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Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition)

Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition)

Titel: Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
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allem ihn! Dreckschwein! Er macht euch fertig. Euch alle!«
    Ray wendet sich um, als er ein Geräusch hinter sich hört. Überrascht erkennt er die imposante Gestalt von Helen Tremberg. Es ist ein seltsames Gefühl, eine andere Kollegin als Shaz Archer an der Seite zu haben. Shaz ist nach Haus gefahren, um sich umzuziehen, aber Tremberg hat weniger Bedenken wegen ihrer beschmutzten Kleider und sich nicht einmal große Mühe gemacht, Knie und Gesicht abzuwischen. Sie will einfach dabei sein. Im Zentrum des Geschehens. Sehen, wie es weitergeht.
    Ray hat gute Lust, ihr eine Abfuhr zu erteilen. Sie zu fragen, was sie hier zu suchen hat, statt die Wunden des armen McAvoy mit Antiseptikum zu bepinseln und ihm zu sagen, was für ein großer tapferer Soldat er doch ist.
    Aber dann ist es ihm die Mühe nicht wert. Er zuckt nur die Achseln, wie um sie zu warnen, dass er die Dinge auf seine Art regelt und es ihre Sache ist, ob sie ihm dabei zusehen will oder nicht.
    »Wo ist mein Scheiß-Anwalt? Ich sage kein Wort. Kein verschissenes Wort. Wisst ihr, was der Rechtsverdreher kostet? Er kriegt euch alle am Arsch. Ihr könnt euch von euren Jobs verabschieden …«
    Ronan Gill hat von seinem Beschützer in Bezug auf Verschwiegenheit nichts gelernt. Er zeigt nicht einmal einen Ansatz von Alan Rourkes stoischer Ruhe. Er tobt, seit die Uniformierten ihn auf dem Zellenboden abgeladen haben und anfingen, ihm die Kleider auszuziehen. Der diensthabende Sergeant hat eine blutige Lippe und abgeschürfte Knöchel davongetragen. Seinen Worten nach war es ähnlich schwierig, den Knaben in einen Papieroverall zu stecken, wie einen Hummer in einen Gummihandschuh. Ray weiß allerdings nicht, ob er aus Erfahrung spricht.
    »Ich krieg euch alle dran …«
    Ray haut mit der flachen Hand gegen die Metalltür.
    »Halt verdammt noch mal die Schnauze, Söhnchen. Zurück von der Tür.«
    Die Warnung hat einen weiteren Ausbruch auf Gälisch zur Folge. Unwillkürlich lächelt Ray Tremberg zu, die das Gesicht verzieht. Es ist der herzlichste Austausch, der zwischen ihnen je stattgefunden hat.
    »Ich muss mit dir reden, Junge. Ich kann aber auch mit einem Dutzend Uniformierter reinkommen und dafür sorgen, dass es weh tut.«
    Einen Moment lang herrscht Stille, dann ertönt Ronans vor Wut belegte Stimme. »Ich blute! Ihr habt mich niedergeschlagen. Das war Körperverletzung. Wenn mein Anwalt kommt …«
    »Immer mit der Ruhe«, sagt Ray und öffnet die Klappe über dem Guckloch. Eine Sekunde später schießt ein Komet aus Spucke durch den Schlitz, und Ray dankt es seiner Erfahrung, dass er nicht im Weg stand.
    »Fühlst du dich jetzt besser?«
    »Fick dich!«
    »Ich kann auch hier draußen bleiben, wenn dir das lieber ist. Wir können uns auch so unterhalten. Offenbar legst du großen Wert auf deine Privatsphäre.«
    Ein weiterer Spuckestrahl schießt heraus.
    »Du wirst noch dehydrieren, mein Sohn.«
    Rasch wirft Ray einen Blick durch das Sichtfenster. Ronan wippt auf den Fußballen auf und ab, die Fäuste geballt, das Gesicht knallrot angelaufen, wie ein Baby mit Verdauungsstörung. Sein Papieroverall hängt in Fetzen, als wäre er aus ihm herausgeplatzt wie der Unglaubliche Hulk. Die Matratze der Pritsche lehnt an der Rückwand und hat in der Mitte faustgroße Dellen. Aus dem Rohr zur Toilette sickert Wasser, als hätte jemand wieder und wieder dagegengetreten.
    »Ich bin deine Sachen durchgegangen, Ronan«, sagt Ray. »Du musst einiges erklären.«
    Diesmal hält die Stille in der Zelle länger an. Ohne hinzusehen, winkt Ray Tremberg näher heran. Er greift in die Tasche und reicht ihr ein schlankes, teures Mobiltelefon und ein paar Notizzettel. Sie nimmt sie, ohne nach dem Warum zu fragen. Lesen Sie, bedeutet er ihr lautlos mit den Lippen.
    »Wenn du mein Telefon kaputtmachst, brech ich dir den Hals«, sagt Ronan, aber seine Stimme hat einen etwas weinerlichen Tonfall angenommen.
    »Ich dachte, es wäre dir lieber, wenn ich es kaputtmache«, sagt Ray. »Dachte, du willst, dass ich es zertrete.«
    »Da ist nichts drauf«, sagt Ronan, aber mit einem Anflug von Unsicherheit.
    Ray lächelt, als Tremberg von den zerknitterten Notizzetteln aufsieht. Sie wirkt verwirrt. Scheint sich nicht sicher zu sein, ob sie wie eine Idiotin dasteht, wenn sie zugibt, nicht zu wissen, was das bedeutet.
    Ronan hatte wie ein Löwe um sein Telefon gekämpft. Je ein Beamter musste seine Arme festhalten, als sie ihn in den Arresttrakt brachten, während er tobte und kreischte.

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