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Dein ist der Tod

Dein ist der Tod

Titel: Dein ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Griffin
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dir ins Bett gehen. Aber ich hab mich zurückgehalten, weil ich dich mag, verstehst du? Ich empfinde Achtung vor dir – zumindest hab ich das bis heute getan. Zu viel, um einfach nur Sex mit dir zu haben und dann zu verschwinden. Ist das ehrlich genug?«
    Mia sah ihn mit großen Augen an. Zum ersten Mal war sie überzeugt, dass er vollkommen offen zu ihr war. Was den mittleren Teil umso schlimmer machte. Er empfand keine Achtung mehr für sie.
    Sie fauchte zurück. »Wie kommst du überhaupt darauf, dass ich mit dir ins Bett gegangen wäre? Vielleicht gefällst du mir gar nicht?«
    Er sah sie nur an. Und ihr schoss wieder seine Bemerkung, sie habe gar kein Leben, durch den Kopf. Er hielt sie für verzweifelt.
    Okay, das reichte für einen Abend. Sie hielt das nicht länger aus, und das war auch gar nicht notwendig.
    Sie packte ihre Handtasche, die neben ihr auf der Bank lag, zog ein paar Scheine heraus und legte sie auf den Tisch. »Ich muss jetzt nach Hause.«
    Er seufzte resigniert, während er seine Geldbörse aus der Hosentasche zog. »Lass dein Geld stecken.«
    Â»Das hier ist ja wohl kein Date.« Sie rutschte die ganze Bank entlang um den Tisch. »Ich komm schon allein nach Hause.«
    Doch er war schon hinter ihr, als sie aufstand, und packte sie am Handgelenk. Der warme Druck seiner Hand brachte sie an den Rand des Zusammenbruchs. Sie fühlte, wie sie der Alkohol und ihre widerstreitenden Gefühle überwältigten und sie ihre Tränen nicht mehr lange unterdrücken konnte – doch sie wollte vor ihm nicht weinen. Sie versuchte, sich loszureißen, doch dadurch wurde sein Griff nur fester.
    Â»Ric, lass mich los, okay?« In ihrer Stimme war ein leichtes Zittern zu hören. Das »Bitte« war kaum mehr als ein Flüstern.
    Er sah ihr kurz in die Augen, dann ließ er sie los.
    Irgendwie schaffte es Mia aus dem Gastraum und sogar bis zur nächsten Straßenecke, ehe ihr die Tränen über das Gesicht rannen und eisige kleine Spuren auf den Wangen hinterließen. Sie wischte sie mit ihrem Schal weg und wünschte, sie könnte die ganze Begegnung mit Ric wegwischen. Es war vorbei, und sie hatte sich wacker geschlagen. Sie hatte ihm wirklich nichts erzählt und sich zumindest einen Rest an Selbstachtung bewahrt.
    Sie fühlte sich leer, aber das war egal. Damit wurde sie schon fertig. Sie hatte ihr Geheimnis gewahrt und Sam beschützt, das war das Einzige, worauf es ankam. Was für eine Beziehung sie mit Ric Santos auch gehabt hätte, sie wäre ohnehin zum Scheitern verurteilt gewesen.
    Er glaubte, sie hatte kein eigenes Leben, und das stimmte. Das Delphi Center war ihr Leben. Ihre Arbeit. Ein Rädchen im Getriebe der Gerechtigkeit zu sein, und sei es noch so klein, war ihr Leben. Das war alles, was sie hatte. Und bald hätte sie wohl nicht mal mehr das.
    Ich muss nach Hause. Ich hätte längst gehen sollen . Noch mehr als der Alkohol, den sie getrunken hatte, schlug ihr das, was sie getan hatte, auf den Magen. Sie hatte eine der wenigen Einrichtungen, denen sie vertraute, betrogen. Sie hatte ihren Berufsstand betrogen. Und was das Schlimmste von allem war, sie hatte Ashley Meyer um die Gerechtigkeit betrogen, die sie verdiente und zu der Mia sich verpflichtet hatte. Nun würde die junge Frau sie nie bekommen. Auch ihre Familie nicht. Und jemand, der gnadenlos die Leben so vieler Menschen zerstört hatte, konnte damit sogar weitermachen.
    Mia schlang die Arme um sich und lief eilig weiter, so als könnte sie vor sich und ihrer Tat davonlaufen. Sie bog in die baumbestandene Straße ein, in der sie wohnte. Immer deutlicher zeichneten sich die bekannten Hauseingänge und Einfahrten ab. Viele Fenster waren bereits dunkel. Es musste spät sein. Beim Anblick eines Skateboards im Nachbargarten musste sie sofort an Sam denken.
    Sie hatte es für Sam getan. Die Tat selbst mochte nicht moralisch oder auch nur nachvollziehbar sein, aber sie hatte es aus Liebe getan. Und egal wie falsch sie damit lag und wie selbstbezogen und impulsiv sie gehandelt hatte, sie wusste, dass sie es wieder tun würde, wenn sie Sams Leben in Gefahr glaubte.
    Aber sie konnte nichts wiedergutmachen. Was sie getan hatte, war endgültig. Ihr blieb nur, das schrecklich Chaos, in das sie ihr Leben gestürzt hatte, zu akzeptieren und zu hoffen, dass die Folgen nicht so verheerend ausfallen würden, wie sie befürchtete.
    Doch die

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