Dein ist der Tod
Telefonnummer vorhin schon überprüft, aber es sieht so aus, als hätte da jemand mit Call- ID Spoofing gearbeitet«, sagte Alex. Als Mia sie verständnislos ansah, fügte sie hinzu: »Das heiÃt, der Anrufer hat seine Identität verschleiert, indem er eine andere Rufnummer vorgetäuscht hat. Geht ganz einfach, wenn man weiÃ, wie.«
»Habt ihr das Bild per E-Mail bekommen?« Bens Frage war an Mia gerichtet. Da sie zögerte, fuhr er fort: »Man sieht, dass der Junge mit dir verwandt ist. Ihr seht euch ziemlich ähnlich.«
»Ja, per Mail«, räumte sie ein. Ihr Magen krampfte sich zusammen. Sie konnte immer noch kaum fassen, was geschehen war.
»Die Mail wurde von einem Yahoo-Account abgeschickt«, meinte Alex. »Ich hab sie noch nicht ganz zurückverfolgen können, aber ich schätze, das bringt sowieso nichts.«
Er nickte. »Leite sie mir mal weiter. Vielleicht finde ich ja übers Handy den Absender raus.«
»Mit der E-Mail?«, fragte Mia verblüfft.
»Nein, nein, mit dem Bild. Ah, das ist eine super Idee, Ben! Verdammt, warum bin ich da nicht selbst draufgekommen?« Euphorisiert von diesem Gedanken, den Mia nicht mal in Ansätzen verstand, erläuterte ihn Alex weiter. »Wenn das Foto mit einer Handykamera aufgenommen wurde, könnten wir die Nummer rauskriegen.«
»Hast du nicht gesagt, dass er mit diesem Spoofing-Ding eine andere Nummer vorgetäuscht hat?«
»Ja, aber nur als er dich angerufen hat«, erwiderte Alex. »Aber vermutlich nicht, um das Bild aufzunehmen. Wenn der Kerl das Foto mit einem Handy aufgenommen hat, dann wohl mit seinem eigenen. Danach hat er es wahrscheinlich irgendwohin gemailt, um es am Computer mit diesem Grafikprogramm zu bearbeiten. Ben glaubt, dass wir so Datenspuren finden könnten, die zu dem Handy selbst führen. Und damit könnten wir an seine Identität kommen.«
»Das geht?«
»Wir könnenâs auf alle Fälle versuchen.«
Jonah unterzeichnete das Tatortprotokoll und tauchte unter dem Absperrband durch. Er ging über einen schlammigen Weg, sorgsam darauf bedacht, nicht die mit Markierungsband gekennzeichnete Spur zu verlassen. Die Männer des Sheriffs nickten ihm zu, als er den feuchten Abhang hinabstieg.
»Hier drüben.«
Jonah erkannte erst Rics Stimme, dann die Silhouette seines Partners, der vor den Scheinwerfern eines Kleinlasters der Spurensicherung stand. So viel zum Besuch bei Mia. Jonah ging zu ihm. Erst als er fast dort war, erkannte er, dass der dicke Mann neben Ric der Gerichtsmediziner war. In wattierte Jagdkleidung gekleidet, sah er aus wie ein Michelin-Männchen im Tarnanzug.
»Ein Park Ranger hat sie gefunden«, sagte Ric.
Jonah sah auf den groÃen tragbaren Strahler neben der Leiche. Darunter waren mehrere Spurensicherer bei der Arbeit.
»Wie alt?«, fragte Jonah.
»Schwer zu sagen«, sagte Froehler. »So um die zwanzig. Oder vielleicht ein bisschen älter? Morgen weià ich mehr. Und zu Ihrer nächsten Frage: Ja, sie wurde geschlagen. Ob sie vorher schon tot war, erfahren wir dann bei der Autopsie.«
»Aber was glauben Sie, was passiert ist?«
»Ich hab schon dem Sheriff gesagt, dass das alles im Bericht stehen wird.« Er wandte den Kopf kurz in Richtung der Leiche, und als er Jonah wieder ansah, war der Ausdruck in seinen Augen verändert. »Aber wenn Sie eine erste Vermutung hören wollen, dann ist die Todesursache Gewalteinwirkung mit einem stumpfen Gegenstand. Jemand hat der armen Kleinen den Schädel eingeschlagen. Mit mehreren Schlägen. Allerdings werde ich das nicht bestätigen, wenn Sie sich da auf mich berufen.«
Froehler nahm die Tasche mit seiner Ausrüstung und stapfte zum Wagen.
»Ist der etwa schon fertig?«
»Bis auf die Autopsie«, sagte Ric. »Er ist schon seit etwa einer Stunde da. Wir sind erst spät dazu gerufen worden.«
»Von wem?«
»Vom Sheriff. Er weià vom Fall Ashley Meyer und hat den Chef vorab informiert.«
Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum See, und Jonah tat so, als würde er den schneidend kalten Wind nicht spüren. Doch da die Temperatur erneut gefallen war, kam ihm Froehlers Jagdoutfit gar nicht mehr so unsinnig vor. Jonah versuchte sich einen Ãberblick über das Gelände zu verschaffen, aber die Sicht war sehr eingeschränkt. Nur auf einem kleinen Uferstreifen war ein Scheinwerfer
Weitere Kostenlose Bücher