Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dein ist der Tod

Dein ist der Tod

Titel: Dein ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Griffin
Vom Netzwerk:
sich. »Also dann, gute Nacht, Ric. Im Dielenschrank ist auch eine Wolldecke, falls dir kalt ist.«
    Im State House war alles dunkel und still. Nur aus einem Büro drang Licht auf den Gang, und darin hörte er Stimmengemurmel.
    In dem verknitterten Abklatsch des Anzugs, den er zuvor vermutlich bei einer Spendengala getragen hatte, saß Lane am Schreibtisch. Das Jackett rutschte beinahe von der Stuhllehne. Doch der Vizegouverneur und seine Sprecherin waren zu sehr in ihr Gespräch vertieft, als dass einer von ihnen es bemerkt hätte. Der Mann trat ein, und Lane sprang auf.
    Â»Wo warst du denn so lange?«
    Er stand schweigend in der Tür und wartete, bis Lane der Frau etwas zuflüsterte. Sie klemmte sich den Notizblock unter den Arm und warf ihm im Vorbeigehen einen neugierigen Blick zu.
    Als sie gegangen war, schloss er die Tür und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ruf mich ja nicht mehr zu Hause an. Nie wieder.«
    Lane stemmte die Hände in die Hüften und besaß die Frechheit, empört dreinzublicken. »Wo zum Henker warst du? Ich dreh hier noch durch.«
    Â»Ich erledige meinen Job.«
    Ãœberrascht riss Lane die Augen auf. »Und?«
    Â»Ist auch fast schon erledigt.«
    Â»Fast? Und wann ist er ganz erledigt?«
    Â»Bald.«
    Â»Das hast du schon vor Tagen gesagt. Was zum Teufel ist passiert?«
    Ric Santos war passiert. Er hatte einen bitteren Geschmack im Mund, als er sich erinnerte, wie er ihn durch das Fernglas gesehen hatte. Wie er durch die Hintertür heimlich in Mia Voss’ Haus einstieg.
    Â»Es wird passieren«, sagte er selbstbewusst. Er hatte ei nen neuen Plan, und dieses Mal würde ihn nichts abhalten.
    Lane massierte sich die Schläfen. Er sah aus, als stünde er vor einem Nervenzusammenbruch. »Das ist doch unglaublich.«
    Sich an Lanes Qualen weidend ging er ruhig zu dem Sideboard, auf dem eine säuberliche Reihe Fotografien stand. Vermutlich von einem PR -Berater aufgestellt, der überzeugt war, das würde sich im Fernsehen gut machen.
    Schade, dass Lane die Ironie nicht begriff. Mit seiner Macht über die Gesetzgebung hatte der Vize, wie er von den Sicherheitsleuten gern genannt wurde, sogar mehr politischen Einfluss als der Gouverneur, der eher eine repräsentative Funktion hatte. Lane war also der eigentliche starke Mann. Der, auf den es ankam.
    Aber in diesem Moment war Lane von ihm abhängig, was ihn zur mächtigsten Einzelperson im Staate Texas machte. Mit einem Anruf konnte er Lanes Leben, die Leben seiner Angehörigen und all seine politischen Ambitionen vernichten.
    Verächtlich blickte er den Mann an, von dem es hieß, er wäre sogar ein aussichtsreicher Kandidat für das Weiße Haus. Wenn er ihn jetzt fallen ließ, wäre das eine patriotische Tat – er würde mehr für sein Land tun, als er je getan hatte.
    Das Problem war nur, wenn er Lane zu Fall brachte, würde er mit ihm stürzen. Ihre Verbindungen reichten weiter zurück, als ihm lieb war. Sie reichten zurück in eine Zeit, als er wegen dieser Scheiße noch ein schlechtes Gewissen gehabt hatte.
    Lane beobachtete ihn ängstlich. Sehnlichst wartete er darauf, dass er ihn beruhigte, die Sorgen beschwichtigte.
    Er ließ ihn winseln.
    Mit dem Rücken zum Politiker betrachtete er die Fotogalerie. Eins zeigte seinen Jungen mit einem Baseball-Helm, wie er den Schläger mit beiden Händen umklammert hielt. Er war acht oder zehn Jahre alt. Etwa so alt wie seine eigene Tochter gewesen war, als er zum ersten Mal die Grenze überschritten hatte.
    In letzter Zeit hatte er häufiger über damals nachgedacht. Es war fünfzehn Jahre her, doch die Erinnerung war noch frisch. Ein bekannter Pädophiler stand im Verdacht, ein Kind getötet zu haben. Das Dreckschwein war eindeutig schuldig, aber weil sie nichts gegen ihn in der Hand hatten, hatte er einen Strumpf des toten Mädchens in dessen Auto platziert.
    Einen einzigen Strumpf. Mehr nicht. Das diente nur der Gerechtigkeit, und hinterher schlief er besser, weil er wusste, dass er die Welt sicherer gemacht hatte. Für seine Tochter.
    Was tut man nicht alles für seine Kinder.
    Â»Und nun?«, wollte Lane wissen.
    Er drehte sich um. Dabei zog er eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche. »Was und?«
    Â»Was ist der Plan?«
    Er zündete die Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. Dann deutete er mit einem Kopfnicken auf ein Foto. Lane und

Weitere Kostenlose Bücher