Dein ist der Tod
Jonah ansehen, sondern hielt den Blick starr auf Rachel gerichtet, so als wollte sie all deren Blitze ableiten. Doch die schien nun nur noch fassungslos zu sein. Also erhob sich Mia und griff mit zitternder Hand nach ihrer Jacke und der Handtasche, die über der Lehne ihres Stuhls hingen.
»Ich hoffe, Ihnen ist klar, was das bedeutet.« Rachel schüttelte den Kopf. »Ich hatte extra darum gebeten, dass man Ihnen diese Aufgabe überträgt, weil wir vor einer echten Herausforderung stehen und Sie einen tadellosen Ruf haben â hatten sollte ich wohl sagen. Denn damit ist es vorbei. Dieser Vorfall ist eine Schande, sowohl für Sie als auch für Ihr Institut.«
Mia legte die Jacke über den Arm und wartete auf weitere Vorwürfe. Doch Rachel saà nur da und blitzte sie an.
Mia sah Jonah an, der missmutig vor sich hin starrte. Und noch einmal zu der wütenden Staatsanwältin.
Zuletzt sah sie Ric an. Sein eisiger Blick traf sie bis ins Mark. Sie drehte sich um und verlieà den Raum.
10
Benommen glotzte Mia auf den Bildschirm hinter der Bar. Sie wusste noch immer nicht genau, wie sie hierherge kommen war. Nach der Unterredung bei der Bezirksstaatsanwältin war sie zurück zur Arbeit gefahren und hatte die Komödie eines ganz normalen Tages weitergespielt, obwohl sie darauf wartete, dass sie von den Ereignissen überrollt wurde. Doch das war nicht geschehen. AnschlieÃend war sie nach Hause gefahren, in ein kaltes, dunkles Zuhause.
Es hatte ihr noch nie etwas ausgemacht, alleine zu wohnen, aber in jüngster Zeit fürchtete sie sich sogar vor ihrem eigenen Schatten. Paranoia? Nein. Jemand hatte sie tatsächlich beobachtet. Jemand hatte es tatsächlich auf ihre Familie abgesehen. Jeder vernünftige Mensch hätte da Angst.
Nur wenige vernünftige Menschen hätten allerdings die GegenmaÃnahme ergriffen, für die sich Mia entschieden hatte: mit Sophie und der trügerischen Hoffnung auszugehen, dass eine ausreichende Menge an Alkohol den Albtraum, zu dem ihr Leben mutiert war, beenden würde. Deswegen war sie hier. Jeden vernünftigen Gedanken hatte sie beiseitegeschoben und beschlossen, sich in einer billigen Kneipe zu betäuben. Was zwar keine originelle Idee war. Aber immerhin hielt sie daran fest.
»Alles okay?«
Sie spürte eine Hand auf ihrem Arm. Sophie gönnte sich ein Päuschen von ihrer neuen Freundschaft mit Vince Moore und sah nach, wie es ihr ging.
»Alles okay.«
»Du wirkst bedrückt heute. Und siehst auch ein bisschen blass aus.« Sophie legte den Kopf auf die Seite. »Du wirst doch nicht krank werden, oder? Mein Gott, dann bist für Tage auÃer Gefecht.«
»Mir gehtâs gut. Echt.« In Sophies Rücken sah Mia, wie der junge Detective Erdnüsse knabberte, auf das Spiel auf dem Bildschirm guckte und so tat, als würde er nicht lauschen. »Wollt ihr zwei gehen?« Mia flüsterte so leise, wie sie konnte. »Ich kann mir ein Taxi rufen â¦Â«
Sophie unterbrach sie mit einem Kopfschütteln. Sie würde nicht mit diesem Kerl abziehen. Und Mia würde nicht mitten in der Nacht nach einem Taxi Ausschau halten müssen. Das war die erste gute Nachricht an diesem durch und durch miesen Tag.
Ãber Mia hinwegblickend sagte Sophie: »Nun sieh mal, wer da kommt.«
Mia wandte sich um â für einen Moment rechnete sie mit einer angenehmen Ãberraschung; doch ihr Anflug von Freude war wie weggeblasen, als sie Ric in die Bar kommen sah. Mias Mut sank, als Ric die Menschenmenge sondierte, bis er Mia entdeckt hatte. Ihr erster Impuls war zu fliehen, doch der Blick seiner dunklen Augen schien sie am Bar hocker festzunageln. Wie von einem Magneten angezogen, kam er auf sie zu.
»Hi, Ric.«
Er schenkte Sophies fröhlichem Gruà nicht die geringste Beachtung und sah nur Mia an. »Wir müssen miteinander reden.«
Er klang düster, und sie beschloss, ihm schnippisch zu begegnen. »Ach so?«
»Nicht hier.«
Sie musterte ihn von Kopf bis FuÃ. Er trug Jeans und seine schwarze Lederjacke, woraus sie schloss, dass er dienstfrei hatte und privat, nicht beruflich hier war.
Mia zuckte die Achseln. »Muss aber hier sein. Ich hab noch was zu trinken.«
Er nahm ihr Bud Light und trank es in einem Zug leer.
»Jetzt nicht mehr. Also, gehen wir.«
Mia sah ihn mit groÃen Augen an. Er packte sie mit festem Griff am Arm.
»Jetzt.«
Sein wilder
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