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Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition)

Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition)

Titel: Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
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Jeder Versuch, ihn ordnungsgemäß einzuliefern, hätte in einem Blutbad geendet. Eigentlich hätten sie ihn nach Namen, Alter und Adresse fragen und ihm eine Liste der Dinge aushändigen müssen, die sich zum Zeitpunkt der Festnahme in seinem Besitz befanden. Stattdessen musste er in die Zelle geschleift und zwangsweise entkleidet werden. Der Inhalt seiner Taschen landete in einer Plastiktüte, die Colin Ray unmittelbar nach seinem Eintreffen überreicht wurde.
    Rays Befürchtung, die Nachrichten auf dem Telefon könnten auf Gälisch sein, hatte sich als unbegründet erwiesen. Er wurde ziemlich schnell daraus schlau. Offenbar benutzte Ronan das Ding nicht zu persönlichen Zwecken. Keine Mitteilungen von Freundinnen oder Kumpeln. Alles rein geschäftlich.
    »Das Scheißtelefon gehört ja nicht mal mir«, schreit Ronan.
    Ray grinst, und im fahlen Zwielicht des Korridors ist es ein blutrünstiger Anblick.
    »Trittst du jetzt einen Schritt zurück, damit ich die Tür aufmachen kann, mein Sohn? Bist du artig und plauderst ein bisschen mit mir?«
    »Ich sag kein Wort, bevor mein Anwalt da ist. Kein Wort.«
    »Wir kommen schon noch zum Verhör, Ronan. Alles völlig ordnungsgemäß, du wirst sehen. Superoffiziell und äußerst höflich. Du wirst dem Rat deines Anwalts folgen und die Klappe halten. Ich kann es direkt schon vor mir sehen. Keine Sorge, alles nach Vorschrift. Ich wollte nur mit dir plaudern – so von Mann zu Mann. Aber wir können es auch sein lassen. Also dann. Viel Spaß noch beim Zertrümmern deiner Zelle, und du kannst gerne deine Klamotten zu Konfetti zerreißen. Bis später.«
    »Fick dich«, lautet die Antwort.
    »Wie auf Autopilot, was?«, sagt Ray zu Tremberg. »Pawlow’scher Reflex. Der Hund hört meine Stimme und fängt an, Schimpfwörter zu sabbern.«
    Tremberg sieht von dem halben Dutzend Nachrichten auf, die sie gerade durchliest. Sie kann nicht viel Sinn dahinter erkennen. Buchstaben. Zahlen. Gelegentlich ein Smiley. Es klingt mehr nach Kauderwelsch als nach einem Code.
    Ray nimmt ihr das Telefon aus der Hand. Hält es in die Höhe. Betrachtet die letzte Mitteilung. Er liest laut vor: »11. H4. 9. Akzeptiert. Zwei Mann. 401. Transfer H6.«
    Schweigen senkt sich über den Korridor.
    »Ich habe gerade Ihr Schlachtschiff versenkt«, grinst Ray grimmig.
    »Ich habe keine Ahnung, was zum Teufel das heißen soll.«
    »Nein«, sagt Ray. »Hatte ich zuerst auch nicht. Irgendeine Art Code, dachte ich, schlau, wie ich bin. Und ich schätze, ich hätte den Rest meines Lebens mit dem Versuch zubringen können, ihn zu knacken, und doch nur Kopfschmerzen davon bekommen. Die Sache ist die, he du, du da drin, das musste ich gar nicht, oder?«
    Schweigen aus der Zelle.
    »Sie haben das Handy einfach genommen, das war illegal …«
    Trotz seiner schmerzenden Rippen muss Ray lachen. »Verstecken sich gerne hinter dem Gesetz, diese Versager«, sagt er zu Tremberg.
    »Sie wissen nicht, was Sie da tun«, ruft Ronan, und jetzt klingt Verzweiflung aus seiner Stimme.
    Ray nimmt Tremberg die Notizzettel aus der Hand. Hält einen davon in die Höhe; ein mit Kugelschreiber bekritzeltes Blatt.
    »H4 – Division Road«, sagt er mit klarer Stimme. »9 = Ernte verlegen. Schlitzaugen wissen Bescheid. Abholung durch Lee. 401 Pflanzen. Transfer – New Bridge Road. Vor dem Wochenende.«
    Stille im Korridor.
    »Überrascht mich, dass du aus deiner Schulzeit so viel behalten hast, Ronan, aber schön zu sehen, dass du immerhin schreiben kannst.«
    Ray knallt die Klappe zu, um die Schreie und Drohungen und das Donnern der Fäuste zu ersticken, die gegen die Stahltür hämmern. Er nickt Tremberg zu und geht an ihr vorbei. Er schont seine linke Seite.
    »Sir?«
    Ray dreht sich um. »Der blöde Hund konnte sich den Code nicht merken. Hat es sich im Klartext aufgeschrieben und in die Tasche gesteckt. Der kleine Scheißer hielt sich für unantastbar.«
    Tremberg hebt fragend die Hände. »Ich verstehe nicht.«
    »Er leitet die vietnamesische Crew. Für wen, wissen wir noch nicht. Es bedeutet, dass er die Ernte vor dem Wochenende umlagern soll. Die Pflanzer wissen, dass er mit zwei Mann kommt und alles zur nächsten Adresse auf der Liste transportiert.«
    Selbst im schlechten Licht sind an Trembergs Miene Schock und Skepsis abzulesen. »Er ist doch bloß ein kleiner Gauner.«
    »Sie fangen alle klein an, meine Liebe«, sagt er, und zum ersten Mal klingt er nicht so, als würde er mit jedem Wort Galle spucken. »Ronan war auf dem Weg

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