Dein ist der Tod
ich schauen, ob ihr Auto da ist, oder was?«
»Besser du siehst nach, ob sie zu Hause ist«, erwiderte Ric. »Und wenn dir was verdächtig vorkommt, geh rein. Ich geb dir den Code für ihre Alarmanlage.«
»Woher kennst du den denn?«
»Hab neulich gesehen, wie sie ihn eingegeben hat.«
Jonah merkte sich das genauso wie den Code, den Ric ihm durchgab. Auch den besorgten Unterton seines Partners fand er ungewöhnlich. Ric machte sich selten so viele Sorgen. Wenn es drauf ankam, war er bereit, einzugreifen und zu helfen, aber um derartige Kleinigkeiten kümmerte er sich kaum.
Jonah kam zu einem StraÃenschild. »Ich bieg jetzt in diese Sugarberry Lane«, sagte er. »Ich ruf dich wieder an.«
Jonah sah das kleine weiÃe Haus, aber das war beim ersten Vorbeifahren auch schon alles. Ein paar Lichter waren an. In der Auffahrt stand kein Auto, aber das Garagentor war geschlossen, es konnte also drinnen stehen. An einem Stoppschild wendete er und parkte auf der anderen StraÃenseite von Mias kleinem Bungalow vor einem Haus, in dessen Vorgarten ein FOR SALE -Schild stand.
Jonah holte seine Pistole aus der Sporttasche und sein Set von Türöffnern aus dem Handschuhfach, ehe er aus dem Wagen stieg. Den Schlüssel lieà er im Wagen. Wer wirk lich einen verbeulten Pick-up mit fast zweihundertfünfzigtausend Kilometern auf dem Tacho klauen wollte, sollte das bitte tun. Beim Ãberqueren der Sugarberry Lane wunderte er sich darüber, wie viel Mist er für seinen Partner machte. Aber das beruhte auf Gegenseitigkeit. Sie hielten einander den Rücken frei, und das konnte Jonah nicht von allen sagen, mit denen er in den vergangenen Jahren zusammengearbeitet hatte.
Jonah trat auf den Gehweg. Was war nur los mit der Frau? Er mochte Mia Voss nicht, jedenfalls nicht mehr seit dem Treffen bei der Bezirksstaatsanwältin. Er wusste, wann Menschen logen, und Mia hatte während der gesamten Unterredung nichts anderes getan. Das hatte sie bei ihm nicht gerade beliebt gemacht. Bei Ric hätte das eigentlich auch diesen Effekt haben müssen, aber der war viel zu scharf auf sie. Jonah wünschte sich, dass er bald mal mit ihr in die Kiste stieg. Dann wäre die Sache vermutlich gegessen, und sie könnten sich wieder ganz der Arbeit widmen, um endlich ein paar Fälle vom Tisch zu bekommen.
Er läutete und spähte beim Warten durch die Fenster neben der Tür. Nichts. Er klingelte wieder. Weder lief ein Fernseher, noch waren Stimmen zu hören. Die meisten Fensterläden waren geschlossen. Er ging ums Haus. Nachdem er gesehen hatte, dass die Garage leer war, klopfte er an die Hintertür.
In der Küche war Licht. Die Schubladen und einige Schranktüren standen offen. Eher kein gutes Zeichen. Jonah klopfte erneut, ohne dass etwas geschah. In wenigen Sekunden hatte er mit einem Dietrich das Schloss geöffnet und trat ein. Die Alarmanlage schrillte, und er gab rasch den Code ein.
»Hallo, Mia? Ist jemand zu Hause? Hier ist Jonah Macon.«
Keine Antwort. Er sah sich kurz in der Küche um. Alle Haushaltsgeräte waren ausgeschaltet. Auf dem Kästchen neben dem schnurlosen Telefon lag ein Notizblock. Es wirkte alles ein wenig unordentlich, aber Jonah verspürte nicht das ungute Gefühl, das ihn sonst an Tatorten befiel. Keine seltsamen Gerüche. Nirgends Spuren eines Kampfs. Nach einem weiteren Rundblick wagte er sich in den Flur. Der Kleiderschrank dort stand offen, Schals und Handschuhe lagen in einem Haufen auf dem Boden. Jonah schlich weiter zum Gästezimmer, dann zum Badezimmer und schlieÃlich ins Schlafzimmer, in dem ein Radio leise vor sich hin dudelte. Er trat ein.
Kleidung lag auf dem Bett verstreut. Auf dem Boden stand eine leere Reisetasche, und auch hier waren die Schranktüren geöffnet, so als hätte jemand in Eile gepackt. Jonah sah auf den Wecker. Einundzwanzig Uhr sechzehn. Als Sender war das National Public Radio gewählt. War es heute Abend angestellt worden, oder war es am Morgen automatisch angegangen und kein Mensch war gekommen, um es auszuschalten? Sein Instinkt lieà ihn auf letztere Variante tippen. Er sah sich noch etwas um. Die oberste Schublade der Kommode war herausgezogen, und es schien, jemand hätte den halben Inhalt ausgeräumt. Er trat näher: Unterwäsche.
»Keine Bewegung oder ich schieÃe.«
ScheiÃe . Die Frauenstimme in seinem Rücken überraschte ihn beinahe ebenso sehr
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