Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition)
zuzulegen, denen ich nicht scheißegal bin!«
Natürlich tut sie das nicht. Georgie-Lee bringt es nicht fertig, gemein zu sein. Sie mag keine Konflikte und dicke Luft. Stattdessen loggt sie sich ein und teilt jedem, der es lesen möchte, mit, dass sie sich »absolut TOLL amüsiert!!«.
Sie drückt ihre Zigarette an der Hausmauer aus und überlegt, ob sie wieder nach oben gehen soll. Als sie nach Luft schnappen ging, durchwühlten gerade ein verrückter Professor und ein Werwolf ihre DVD-Sammlung und rügten das Fehlen von Samuraifilmen. Sie hat keine große Lust, zu allen nett zu sein und so zu tun, als wäre die Party schöner, als sie ist. Sie will, dass sie alle abhauen. Möchte Jen ihr Geschenk geben und dann im Dunkeln einen Horrorfilm gucken.
Georgie-Lee blickt hoch. Versucht, den Regen mit dem Gesicht aufzufangen, und fröstelt in der kalten Luft. Sie sieht die Straße entlang und fragt sich, ob sie an die Türen klopfen und jeden, der halbwegs interessiert wirkt, zur Party einladen sollte. Ob die zwei Jungs aus Nr. 57 zu Hause sind und DVDs ansehen? Ein großes Allradfahrzeug, das direkt an der Grenze ihres eigenen Anwesens parkt, versperrt ihr die Sicht darauf. Der Wagen wirkt teuer, sieht aber aus, als hätte er einen Krieg hinter sich. Der vordere Kotflügel ist eingedellt, das Scheinwerferglas zerbrochen. Sie fragt sich, wem das Ding gehört. Es passt nicht hierher.
Sie scrollt durch ihre Facebook-Postings. Kommentiert das Foto eines Freundes. Fragt sich, ob sie ihren Status noch einmal ändern soll, entscheidet sich aber, es bleibenzulassen. Sie und ihr Freund trennen und versöhnen sich praktisch wöchentlich, und die Häufigkeit des Wechsels wird langsam peinlich.
Sie wischt sich rüber zu Hull Ink. Stefan hat morgen noch Termine frei. Devon ist den ganzen Tag ausgebucht, aber er hat ein paar neue Fotos von seinen alten Schwarzweißsachen hochgeladen.
Neugierig blättert sie sich durch die verschiedenen Galerien und vergleicht die Bilder. Wieder einmal fragt sie sich, was das für Leute sind, die sich I-Aah oder Winnie Puuh tätowieren lassen. Oder warum jemand in ein Tattoo-Studio spaziert, um sich fürs ganze Leben mit dem Text eines Coldplay-Songs oder dem Bild eines toten Opas brandmarken zu lassen. Nichts davon ist hübsch, und für Georgie-Lee ist das schöne Äußere das Allerwichtigste. Beim Anblick ihrer eigenen Tattoos zappelt sie vor Vergnügen, und sie auf der Website für die Massen präsentiert zu sehen gibt ihr immer noch einen echten Kick.
Sie vergrößert das Bild. Betrachtet ihren nackten Rücken. Ein kräftiger brauner Ast erstreckt sich von ihrer rechten Pobacke bis zum Nacken, schlängelt sich dahin wie ein Fluss und verästelt sich in schlankere Zweige und zarte Blütenblätter; eine Collage aus Blumen vor dem Hintergrund eines schimmernden Seerosenteichs.
Das Design ist nicht wirklich ihr eigenes. Legalerweise dürfte sie es vermutlich gar nicht auf der Haut tragen. Aber sie hatte es subtil verändert und eigene kleine Motive hinzugefügt. Devon hatte sich über die Gelegenheit gefreut, das Bild zu perfektionieren, das er einige Monate zuvor einem anderen Mädchen eintätowiert hatte.
Sie sieht die verschiedenen Postings durch, die das Bild kommentieren, und hofft insgeheim, jemand hätte ein Kompliment hinzugefügt, aber die vier »Like«-Icons und das eine »Ich liebe es« von einem alten Schulfreund haben sich nicht vermehrt.
Die Schmerzen waren nicht so schlimm gewesen wie befürchtet, und trotz der Warnung, es würde vier Sitzungen dauern, hatte Devon es in zwei geschafft. Sie konnte ihn im Spiegel bei der Arbeit beobachten, das Gesicht angespannt und voller Konzentration, während die Piratenschiffe auf seinen Unterarmen sich beim Zeichnen auf und ab wiegten wie auf sanfter See.
Eine Weile hatte sie geplant, sich als erstes Tattoo ein Elfenschloss stechen zu lassen, voller Gänseblümchen und Kobolde. Aber dann war sie auf die Anzeige gestoßen. Die glänzende Halbseite in The Journal . Den Jungen mit den Pfauenfedern und das Mädchen mit den Blüten. Sie hatte auf der Stelle einen Termin vereinbart, ein Exemplar des Magazins gezückt und darauf bestanden, dass der Tätowierkünstler, der diese Vision kreiert hatte, dasselbe für sie tat. Er hatte ihr die Copyright-Vorschriften und das Urheberrecht erklärt, und sie war einverstanden, das Design leicht abzuändern. Sie fügte einen Seerosenteich und einen winzigen Kolibri an einem der oberen Zweige hinzu. Dann
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