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Dein ist der Tod

Dein ist der Tod

Titel: Dein ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Griffin
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wieder zu Mia. Das gemütlich weite Sweatshirt, in das sie gemummelt war, weckte in ihm urplötzlich den Wunsch, seine Hände darunter zu wärmen.
    Â»Soll ich dich nach Hause begleiten?«, fragte er.
    Â»Das ist nicht nötig. Ich bin bewaffnet und bereit.«
    Â»Ehrlich? Du hast eine Waffe?«
    Sie hatte ihm einmal erzählt, dass sie Schusswaffen hasste, und daran hatte sich vermutlich nichts geändert. Doch sie griff unter den Fahrersitz und zog eine Dose Tränengas hervor, die sogar für einen Grizzlybären gereicht hätte.
    Ric stieß einen Pfiff aus. »Verdammt, du machst keine halben Sachen.« Dennoch würde er heute noch einmal bei ihr vorbeifahren, so wie er es jede Nacht seit dem Überfall tat. Er wusste nicht mehr genau, seit wann er ihre Sicherheit zu seinem persönlichen Anliegen gemacht hatte, aber er hatte sich vorgenommen, auf sie zu achten, bis sie wussten, wer am Donnerstag geschossen hatte.
    Er legte einen Arm auf das Autodach, und wie er so auf sie hinabsah, wollte er nichts lieber, als sie nach Hause begleiten und ihr diesen Pullover ausziehen.
    Â»Ruf an, wenn du was brauchst«, sagte er.
    Sie ließ den Motor an und blickte mitleidig zu ihm empor, so als könnte sie seine Gedanken lesen. »Wie wär’s, wenn ich dich anrufe, sobald ich die Ergebnisse vom Gentest habe? Und stell dir vor, diesmal brauchst du mir nicht mal einen Kaffee auszugeben.«

7
    Vorsichtig stakste Mia durch das Unterholz und hielt nach Leichenteilen Ausschau. Die Areale, in denen man die Körper der Verwesung überließ, waren zwar mit Polizeiband abgesperrt, aber die Kojoten und anderen Aasfresser hielten sich einfach nicht an die Beschilderung.
    Sie entdeckte Kelsey Quinn auf den Knien neben einem toten Schwein. Mia beglückwünschte sich innerlich, dass sie Kelsey neben einem toten Tier und nicht neben einer menschlichen Leiche angetroffen hatte. Mia zog ein rosa Stofftuch aus der Tasche ihres Laborkittels und hielt es über Mund und Nase. Sie war ziemlich sicher, dass außer ihr keine Teilnehmerin des damaligen Wohltätigkeitslaufs dieses Erinnerungsstück zu einem vergleichbaren Zweck verwendete.
    Â»Das ist aber ein großes Schwein. Wie viel wiegt das, hundert Pfund?«
    Kelsey hob den Blick von dem toten Körper. »Hundertzwanzig.« Mit der behandschuhten Hand hob sie eine Vorderpfote des Tieres und nahm mit einer Pinzette etwas auf.
    Â»Fliegeneier?«
    Kelsey ließ den Gegenstand in ein Glas fallen, dann nahm sie die Baseballkappe von ihrem langen rotbraunen Haar und wischte sich mit dem Unterarm über die Stirn. »Das ist für mein Seminar zum Thema Leichenliegezeit heute Nachmittag.« Sie setzte die Kappe wieder auf und musterte Mia von Kopf bis Fuß. »Sind Strumpfhosen eigentlich wieder in? Da muss ich wohl was verpasst haben.«
    Trotz der Wollstrumpfhose fühlten sich Mias Beine an wie Eiszapfen. Normalerweise trug sie zur Arbeit eine Hose, doch heute machte sie eine Ausnahme. »Ich muss am Nachmittag aufs Gericht.«
    Â»Oh, Mist.« Kelsey schraubte den Deckel auf das Glas. Offenbar war sie mit den gesammelten Proben zufrieden und erhob sich. Nachdem sie Mia noch einmal von Kopf bis Fuß gemustert hatte, schien sie etwas freundlicher gestimmt. »Ich hab gehört, was am Donnerstag passiert ist. Wie geht’s dir?«
    Â»Ich wurde mit sechs Stichen genäht.« Mia zuckte die Achseln. »Ist halb so wild.«
    Â»Das hab ich nicht gemeint.«
    Â»Ich weiß.« Mia blickte an Kelsey vorbei in die Winterlandschaft. Sie hätte ihr von der Angst und der Anspannung erzählen können. Von der Schlaflosigkeit. Aber sie wollte es niemandem – und schon gar nicht sich selbst – eingestehen, mit wie viel Unruhe sie selbst die einfachsten Tätigkeiten erfüllten – an einem Supermarktgang entlanglaufen, auf einem Parkplatz an Fremden vorbeigehen oder auch nur duschen. Von ihrer irrationalen Angst wollte sie lieber keinem Arbeitskollegen erzählen.
    Kelsey steckte Schraubglas und Pinzette in eine Tasche, und beide machten sich schweigend auf den Weg zurück zum Gebäude. Zum Delphi Center gehörten etwa vier zig Hektar felsiges texanisches Hügelland, eine traumhafte Landschaft, wenn man von den sehr speziellen Forschungsobjekten absah, die dort herumlagen. Für Mia war es schwierig, sie zu vergessen, weswegen sie auch nur selten hier herauskam.
    Â»Warum bist

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