Dein ist mein ganzes Herz
Poststationen des Distriktes. Als die Kutsche im Hof zum Stehen kam, eilten ein paar Knechte herbei, um die dampfenden Pferde auszuspannen. Gleichzeitig erschien der Wirt und führte die Schwestern ins Haus, wo sie mit einem neuen Problem konfrontiert wurden;
Während sie sich in einem kleinen Raum vor dem Kaminfeuer aufwärmten, teilte ihnen Mr. Simms entschuldigend mit: "Im Dorf findet ein Boxkampf statt, Miss. Wir sind ausgebucht. Ich habe zwar ein Schlafzimmer für Sie reserviert, aber leider keinen Privatsalon mehr frei."
Dorothea interessierte es nach der langen, anstrengenden Fahrt wenig, was in der Nachbarschaft passierte, solange sie und Cecily für die Nacht bequem untergebracht waren. Einen fehlenden Privatsalon konnte sie verschmerzen. Sie stand auf und nickte dem Wirt zu. "Schon gut, das macht nichts. Wenn Sie uns jetzt bitte unser Zimmer zeigen wollen?"
Mr. Simms hatte die gesellschaftliche Stellung der Schwester Dorotheas Brief nach, in dem sie die Zimmer bestellt hatte, richtig eingeschätzt. Es tat ihm leid, daß die beiden hübschen jungen Damen nur von Dienstboten begleitet wurden. Aus Erfahrung wußte er, wie es im Laufe der Nacht im Haus zugehen würde. Er führte sie daher zu einem großen Raum im Nordteil des Gebäudes der durch eine separate Treppe zu erreichen war. "Ich habe Sie in diesem Zimmer untergebracht, weil es abseits liegt, Miss", erklärte er. "Unten wird es bald von jungen Herren wimmeln, die sich den Boxkampf anschauen wollen. Am besten bleiben Sie im Zimmer und verschließen die Tür. Meine Tochter wird Ihnen Ihr Gepäck und das Essen bringen. Auf diese Weise vermeiden wir alle Unannehmlichkeiten."
Er verbeugte sich und ging.
Dorothea und die blasse Cecily schauten sich verwirrt an. Betsy sank mit großen Augen auf einen Stuhl. "Vielleicht sollten wir weiterfahren, Miss Dorothea", jammerte sie. "Ihrer Großmutter wird es nicht gefallen, daß Sie in einem Gasthof mit vielen groben, betrunkenen Burschen übernachten."
"Es gibt in der Nähe keine andere Unterkunft, Betsy", erwiderte Dorothea, während sie die Handschuhe abstreifte und ihren Mantel über einen Stuhl legte.
"Ich möchte auch lieber hier bleiben", murmelte Cecily, der anzumerken war, wie unwohl sie sich fühlte. Dorothea ging zum Bett. Erleichtert stellte sie fest, daß die Laken sauber waren und klopfte einladend auf das Kopfkissen. "Das werden wir, Liebes", versicherte sie. "Warum legst du dich nicht hin, bis das Dinner kommt?"
Es klopfte. "Wer ist da?" fragte Betsy.
"Ich bin es nur, Madam. Hannah, die Tochter des Wirtes."
Betsy öffnete und ließ ein rundliches Mädchen herein, das eine weiße Haube trug. "Meine Mam möchte wissen, ob Sie sonst noch etwas brauchen." Hannah stellte die Reisetaschen der Schwestern ab und schaute Dorothea fragend an.
"Ja, wir hätten gern warmes Wasser. Und wäre es wohl möglich, ein Bett für unser Mädchen hier aufzustellen? Es wäre mir lieb, sie während der Nacht bei uns zu haben."
Das Mädchen nickte. "Wird gleich erledigt, Madam."
Fünf Minuten später kehrte Hannah mit einer Kanne heißem Wasser und einem Feldbett zurück. Während sie und Betsy es aufstellten, wuschen sich Dorothea und Cecily den Straßenstaub von den Gesichtern.
Nach getaner Arbeit wischte sich Hannah die Hände an der Schürze ab. "In einer halben Stunde bringe ich das Dinner, Miss. Vergessen Sie nicht, hinter mir abzuschließen."
Dorothea bedankte sich und verriegelte die Tür. Cecily kuschelte sich müde ins Bett. Betsy setzte sich vor den Kamin und beschäftigte sich mit einer mitgebrachten Näharbeit.
Dorothea ging ruhelos im Zimmer auf und ab. Sie sehnte sich nach frischer Luft. Plötzlich fiel ihr etwas ein: Normalerweise wären sie am späten Vormittag weitergefahren, doch unter diesen Umständen war es bestimmt besser, früh aufzubrechen. Sie schaute aus dem Fenster auf den Hinterhof. Es war ganz ruhig. Die Zuschauer des Boxkampfes schienen noch nicht eingetroffen zu sein.
"lch gehe nach unten, um mit dem Kutscher zu sprechen", sagte sie zu Betsy. .,Wir müssen morgen früh fahren, um den Trubel zu vermeiden. Bleiben Sie bei Cecily. Ich. bin gleich wieder da."
Sie hüllte sich in ihren Mantel und verließ den Raum. Aus der Richtung, wo sie die Schankstube vermutete, drang lautes Gelächter an ihr Ohr. Dorothea lief schnell die Treppe hinunter zu der Tür, die zum Hof führte. Dort waren zwar einige Knechte mit den Pferden beschäftigt, doch ihr Kutscher Lang war nicht unter ihnen.
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