Dein Kuss in meiner Nacht
sind in viele krumme Geschäfte verwickelt. Meine Eltern und ich sind Shadowcaster, Agenten des Tribunals. Wir jagen die Seeker.«
»Also hast nicht du Cherryl entführt, sondern einer der … Seeker?«
Cole nickte.
»Aber er sah aus wie du. Cherryl hat es mir erzählt. Und ich habe dich mit Cherryl gesehen. Ihr habt zusammen in deinem Auto gesessen. Warst du das?«
»Ja, ich habe mit Cherryl in meinem Auto gesessen. Sie wollte sich bei mir für ihr Verhalten in der Schule entschuldigen. Dann habe ich mich breitschlagen lassen, sie nach Hause zu fahren. Der Seeker der sie entführt hat, hat meine Gestalt angenommen. Die Seeker können verschiedene Formen annehmen. Du bist ebenfalls einem Seeker durch das Portal gefolgt. Als ich nach Hause kam, habe ich auf dem Videotape gesehen, wie du durch das Portal verschwunden bist, und ich wollte dich suchen, wusste aber nicht genau, in welcher Welt du steckst. Ich wurde in einem Hinterhalt überwältigt und werde jetzt gefangen gehalten und gefoltert. Aber ich werde alles versuchen, um zu dir zu kommen. Ich verspreche es dir.«
Eine Träne kullerte über meine Wange. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass man Cole folterte. Und alles nur wegen mir. Nur weil ich ihm nachspionieren wollte und durch diese dämliche Tür gegangen bin, musste Cole jetzt leiden.
»Es ist alles nur meine Schuld«, schniefte ich.
Cole nahm mich in seine Arme und wiegte mich wie ein kleines Kind.
»Shhhht. Hör auf zu weinen«, redete er leise auf mich ein. »Du bist nicht schuld. So etwas will ich nie wieder von dir hören. Du kannst nichts dafür und du wusstest doch gar nicht, was passieren würde. Es wird schon alles gut.«
Es tat so gut, von ihm getröstet zu werden. Ich kuschelte mich in seine Arme und atmete seinen Geruch ein. Nie zuvor hatte ich mich so geborgen gefühlt. Ich wünschte, dieser Moment würde niemals zu Ende gehen, und wir könnten hier in diesem Traum bleiben. Diese Gefühle für Cole waren so neu für mich. Das war alles so verwirrend, aber auch aufregend.
»Ich finde einen Weg zu dir«, versprach Cole. »Versteck dich solange und warte auf mich oder meine Eltern.«
»Aber wenn du … wenn du nicht ...«, begann ich zittrig.
»Hab Vertrauen. Aber jetzt musst du gehen. Es wird bald hell werden. Wenn ihr dem Bach nach Westen folgt, kommt ihr an ein freies Lager. Man wird euch dort helfen. Es sind vielleicht drei Tage bis dorthin. Haltet euch von dem Wald hinter der großen Schlucht fern. Dort ist es gefährlich. Ihr dürft auf gar keinen Fall auf die andere Seite der Schlucht. Hast du das verstanden?«
Ich nickte stumm und klammerte mich an ihn. Ich wollte nicht, dass er schon ging. Hier im Traum konnten wir zusammen sein und ich fühlte mich weniger ängstlich.
»Geh jetzt , Kerima«, sagte Cole eindringlich und löste sich sanft von mir, um mir in die Augen zu schauen.
Ich hatte das Gefühl in seinem Blick zu versinken. Diese unglaublichen blauen Augen. Mit klopfendem Herzen sah ich, dass sein Gesicht sich meinem langsam, wie in Zeitlupe näherte. Als sich unsere Lippen schließlich berührten, ging es wie ein Stromschlag durch meinen ganzen Körper. Es war mein erster Kuss, instinktiv wusste ich jedoch, dass es mit keinem anderen Jungen jemals so gewesen wäre wie mit ihm. Vorsichtig strich Cole mit seiner Zunge über meine Lippen und ich erschauerte. Doch als er sich kurz darauf wieder von mir löste, war ich plötzlich befangen und starrte auf meine Hände.
»Kannst du nicht hierbleiben, bei mir?«, fragte ich nach einer Weile.
»Leider nicht. Aber wir sehen uns morgen Nacht wieder. Ich werde den ganzen Tag an dich denken. Der Gedanke an dich hat mir über die letzten Tage hinweg geholfen. Es hat mir Kraft gegeben. Ich werde einen Ausweg finden. Aber jetzt geh. Geh, Faith.«
Ich erwachte, Coles Stimme noch immer in meinen Ohren. Ich meinte, sogar das prickelnde Gefühl seines Kusses noch auf meinem Mund zu spüren. Mit klopfendem Herzen hob ich eine Hand und berührte meine Lippen. War er wirklich da gewesen? Was waren das für seltsame Begegnungen, diese Traumbegegnung? Es war ohne Zweifel etwas Übernatürliches. Er hatte mir auf diesem Wege sein Medaillon gegeben. Der Beweis hing um meinen Hals und ruhte warm zwischen meinen Brüsten. Es gab so vieles, was ich nicht verstand. Was ich nur schwer als wahr akzeptieren konnte. Obwohl ich langsam ausschließen konnte, dass dies alles hier nur ein Traum war, so war es schwer, es wirklich zu glauben. Das
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