Dein ist der Tod
die bösen Ahnungen und das Wissen, dass ein Team bewaffneter FBI -Agenten vor ihrem Haus Wache schob. An Entspannung war heute Abend nicht zu denken. Sie konnte froh sein, wenn sie überhaupt schlafen konnte.
Mit dem Fuà drehte sie den HeiÃwasserhahn auf und hoffte, damit die trüben Gedanken zu vertreiben. Es war ihre Entscheidung gewesen, und die konnte sie nun nicht wieder rückgängig machen. Mit Rachels Zustimmung hatte ihr das FBI vollständige Straffreiheit im Hinblick auf Entwendung und Vernichtung von juristischem Beweismaterial angeboten. Einzige Gegenleistung war ihre Kooperationsbereitschaft â was so viel hieà wie zu Hause zu bleiben und darauf zu warten, bis jemand kam, um sie umzubringen. Der Plan war so schlicht wie verlockend, sodass Mia sofort zugestimmt hatte, ohne einen Anwalt zu fragen. Vivian hätte ihr wahrscheinlich geraten, die Aussage zu verweigern und es dem FBI zu überlassen, Köder für einen Mörder zu spielen.
Doch Mia war sofort auf das Angebot eingegangen. Warum? Aus demselben Grund, aus dem sie beinahe alles tat: die an Besessenheit grenzende Freude an ihrer Arbeit. Sie wollte wieder arbeiten und ganz normal weiterleben. Wie Ric bemerkt hatte, machte die Arbeit mehr als die Hälfte ihres Lebens aus, und da war das nur die logische Konsequenz. Ihr Ruf als Wissenschaftlerin bedeutete ihr alles, und der würde nie wieder untadelig sein, wenn ein solcher Schatten auf ihr lag, wenn sie einen Bericht unterzeichnete oder vor Gericht eine Aussage machte. Und wenn bekannt würde, dass sie Beweismaterial entwendet und zerstört hatte? Der Dominoeffekt, der all ihre früheren Fälle in Mitleidenschaft ziehen konnte, war unvorstellbar. Jeder Strafverteidiger, dessen Mandant aufgrund ihrer Aussagen und Gutachten eingesperrt worden war, würde das Urteil anfechten.
Dieser Gedanke war für Mia unerträglich. Straffreiheit war unverzichtbar. Sie musste die Sicherheit haben, dass ihre Tat an jenem eisigen schicksalhaften Tag sie nie wieder heimsuchen würde. Die Kooperation mit dem FBI war eine Bauchentscheidung gewesen.
Kam es da darauf an, ob sie Ric gefiel oder nicht?
Vor einer Stunde hatten sie telefoniert, und er hatte kühl geklungen, war kurz angebunden gewesen. Er hatte behauptet, sie würde einen groÃen Fehler machen. Aber darüber hatte er nicht zu entscheiden. Er musste nicht die Konsequenzen für ihr Handeln tragen. Ric war davon nicht betroffen, in dieser Hinsicht war er heute genauso wenig Teil ihres Lebens wie vor zwei Wochen.
Nur dass er doch irgendwie dazugehörte.
Ihm konnte sie das nicht sagen, aber sich selbst musste sie es eingestehen. Sie hatte ihm etwas angeboten, und er hatte es angenommen, genau wie sie erwartet hatte. Letztlich war er ein Mann. Sie sollte sich also nicht betrogen fühlen, denn er hatte sie von Anfang an gewarnt, dass er keine Beziehung zu ihr wollte. Selbst bei dem unangenehmen Gespräch gestern hatte er seine Position nicht geändert. Er hatte kaum etwas gesagt, was er nicht auch so meinte, nur um ihre Gefühle nicht zu verletzen.
Und ihre Gefühle waren verletzt. Ironischerweise vertraute sie ihm nun sogar mehr, denn er war, auch was das anging, aufrichtig zu ihr gewesen.
Mia drehte das Wasser ab und lieà sich zurücksinken. Sie machte ein paar Yoga-Atemübungen und versuchte, an etwas Schönes zu denken. Doch das nachmittägliche Treffen mit Delmonico ging ihr nicht aus dem Kopf. Es ist noch nicht zu Ende. Er wird zurückkommen . Und dann fielen ihr Rics Worte wieder ein. Jetzt gehtâs um seine Ehre. Noch mal schieÃt er nicht vorbei . Sowohl Ric als auch der FBI -Agent schienen zu glauben, dass der Auftragskiller sie im Visier hatte. Und sie hatte eingewilligt, hier zu sein und zu warten, bis er kam. Das widersprach zwar ihrem Fluchtinstinkt, aber so lange er drauÃen frei rumlief, würde sie sich immer Sorgen um ihre Sicherheit und die ihrer Familie machen müssen.
Knack .
Beim dem Geräusch riss sie die Augen auf. Sie setzte sich auf. Platschend schwappte das Badwasser über den Wannenrand.
Ric trat ein.
»Wie kommst du denn hier rein?«, kreischte sie.
Statt zu antworten lehnte er sich gegen die Wand und sah sie an. Er hatte den Blick auf ihr Gesicht gerichtet, aber sie sah am Funkeln seiner Augen, dass er schon mehr gesehen hatte.
Sie zog die Knie an die Brust. »Was machst du hier?«
»Aufpassen, dass du mich nicht
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