Dein ist mein ganzes Herz
stören.
Dorothea und Cecily bekamen beim Bedlington-Ball einen Vorgeschmack auf das zukünftige Verhalten der Lords Hazelmere und Fanshawe. Die Herren waren bei jeder Veranstaltung, die die Schwestern besuchten, die ersten, die ihre Namen in ihre Tanzkarten einschrieben - meistens für einen Walzer. Häufig waren sie auch ihre Partner beim Supper. Nach einiger Zeit war man im ton daran gewöhnt, die Schwestern Darent und die Lords Hazelmere und Fanshawe zusammen zu sehen. Die beiden Gentlemen überraschten ihre Freunde und Bekannten damit, daß sie es offenbar ernst meinten. Während dieser ersten Woche achteten sie sorgsam darauf, ihre Grenzen niemals zu überschreiten. Natürlich realisierte Lord Hazelmere, daß Dorothea ihn trotz ihrer betonten Unabhängigkeit als eine Art sicheren Hafen betrachtete, in den sie vor Kavalieren wie die Lords Peterborough und Bassington flüchten konnte. Es erschien ihm wie eine Ironie des Schicksals, daß sie ausgerechnet bei ihm Schutz suchte, von dem ihr - hätte sie es nur geahnt - weit größere Gefahr drohte.
Wenn er sie in Gesellschaft beobachtete, entdeckte er kein Anzeichen,daß sie einen anderen Mann bevorzugte. Daß sie sich in seiner Gegenwart wohl fühlte, bestätigte ihm der Ausdruck ihrer Augen, sobald sie ihn erblickte. Ob sie ihn liebte, wußte er nicht.
Das herauszufinden, blieb ihm noch viel Zeit. Die großen Bälle würden erst in den nächsten Wochen stattfinden. Anschließend würde es im ton wenniger hektisch zugehen, und man konnte in ruhiger Atmosphäre über eine Ehe reden.
Dorothea befand sich in einem seltsamen Zwiespalt. Der Marquess war der faszinierendste Mann, der ihr je begegnet war. Er war stets aufmerksam und das auf eine zurückhaltende Weise, die sie mehr schätzte als die heftigen Bemühungen ihrer jüngeren Verehrer. Im Grunde war er der einzige, den sie sich als Ehemann vorstellen konnte. Es hätte keines Hinweises ihrer Großmutter bedurft, um sie erkennen zu lassen. daß er ihr den Hof machte. Das warf eine Frage auf, die sie bis in den Schlaf verfolgte: Natürlich mußte er eines Tages heiraten, doch warum hatte er sie gewählt?
War er in sie verliebt, oder sah er in ihr nur eine passende Verbindung, die Enkelin einer guten Freundin seiner Mutter, eine Frau mit Verstand, die nicht schön genug war, um ständige Wachsamkeit zu erfordern? Nach Meinung ihrer Gesellschaftsschicht sollte das keine Rolle spielen - für Dor0thea war das wichtig. Sie befand sich in der beneidenswerten Lage, nicht unbedingt heiraten zu müssen. Er war ein Mann von beträchtlicher Erfahrung und ungeheurem Charme. Vielleicht suchte er lediglich eine bequeme Ehefrau, die sich in seine Gewohnheiten nicht einmischte. Es paßte zu seinem Charakter, ein Mädchen vom Lande dazu zu bringen, sich in ihn zu verlieben, damit es seinen Antrag akzeptierte.
Dorothea ärgerte sich über ihre Unfähigkeit, seine Motive zu durchschauen. Doch wie die Dinge standen, konnte sie wenig tun. Es war wohl am besten, sich seiner Gesellschaft zu erfreuen und mit den Antworten zu warten, bis sich die Fragen wirklich stellten.
Dorothea und Cecily unternahmen täglich einen Ausritt im Park - ein Vergnügen, das sie Ferdie zu verdanken hatten. Er war auf die Idee gekommen, daß die Schwestern sich im Sattel gut machen müßten. Als er in der vergangenen Woche zwei Pferde nach Merion House gebracht hatte, hatte er keine Enttäuschung erlebt. Seine Überraschung war begeistert aufgenommen worden. Die Mädchen hatten sofort die eleganten Reitkleider angezogen, die von Celestine stammten, und sich in Begleitung des stolzen Ferdies und seines Schattens, Mr. Dermot, auf den Weg zum Park gemacht.
Dorothea, die einen munteren Braunen ritt, trug ein grünes Kostüm, das ihre schlanke Figur vollendet zur Geltung brachte. Die glänzenden Locken schmückte ein Hütchen, dessen Pfauenfeder lustig wippte. Cecily saß auf einer sanften Stute und glich in einer blaßblauen Tunika mit Pelzbesatz über einem Rock in dunklerem Blau, dazu einen passenden Pelzhut, einem zauberhaften Gemälde. Schon ihr erster Ausritt wurde ein großer Erfolg. .
An diesem Nachmittag vernahm Dorothea, die neben Ferdie ritt, plötzlich eine vertraute, leicht spöttische Stimme. "Sie sind wirklich eine talentierte junge Dame, Miss Darent."
Als sie sich umdrehte und entdeckte, daß Lord Hazelmeres Augen voller Bewunderung auf ihr ruhten, errötete sie. Erst jetzt bemerkte sie seinen herrlichen schwarzen Wallach und rief:
Weitere Kostenlose Bücher