Dein ist die Rache
Kronleuchter?«, sagt Tanner und taucht an seiner Seite auf. »Haben die Ärsche immer.«
Hinter der mattierten Glastür von Alan Rourkes Haus geht das Licht an. Die Tür öffnet sich nach innen. Rourkes Silhouette erscheint, eine Dose Bier in der Hand. Er trägt nur eine Jogginghose und Schlappen.
»Sind das meine Hunde?«, fragt er und kommt die Einfahrt entlang. »Jesses, Sie haben sie ganz schön aufgeregt. Sind Sie das, Mr Ray?«
Sie haben die Scheinwerfer brennen lassen, und Rourke kann, geblendet durch ihr grelles Licht, Ray und seinen Freund nur schwer erkennen. Er hebt den Arm und kneift die Augen zusammen.
»Mr Ray? Jesses, ich hatte keine persönliche Zustellung erwartet, Sir. Mein Anwalt sagte, ich soll sie morgen einfach abholen. Mann, das ist eine große Geste, ernsthaft.«
Ray fährt sich mit der Zunge durch den Mund. Er ist wütend, und ihm ist übel. Das Gefühl kennt er. Er leidet an Magengeschwüren, die jederzeit einen vorzeitigen Ruhestand rechtfertigen würden. Manchmal kommt es ihm vor, als würde er innerlich verfaulen. Wenn er betrunken und melancholisch ist, stinken die Gase, die in seiner Kehle aufsteigen, nach Verfall. Nach Tod.
»Konnte doch nicht zulassen, dass Sie sich all die Mühe machen, Mr Rourke«, sagt Ray höhnisch. »Dafür sind wir ja da, mein Junge. Um Leuten wie Ihnen zu Diensten zu stehen.«
Rourke beschattet seine Augen. Er blickt mit einem halben Lächeln von einem zum anderen. Es verblasst ein wenig, als er sieht, dass es nicht erwidert wird. Beide Männer schauen ihn mit kalten Augen an. Seine Freude über das Wiedersehen mit seinen Hunden schwindet.
»Wollen Sie rückwärts in die Einfahrt stoßen, damit Sie die Tiere gleich hinten herauslassen können?«, fragt er entgegenkommend. »Das wäre vielleicht das Einfachste. Sie sind überreizt, und wir wollen doch nicht die ganze verschlafene Bande hier aufwecken, oder?«
Sein Versuch, die beiden Männer für sich zu erwärmen, funktioniert nicht, also zuckt Rourke die Achseln. Zieht sich auf die trotzige Griesgrämigkeit zurück, die er während seiner Vernehmungen an den Tag gelegt hat.
»Der Kleine liegt brav im Bettchen, oder?«, fragt Ray.
»Ah, Ronan zieht mit seinen Kumpels um die Häuser, Sir«, sagt Rourke. »Ich bin nicht sein Gefängniswärter. Er kommt bestimmt bald nach Hause und wird sich freuen, dass meine Hunde gesund und wohlbehalten wieder da sind.«
Ray hofft, dass Rourke den Alkohol in ihrem Atem riechen kann. Dass er merkt, was sie von ihm halten. Der Bolzenschussapparat steckt in seiner Tasche, unhandlich, aber beruhigend.
Er wendet sich zu Tanner. »Hübsche Nacht dafür, was, Tanner? Würde auch gerne mit meinen Kumpels um die Häuser ziehen. Ein oder zwei Gläser trinken. Eine Schachtel Kippen rauchen. Bisschen mit ’ner Nutte rummachen. Mann, was für ein Leben! Muss toll sein, bei Onkel Alan zu wohnen.«
»Onkel?«, fragt Tanner, als hätten sie den Wortwechsel einstudiert.
»Ach nein, nicht sein echter. Ein Freund der Familie eher. Ist es nicht so?«
Rourke spuckt aus. Zuckt die Achseln. Hat genug. Will seine Hunde.
»Aber er hat einen richtigen Onkel, nicht wahr? Einen Paten oder wie diese gottlosen Drecksäcke es nennen.«
Rourkes Kiefer spannt sich. Er trinkt einen Schluck aus seiner Bierdose, dann wirft er sie in den Garten.
»Ziemlich furchterregender Mistkerl, soweit ich gehört habe«, meint Tanner.
»Aye, das ist er. Aber ein wichtiger Mann in Ronans Welt. Trägt einen großen Namen.«
»Wie hieß er gleich wieder, Boss?«
Ray legt den Kopf schief. Sieht zum Himmel. Tut so, als würde er nachdenken. »Irgendwas Italienisches, glaube ich. Komme gerade nicht drauf. Wollen Sie mir nicht auf die Sprünge helfen, Mr Rourke?«
Rourke mustert die beiden. Wirft einen Blick zurück zu seiner einladenden Haustür.
»Gibt es noch etwas, das Sie sich von der Seele reden wollen, oder kann ich jetzt meine Hunde haben?«
Ray lächelt schmallippig. »Das ist das Problem, mein Sohn. Das ist das Problem.«
Rourke sieht den Detective an. Wirft einen scharfen Blick auf den fünfzig Jahre alten Mann, der einen zerknitterten schwarzen Regenmantel über weichen Cordhosen und einem Golfpullover trägt. Sieht das Gesicht, das ihn wieder und wieder in den letzten Tagen über den Vernehmungstisch hinweg angeschnauzt hat. Es liegt nichts Neues in der Abscheu und der Verachtung, die aus den Augen des Polizisten leuchten, aber heute Nacht, fern vom Polizeirevier und begleitet von wütendem
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