Dein ist mein ganzes Herz
.,Was für ein wunderbares Tier!" Der Marquess hielt das .,wunderbare Tier" energisch zurück, das offenbar an ihrem Ton etwas zu beanstanden gefunden hatte. .,Er war drei Tage nicht draußen und ist schlechter Laune", erklärte er."Wie wär es mit einem Galopp, Miss Darent?"
Dorothea schaute sich nach ihrem Gefährten um, nur um festzustellen,daß Ferdie auf geheimnisvolle Weise verschwunden war.
"Angst?" ertönte erneut die spöttische Stimme.
Dorothea schlug alle Bedenken in den Wind. "Natürlich nicht."
"Dann folgen Sie mir." Er lenkte seinen Rappen auf einen Weg, der tiefer in den Park hineinführte. Der Wallach war zwar das überlegenere Pferd, doch Dorothea, eine geübte Reiterin, blieb nicht weit zurück. Als sie eine Lichtung am Ende des Weges erreichten, machte sie einen größeren Bogen, näher an den Bäumen, wobei ihr ein niedriger Ast das Hütchen vom Kopf streifte.
Der Marquess schwang sich lachend aus dem Sattel. Dorothea kehrte zu der Stelle zurück und wartete, bis er den Hut aufgehoben und den Staub abgeschüttelt hatte. Anstatt ihn ihr zurückzugeben, legte er die Hände um ihre Taille. "Kommen Sie herunter, Miss Darent."
Sie wußte nicht, wie sie sich weigern sollte, ohne prüde oder schlimmer noch, kokett zu erscheinen. Da war es sehon besser, sich zu fügen. Nachdem sie mit den Füßen aus den Steigbügeln geschlüpft war, hob er sie ohne Mühe vom Pferd.
"Stehen Sie still", befahl er, zog die lange Hutnadel aus ihren Haaren und befestigte damit die Kappe wieder auf ihrem Kopf.
In seinen Augen stand ein seltsames Glitzern. Dorothea konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Sie war sich nur noch des Mannes vor ihr und seiner körperlichen Nähe bewußt. Sekundenlang glaubte sie, er werde sie küssen, doch sie hatte sich geirrt. Er hob sie wieder in den Sattel.
"Ich werde Sie in jeder Beziehung so unberührt zu Ferdie zurückbringen, wie ich Sie von seiner Seite weggelockt habe", sagte er.
Dorothea war verwirrt und ärgerlich zugleich, daß er sie auf die Folter spannte, um es sich im letzten Moment anders zu überlegen.
Der Marquess saß auf, und sie ritten den Weg zurück,den sie gekommen waren. Er hatte ihr Stirnrunzeln zwar bemerkt, es aber auf seine Kühnheit und nicht auf ihren Unmut über seine Zurückhaltung geschoben.
Nachdem sie die Bäume hinter sich gelassen hatten, schaute sie sich nach den anderen um, die sich ganz in der Nähe befanden.Lord Fanshawe pla1uderte mit Cecily, die ihm fasziniert lauschte. Ferdie und Mr. Dermot hatten offenbar ein paar Freunde getroffen, mit denen sie sich immer weiter von dem Paar entfernten. Es hatte den Anschein,als ob Ferdies
Benehmen doch nicht ganz so untadelig war.
Von Schuldgefühlen erfaßt, wurde Dorothea klar, daß sie sich ebenfalls nicht einwandfrei benommen hatte. Es gab keine Entschuldigung dafür, daß sie mit dem Marquess einfach weggeritten war. Sie hoffte,daß niemand sie gesehen hatte. Aber Cecily mitten im Park allein mit Lord Fanshawe zu lassen - was war Ferdie da nur eingefallen?
Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Lord Hazelmere zu,der leise lache. "Sie dürfen Ferdie nicht verurteilen", sagte er. "Im allgemeinen ist er der beste Beschützer, den man sich wünschen kann. Was diesen besonderen Fall betrifft, so schätzt er uns nicht als gefährlich ein."
Dorothea funkelte ihn wütend an, dann lenkte ale Ihr Pferd zu Cecily hin. Lord Fanshawe schaute überrascht hoch und hob bei Lord Hazelmeres Anblick, der ihr folgte, fragend die Brauen. In diesem Augenblick näherte sich ihnen Edward Buchanan. Ihm war zu Ohren gekommen, daß die Schwestern Darne tjeden Tag im Park ausritten. Da er vor Miss Dorothea Darent im Ballsaal nicht glänzen konnte, hatte er gehofft sie wenigstens im Sattel zu beeindrucken. Zu seinem Pech ritt er ein Pferd, das aus einem Mietstall stammte, und beim besten Willen nicht elegant zu nennen war.
Er hielt neben der Gruppe an und verbeugte sich vor Dorothea. "Welch eine; Freude, Sie zu treffen, Miss Darent."
Dorothea neigte kühl den Kopf."Mr. Buchanan, wir sind gerade im Begriff, zum Cavendish Square zurückzukehren."
"Das macht nichts", erwiderte er."Ich werde mich Ihnen gern anschließen."
Dorothea blieb nichts anderes übrig, als ihn ihren Begleitern vorzustellen. Der Marquess hob lediglich die Brauen, Lord Fanshawe verhielt sich ähnlich reserviert. Keiner von ihnen machte Anstalten, seinen Platz an der Seite der jungen Damen Mr. Buchanan zu überlassen. Dorothca seufzte vor
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