Lebens aus. Er redete nicht viel â und wenn er sprach, war es nicht immer angenehm. Und dass er seine Gefühle zeigte, konnte man wirklich nicht sagen.
Aber sie liebte ihn. Und sie dachte, dass er vielleicht, ganz vielleicht ihre Liebe erwiderte. Sein schroffes Verhalten könnte auch Unsicherheit überspielen; vielleicht war er sich über seine Gefühle im Unklaren, und es war nicht so, dass er keine Gefühle für sie hegte.
Mia holte tief Luft und nahm ihren Mut zusammen. Ehe sie es sich anders überlegen konnte, ging sie ins Bad und zog sich aus. Sie faltete ihre Kleidung und legte sie auf das Schränkchen neben dem Waschbecken. Dann drehte sie die Dusche auf, lieà sie laufen, bis sie richtig heià war, und trat unter den Strahl. Sie legte den Kopf in den Nacken und lieà das Wasser über ihren Körper laufen und alle Zweifel und Verwirrung fortspülen. Sie mochte nicht wissen, was er wollte, aber sie wusste, was sie wollte, und warum sollte sie nicht einfach versuchen, es sich zu holen?
Ric machte eine Bestandsaufnahme des Kühlschranks, während ihn sein Bruder über die neuesten Entwicklungen in seinem Fall informierte. Es lief, kurz gesagt, richtig mies. Lanes Anwalt schrie Zeter und Mordio und drohte, sie mit Klagen zu überziehen. Die einzige gute Nachricht war, dass die Presse noch nicht von der Sache Wind bekommen hatte, sodass beide Seiten den Vorfall offenbar lieber unter Verschluss hielten. Das konnte sich Rics Meinung nach aber jeden Augenblick ändern. Und da alle in der Taskforce schon mal vorsorglich in Deckung gingen, war â wie Rey vorhergesagt hatte â Ric als Sündenbock für das heutige Fiasko ausgemacht.
»Was willst du jetzt machen?«, fragte ihn Rey, als Ric zwei Bier ins Wohnzimmer trug.
»Ganz normal den Fall bearbeiten.«
»Daran ist aber nichts normal. Absolut nichts.«
»Da hast du verdammt recht.« Ric sank auf das Sofa und öffnete das Bier. »Aber was soll ich sonst tun? Ich kann ja schlecht irgendwelche Beweise gegen den Kerl manipulie ren. Mir bleibt nichts übrig, als weiterzubohren.« Er hob die Flasche an die Lippen, hielt aber inne. Das Geräusch von plätscherndem Wasser erklang in der Wohnung, und Ric hatte gleich das Bild der badenden Mia vor Augen.
»Meinst du nicht, dass du dich in dieser Sache verrannt haben könntest?«, meinte Rey vorsichtig. »Vielleicht hat Jessup ja recht?«
»Wie meinst du das?«
»Na ja, vielleicht sollten wir doch jemand anderen ins Visier nehmen?«
Ric stellte die Flasche wieder ab. Sein Bruder sprach einen wunden Punkt an. Rics Instinkt behauptete steif und fest, dass Lane ihr Mann war, aber die Beweise sprachen dagegen. Doch vielleicht entging ihm auch etwas? Irgendein kleines Detail? Ihm blieb vermutlich nur noch ein Tag, um den Fall zu lösen. Danach dürfte sein Ruf als Ermittler komplett ruiniert sein.
»Gib mir vierundzwanzig Stunden«, bat er.
»Und was soll in den vierundzwanzig Stunden passieren?«
Ric hatte keine Ahnung. Doch ohne sie hätte er überhaupt keine Chance mehr. »Da sind noch ein paar Spuren, denen ich nachgehen möchte.
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