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Dein ist der Tod

Dein ist der Tod

Titel: Dein ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Griffin
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angespannt erlebt, aber vermutlich hatte sie auch noch nie so viel mitgemacht.
    Er legte das Telefon neben die Pistole und ließ seine Hände bis zu ihren Ellbogen hinaufgleiten. Kurz vor der Stelle, die der Verband bedeckte, hielt er inne. Sie verkrampfte sich, und ihre Schultern zuckten unkontrolliert.
    Â»Hey.« Seine Hände wanderten bis zu ihrem Hals und drückten ihren Kopf sanft nach hinten, damit er ihr ins Gesicht sehen konnte. Ihre blauen Augen waren weit aufgerissen und wässrig. Aus ihnen sprach so viel Angst und Pein, dass es ihm in der Seele wehtat. Um diesen Anblick nicht länger ertragen zu müssen, wanderten seine Augen zu ihrem Mund. Als sich die rosigen Lippen leicht öffneten, beugte er sich vor und küsste sie.
    Rics Zunge war in ihrem Mund. Dieses Wissen löste in ihr eine Art Alarmsignal aus, einen schrillen Weckruf an jede noch so träge Nervenzelle im Körper. Und sie stand da, gegen die Arbeitsplatte gedrückt, er küsste sie – und sie erwiderte den Kuss. Er schmeckte nach pikanter Soße und rauchig, und er küsste sie, als hätte er seinen Hunger nach ihr lange unterdrückt. Sie schlang die Arme um ihn und küsste ihn auf genau dieselbe Art. Als Antwort glitt seine Hand unter ihren schweren Pullover, wand sich warm um ihre Taille und presste sie gegen ihn, während er sie gleichzeitig auf die Zehenspitzen zog und sich noch tiefer in ihren Mund versenkte.
    Sie hatte sich so oft vorgestellt, ihn zu küssen, aber das übertraf alle Erwartungen! So etwas hatte sie noch nie erlebt! Nicht mal in ihren kühnsten Träumen hatte sie sich vorgestellt, dass seine Zunge jede Faser ihres Körpers in Schwingungen versetzen konnte. Und seine Lippen. Und die Zähne und die Hände und die harte Wölbung, die gegen ihren Bauch drückte. Seine Zunge umtanzte ihre, erkundete ihren Mund und ihren Geschmack, einer seiner Daumen schob sich unter ihren Büstenhalter, ertastete die Brustwarze. Die Berührung war wie ein Stromstoß, sie wollte aufstöhnen, doch sie widerstand dem Impuls. Sie küsste ihn weiter, sog seinen Geschmack ein, seine Wärme, seine Berührungen, und schmiegte sich eng an ihn in der Hoffnung, es würde nie enden. Als er etwas murmelte, löste sie sich von ihm und sah ihn benommen an. Und dann traf sie die Erkenntnis wie eine kalte Dusche.
    Keine Polizei .
    Â»Wo steht dein Auto?«
    Er rückte von ihr ab. »Was?«
    Â»Wo ist dein Auto?« Sie drehte sich um. »Steht es draußen?«
    Â»Das steht noch beim Restaurant. Warum?«
    Â»Du bist mir bis nach Hause nachgelaufen?«
    Â»Was hätte ich denn sonst tun sollen?«
    Sie entwand sich ihm und sah sich um. Das grüne Lämpchen der Alarmanlage blinkte. Die Anlage war an gewesen, als sie nach Hause gekommen war. Dennoch war jemand in ihrer Küche gewesen und hatte eine Botschaft hinterlassen, mitten auf dem Küchentisch. Es war eine Botschaft ohne Worte, aber unmissverständlich. Die lila Mardi-Gras-Glasperlenkette, die zuletzt am Rückspiegel ihres Jeeps baumelte, konnte nur eines bedeuten. Der Mann, der sie im Auto überfallen hatte, war auch in ihrem Haus gewesen. Und er wollte, dass sie das wusste. Es war derselbe Mann, der Sam bedroht hatte, und auch das wollte er ihr mitteilen. Er war ein Mörder, und sie zweifelte keine Sekunde, dass er seine Drohungen wahrmachen würde, wenn sie sich nicht an die Anweisungen hielt.
    Â»Was ist los?« Ric beobachtete sie wieder aufmerksam.
    Â»Nichts.« Sie wandte den Blick ab und sah die schwarze Pistole neben dem Spülbecken. Während sie die Waffe eine gefühlte Ewigkeit anstarrte, schien ihr Herz auszusetzen.
    Keine Polizei .
    Wieder sah sie Ric an, und all die Fragen, die er ihr seit der Nacht des Überfalls gestellt hatte, schwirrten ihr im Kopf herum. Plötzlich waren sämtliche geistigen Purzelbäume, die sie geschlagen hatte, um diese Fragen zu beantworten, nur noch albern. Denn plötzlich hatte sie die eine wichtige Antwort gefunden, nach der sie seit Tagen vergeblich gesucht hatte.
    Sie begriff. Begriff, dass sie das alles maßlos unterschätzt hatte.
    Nun musste sie Ric möglichst schnell aus dem Haus bugsieren. Denn jetzt würde der Plan, den sie mit Vivian geschmiedet hatte, nicht mehr funktionieren.
    Dieser Plan konnte nämlich leicht tödlich für sie enden.
    Sie brauchte einen neuen Plan. Sie musste Alex anrufen.

12
    Der

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