Dein ist der Tod
aufgebaut worden.
»Dasselbe Tatmuster?«, fragte Jonah.
»Nein.«
»Keine Messerstiche? Kein Klebeband?«
»Hab nichts gesehen.«
Als sie sich dem Wasser näherten, machten ihre Stiefel schmatzende Geräusche. Neben mehreren Technikern in weiÃen Overalls blieben sie stehen.
Jonah sah Ric an. »Und warum sind wir eigentlich hier?«
»Sieh es dir selbst an.«
Die aufgeschwemmte Leiche lag mit dem Gesicht nach unten im Uferschlamm. Ihre Arme waren auf beiden Seiten ausgestreckt, die FuÃgelenke jedoch verschnürt und an einen Betonblock gebunden. Jonah stellte sich vor, wie jemand sie so gefesselt hatte, und war von der Kaltblütigkeit der Tat geschockt.
»Fällt dir was auf?«, fragte Ric.
»AuÃer den Haaren?«
»Genau.«
Das Opfer hatte lange blonde Haare, genau wie Ashley Meyer. Aber das traf auf eine Menge Frauen zu. Jonah suchte weiter. Einer der Spurensicherer erhob sich und versperrte ihnen die Sicht. Jonah blieb das Nachbild des überdimensional aufgequollenen Körpers.
»Hm â¦Â« Da es ihm gleich zu Anfang aufgefallen war, merkte er es nun auch an. »Bedenkt man die Umstände, ist ihr Zustand eigentlich gar nicht so übel.«
»Angesichts der Tatsache, dass sie im Wasser lag? Ja. Den Eindruck hatte ich auch.«
Sie standen auf einem von Schlamm und Pflanzen bedeckten Abhang. »Der See wird gerade abgelassen, oder?«, erkundigte sich Jonah.
»Die Seenverwaltung hat am Sonntag die Schleusen geöffnet und den Wasserpegel um etwa zwei Meter gesenkt. Seither haben wir Temperaturen unter null. Das engt die Sache zeitlich etwas ein.«
»Wie lange war sie Froehlers Ansicht nach unter Wasser?«
»Da wollte er sich nicht festlegen. Aber er meint, wahrscheinlich nur einen Tag. Höchstens zwei.«
»Santos.« Ein Hilfssheriff winkte sie zu sich, und sie traten in den Lichtkegel.
Nun sah Jonah die gräuliche Haut und die schleimigen Ablagerungen auf dem Haar. Kummer überkam ihn. Jedes Opfer, das er sah, lieà ihn an die Eltern denken. Ric sah mit versteinerter Miene auf die junge Frau vor ihnen. Vielleicht dachte er an seine eigene Tochter.
»Sie haben doch nach Stichwunden gefragt?«
»Ja.«
»Keine auf dem Rumpf«, sagte der Mann.
Das Team der Leichenbergung drehte das Opfer um und legte es auf eine Plane. Jonah biss die Zähne zusammen und zwang sich, das Gesicht und den Körper genau anzusehen. Sein Blick blieb an ihren Händen hängen, die bereits für den Transport vorbereitet und von Tüten umschlossen waren, falls sich unter den Nägeln noch Beweismaterial befand.
»Was ist mit den Händen?«, fragte Ric, der offenbar etwas Ãhnliches gedacht hatte. »Schnitte? Andere Verletzungen, die auf Gegenwehr schlieÃen lassen?«
»Das wollte ich Ihnen sagen. An den Händen hat sie ziemlich viele Schnittwunden.«
Nach einer Mütze voll Schlaf heftete sich Ric wieder an die einzig vernünftige Spur, auf die er sich bei den Ermittlungen zum Mord an Frank stützen konnte: ein Stückchen Metall, das kaum gröÃer war als ein Kinderdaumen.
Aber die Patronenhülse brachte ihn nicht weiter.
Der Detective aus Fort Worth, der an dem Fall gearbeitet hatte, war tot. Die Akten waren bereits archiviert, und es würde mindestens vierundzwanzig Stunden dauern, bis jemand in die Katakomben hinabstieg und sie heraussuchen konnte. Und die einzige Person, die den Fall aus erster Hand kannte â auch wenn er zu der Zeit erst Polizeianwärter im Streifendienst gewesen war â, war krank.
Nach dem vergeblichen Anruf legte Ric leise fluchend auf. Doch als die fast zwei Meter groÃe Statur seines Partners beinahe die ganze Tür ausfüllte, hob sich seine Stimmung.
»Du hast was Neues, oder?«, sagte Ric, als Jonah vor seinem Schreibtisch stehenblieb.
»Darauf kannst du wetten.
»Sag, dass es zum Hannigan-Mord passt.«
»Der Motelzimmer-Mord. Jemand vom Hotelpersonal hat grad bei einer Fotogegenüberstellung den Mann erkannt, der als Letzter ihr Zimmer betreten hat. Wir haben einen Verdächtigen, und der ist kein unbeschriebenes Blatt.«
Ric beugte sich vor, als ihm Jonah einen Packen Fotos auf den Tisch warf. »Wer ist es?«
»David Corino, auch bekannt als Spider. Ein Zuhälter aus San Antonio.«
»Spider? Wie kommen die nur auf so einen Schei�«
»Weià der Geier.«
Ric betrachtete das
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