Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dein ist der Tod

Dein ist der Tod

Titel: Dein ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Griffin
Vom Netzwerk:
Hand und biss hinein. Die sämige braune Soße troff ihm von den Fingern. Ohne den Blick von ihr zu wenden, fuhr er sich mit der Zungenspitze über die Lippen.
    Â»Du stellst ziemlich viele Vermutungen an, weißt du das?« Sie entrollte die Serviette, mit der das Besteck umwickelt war, und legte sie sich auf den Schoß. »Ich meine, du schnüffelst ein bisschen bei mir im Haus rum und glaubst, du kennst mich.«
    Â»Ich und rumgeschnüffelt? Ich hab nicht mal angefangen. Noch nicht.« Mit den Zähnen zog er das letzte Fleisch von dem Knochen und legte ihn beiseite.
    Â»Was soll das jetzt heißen?«
    Â»Du sagst nicht die Wahrheit. Ich weiß noch nicht, warum, aber ich werd’s rauskriegen.«
    Sie schüttelte den Kopf und blickte auf den Teller vor sich. Tablett wäre die passendere Bezeichnung. Wahrscheinlich passte auf das Ding ein ganzer Truthahn.
    Â»Das ist irrsinnig viel Fleisch.«
    Â»Das meiste davon sind Knochen.«
    Sie biss in das erste Stück und löste vorsichtig mit den Zähnen das Fleisch vom Knochen. Vom intensiven Ge schmack überwältigt, stiegen in Mia Erinnerungen an ihre Großmutter und an den Vierten Juli auf. Sie hatte Barbecues immer gemocht, nur die Art zu essen hatte ihr nie gefallen – jedenfalls seit sie mit fünfzehn bei einem Familienfest von einem Cousin angegrunzt worden war, als sie unschuldig mit einem Teller Spareribs dasaß. Mia tupfte sich die Soße vom Mund und trank einen Schluck Bier.
    Eine Weile aßen sie schweigend. Das Fleisch und das selbstgebackene Brot schmeckten hervorragend, und der cremige Coleslaw war das Beste an Salat, was sie heute gegessen hatte. Mit etwas Essen im Magen fühlte sie sich gleich viel besser, und der Schmerz über seine Worte ließ nach.
    Aber das lag wahrscheinlich auch am Bier. Es war ihr drittes heute Abend, und das war sie nicht gewohnt. Die Welt fühlte sich schon etwas weich und wattig an, weswegen sie umso mehr auf der Hut bleiben musste. Vermutlich kannte er eine Menge Verhörtechniken, die er früher oder später an ihr ausprobieren würde.
    Er schien auch wieder näher an sie herangerückt zu sein, aber ihre Tischsets lagen noch an derselben Stelle wie zuvor. Sie musste sich das also einbilden. Er sah sie unter seinen dichten schwarzen Wimpern heraus an. Mias Wimpern waren hellblond, sodass sie ständig Mascara auflegen musste.
    Plötzlich erschien Sams Gesicht vor ihrem inneren Auge. Er hatte dieselben Sommersprossen wie seine Mutter. Und wie Mia. Von diesem Familienerbe war niemand verschont geblieben, nicht einmal die brünette Amy.
    Sie holte tief Luft und beäugte Ric ein weiteres Mal. Dass die Erinnerung an ihre tote Schwester hochkam, war kein gutes Zeichen. Sie hatte zu viel getrunken und sollte gehen.
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, hatte Ric die Bedienung herbeigewunken und zwei weitere Biere bestellt. Das Nächste, an das sich Mia erinnerte, war, dass er zurückgelehnt dasaß und sie genüsslich beobachtete, wie sie die Barbecue-Soße von ihren Fingern leckte. In seinem Blick schimmerte etwas Warmes und erregend Lustvolles, und sie empfand ähnlich. Doch das bedeutete nicht, dass sie weniger wachsam sein würde.
    Â»Komm schon, Mia.« Seine Hand ertastete die Knöchelchen ihres Nackens, und er streichelte sie sanft. Die Empfindung elektrisierte sie. »Jetzt sag schon, was dich umtreibt.«
    Sie schob den Teller von sich und lehnte sich ebenfalls zurück. Er hörte nicht auf mit der sanften Massage und fuhr mit dem Daumen leicht ihren Nacken auf und ab. Sie entwand sich der Berührung, sonst konnte sie sich überhaupt nicht konzentrieren.
    Â»Was los ist? Diese Woche ist eine einzige Katastrophe. Genau wie die letzte. Ich bin gestresst und müde. Ich bin auch nur ein Mensch, ja? Ich hab einen Fehler gemacht, okay, aber wirf mir nicht vor, dass ich lüge. Ausgerechnet du, der von Anfang an nicht den Mut gehabt hat, offen zu mir zu sein.«
    Er zog die Brauen nach oben. »Ich und nicht offen zu dir?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Â»Du willst also, dass ich ganz offen bin?« Er stützte die Ellbogen auf den Tisch und drehte sich zu ihr, sodass sie beinahe ganz abgeschirmt saßen. »Du gefällst mir. Sehr sogar. Vom dem Augenblick an, als ich dich bei diesem Vortrag gesehen hab und du dauernd von diesen Mitochondrien oder sonst welchen Dingern gesprochen hast, da wollte ich mit

Weitere Kostenlose Bücher