Dein ist der Tod
Blick lieà sie innerlich erbeben. Er würde nicht aufgeben. Diesmal würde sie ihm nicht entkommen. Sie hatte es geahnt, dass sie sich früher oder später aussprechen mussten, aber sie hatte gehofft, besser dafür gewappnet zu sein. Emotional erschöpft und mit mehreren Drinks intus war sie im Nachteil â was ihrer Meinung nach auch der Grund war, warum er sie ausgerechnet jetzt aufgesucht hatte.
Mia glitt von ihrem Hocker.
»Ãh, hallo?« Sophie ergriff Mias Arm. »Musst du wohin?«
»Ich muss mit Mia reden.« Ric verzichtete darauf, Sophie anzufunkeln.
»Dich hab ich nicht gefragt.« Besorgt wandte sich Sophie an Mia. Und die verstand nur zu gut, warum. Ric war geladen. Er sah fast gefährlich aus. Aber er war keine Gefahr für Mia, und sie wusste, dass sie mit ihm reden musste.
»Es ist okay«, sagte sie zu Sophie. »Ich hab mein Taxi. Wir sehen uns morgen, ja?«
Sie bahnte sich den Weg durch die Kneipengäste und hinaus ins Freie. Dabei lag Rics Hand die ganze Zeit heià und schwer auf ihrer Schulter. Ob Vince daraus Kapital schlagen konnte? Mia war sich da nicht sicher. Ihr schien, dass es der Typ bei Sophie verbockt hatte. Vielleicht war das eher ein Hinweis für Mia.
Sobald sie drauÃen waren, schüttelte Mia Rics Hand ab und schlüpfte in ihre Jacke. Sie trug wieder die ärmellose Skiweste, aber immerhin hatte sie nun auch einen Schal dabei.
Schweigend ging Ric neben ihr, den Blick starr auf die erste Parkplatzreihe geheftet, wo er eine Lücke für seinen Riesen-Pick-up gefunden hatte.
Ohne Umschweife öffnete er die Beifahrertür. Mia kletterte hinein. Während er auf die andere Seite ging, lehnte sie den Kopf an den Sitz und schloss kurz die Augen. Sie würde das durchstehen. Wenn sie eine wütende Bezirksstaatsanwältin aushielt, dann würde sie auch einen Polizisten schaffen.
Das Leder knarzte, als er sich ans Lenkrad setzte und den Motor anlieÃ. Ohne ein Wort zu sagen, stellte er die Heizung auf die höchste Stufe und richtete den Wärmestrom auf sie.
»Wo zum Teufel ist dein Mantel? Es hat kaum mehr als null Grad.«
»Die Weste passt besser zu Jeans.«
Er warf ihr einen missbilligenden Blick zu und schoss rückwärts aus der Parklücke.
Mia besah sich den Innenraum des Wagens. Wie erwartet enthielt er alle erdenklichen Männerspielsachen â ein Navi auf dem Armaturenbrett, im FuÃraum eine alte Baseball-Kappe, hinter dem Fahrersitz achtlos deponierte schlammüberkrustete Stiefel.
Die CD-Hülle in der Türablage versetzte ihr einen kleinen Stich. Taylor Swift. Die konnte nur Ava gehören.
Rics Kinn war inzwischen stoppelig, seine Augen wirkten bei aller Strenge müde. Sie wusste nicht, warum sie der Gedanke, dass Ric Vater war, mit Unruhe erfüllte, aber so war es. Sie spürte, dass er diesen Teil seines Lebens verbarg, vor ihr jedenfalls. Aus unerfindlichen Gründen verletzte sie das.
Ric fuhr an der Abzweigung vorbei, die zu ihr nach Hause führte. Skeptisch sah sie ihn an. »Wo fahren wir hin?«
»Kleinâs.«
»Ich hab schon gegessen.«
»Ich nicht.«
Mia presste die Lippen zusammen und wandte den Blick ab. Das verhieà nichts Gutes. Sie war nicht sicher, ob sie ihm eine Stunde lang gegenübersitzen und ihn anlügen konnte. Sie war nicht einmal sicher, ob sie es fünf Minuten lang konnte. Aber sie hatte offensichtlich keine Wahl.
Als sie angekommen waren, führte er sie durch den nun schon vertrauten Eingang. Es duftete nach frisch gebackenem Brot.
Und dieses Mal hielt er sie nicht bei der Hand.
Er durchquerte den Gastraum und besetzte einen riesigen runden, von einer Bank umgebenen Tisch am hinteren Ende. Dort hätten bequem acht Personen sitzen können. Mia war erleichtert â bis er um den ganzen Tisch herumrutschte und näher an sie heranrückte als beim letzten Mal. Sie bewegte sich ein wenig von ihm weg, um sich mehr Raum zu verschaffen.
Beinahe sofort erschien die Bedienung. Offenbar erhielt Ric hier viel Aufmerksamkeit. Mia sah das flirtende Lächeln, das ihm die junge Frau schenkte, und dachte, dass er vermutlich überall viel Aufmerksamkeit erhielt.
Mia nahm die Speisekarte aus dem Gewürzhalter auf dem Tisch und versuchte, die urplötzlich in ihr aufsteigende Abneigung gegen die junge, gerade der Pubertät entwachsene Studentin zu unterdrücken.
»Kann ich euch schon was zu trinken
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