Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition)
sehen sich an. »Wie war das?«
»Möge die Katze euch fressen, und möge der Teufel die Katze holen.«
Ray kratzt sich mit seinen schmutzigen gelben Fingernägeln im Gesicht. Schiebt sich die fettigen Haare aus der Stirn. Lacht leise in sich hinein.
»Ist das Ihr Familienmotto?«
»Wir sind eine Hundefamilie.«
»Ja, ist uns aufgefallen. Auch Pharaoh.«
Rourke nickt. Sieht zu Boden. Seufzt. »Alles okay mit ihr?«
»Wir wissen es noch nicht«, lügt Ray. »Wir befürchten das Schlimmste.«
Rourke bleibt stumm. »Ich bin bei ihr geblieben«, sagt er schließlich. »Hätte auch abhauen können, nicht wahr? Ich habe die Hunde weggesperrt. Sie angerufen. Mit einem Handtuch ihr Blut gestillt …«
»Ja, Sie sind ein echtes Herzchen«, sagt Ray und stößt sich vom Tisch zurück.
Eine Weile herrscht Schweigen, während Ray und Rourke sich anstarren. Zu Beginn des Verhörs hatte Ray gedacht, es wäre nur eine Frage der Zeit, bis Rourke plauderte. Aber wenn er jetzt dem ehemaligen bewaffneten Räuber in die Augen sieht, zweifelt er langsam daran, dass der einknicken wird.
»Sie haben lange Gefängnisstrafen hinter sich, Alan«, versucht er es mit einer anderen Taktik. »Sie wollen bestimmt nicht noch mal eine Zelle von innen sehen. Wir brauchen lediglich ein paar Antworten. Informationen. Fangen wir mit dem Jungen an. Unserem verschwundenen Teenager. Was ist Ihre Verbindung zu ihm?«
Rourke wendet sich wieder ab. »Kein Kommentar.«
»Es klingt nicht überzeugend, wie Sie das sagen, Alan. Sie wissen doch selbst, dass Sie einen Kommentar abgeben wollen.«
»So wahr mir Gott helfe: kein Kommentar.«
Archer holt einen Kaugummi aus ihrer Handtasche und wirft ihn sich in den Mund. Sie hält Ray und Rourke das Päckchen hin. Rourke nimmt einen. »Cheers, mein Lieber.« Sie lächelt freundlich und warmherzig. »Es ist Ihnen doch klar, dass wir die Angelegenheit sehr ernst nehmen«, sagt sie und beugt sich vor. »Zwei Vorfälle, Alan. Eine Benzinbombe und eine Hundeattacke, die beide das Leben hochangesehener Polizisten in große Gefahr gebracht haben. Und beide stehen mit Ihnen in Zusammenhang. Das erledigt sich nicht von selbst, das wissen Sie doch. Ich verstehe vollkommen, dass Sie Ihren Ehrenkodex haben. Sie mögen die Polizei nicht. Aber ich halte Sie nicht für die Art von Mensch, der vorsätzlich eine Busladung von Polizisten in Brand stecken würde. Und ich weiß, dass es der Junge war, der den Hunden das Kommando zum Angriff gab …«
Zorn flackert in Rourkes Gesicht auf. Er flucht auf Gälisch. Entschuldigt sich dafür. Nickt.
»Aber die Hunde gehören Ihnen, Alan. Sie sind derjenige, den es trifft, wenn wir sie einschläfern müssen.«
Zum ersten Mal spiegeln sich Emotionen in Rourkes Gesicht. Er beißt sich auf die Lippen.
»Wir haben in dieser Sache einigen Einfluss, Alan. Es ist noch nichts entschieden. Man kümmert sich um die Hunde. Sie sind bei den Spezialisten von der Hundestaffel gut aufgehoben. Fast wie ein kleiner Urlaub. Aber sie wollen nach Hause, genau wie Sie. Geben Sie uns einfach etwas zum Nachdenken. Sagen Sie uns, wie Ihre Fingerabdrücke auf diese Flasche kamen. Nur eine Geschichte, Alan. Etwas Nachprüfbares, damit wir Sie aus unseren Ermittlungen entlassen können.«
Rourke gähnt. Kaut seinen Kaugummi. Sieht an die Decke, als stünde dort die interessanteste Story, die er je gelesen hat.
Ray verliert die Geduld. »Sie werden mir etwas liefern, Mann. So oder so, Sie werden die Lücken füllen.«
Rourke richtet seine Aufmerksamkeit auf den Beamten. Schüttelt betrübt den Kopf, als hätte er einen Welpen vor sich, der wieder einmal seine Blase nicht kontrollieren konnte. »So weit kommt es immer, nicht wahr? Einer so schlimm wie der andere. Verdammte Strolche seid ihr, alle miteinander. Mein ganzes Leben spüre ich schon euren Atem in meinem Nacken. Und immer läuft es auf dasselbe hinaus. Ich habe meine Zeit abgesessen, Sir. Mich geändert. Ich habe mir schon lange nichts mehr zuschulden kommen lassen. Und trotzdem steht ihr ständig bei mir auf der Matte. Ich habe schon dem Typen von letztem Monat gesagt, ihr könnt mir drohen, so viel ihr wollt, aber ich habe euch nichts zu sagen …«
Ray beugt sich plötzlich vor. »Letztem Monat?«
»Rundes Gesicht. Schicker Anzug. Einer eurer Leitwölfe.«
Ray wendet sich zu Archer. Bedeutet ihr ohne Worte, den Mund zu halten. Blickt dann wieder Rourke an. »Sie wurden kürzlich vernommen?«
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