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Dein Kuss in meiner Nacht

Dein Kuss in meiner Nacht

Titel: Dein Kuss in meiner Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy McAllister
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ich, was ich gesucht hatte, und holte das Messer aus meinem Gurt, um den langen, geraden Ast abzuschneiden, den ich als Speer benutzen wollte. Mit dem Stock setzte ich mich ans Ufer des Baches und begann, ein Ende anzuspitzen.
    »Das ist nicht fair. Du hast zwei Messer und ich keines«, ertönte Cherryls Stimme.
    Ich wandte mich zu ihr um und zog das zweite Messer aus dem Gurt. Gezielt warf ich die Klinge so, dass sie kurz vor ihr im Boden stecken blieb. Cherryl sprang kreischend zurück.
    »Willst du mich umbringen, du verrückte Kuh?«, schrie sie mich an.
    »Ich dachte, du wolltest ein Messer«, erwiderte ich ungerührt.
    Ich hatte Messerwerfen von Mallek, einem Zigeuner, gelernt. Sein Zirkus hatte einen Winter in der Nähe von Tristan Falls campiert und wir hatten uns angefreundet. Er hatte mir einige Sachen beigebracht. So konnte ich ziemlich gut Messerwerfen, mit dem Messer kämpfen, und er hatte mir auch beigebracht, mit dem Speer Fische zu fangen.
    Aus den Augenwinkeln beobachtete ich, wie Cherryl sich einen Ast abschnitt. Ich sah sofort, dass daraus nicht werden konnte. Der Ast war zu krumm und zu biegsam.
    ›Soll mir doch egal sein‹, dachte ich grimmig und fuhr mit meiner Arbeit fort.
    Nachdem ich mit meinem Speer fertig war, ging ich am Bach entlang, um eine geeignete Stelle ausfindig zu machen. Mein Herz hüpfte vor Freude, als ich große, bläulich schimmernde Fische unter der Oberfläche dahinhuschen sah. Es dürfte nicht allzu schwer sein, hier ein Frühstück zu fangen. Der Bach wimmelte förmlich vor Fischen. Ich entdeckte ein paar aus dem Wasser ragende Felsen, die gut geeignet waren, dass ich mich daraufstellen konnte.

    Den Speer stoßbereit, stand ich minutenlang unbeweglich auf den Felsen. Mein Blick war fest auf das Wasser vor mir gerichtet. Die Schwierigkeit bestand darin, dass die Optik verfälscht war, wenn man Dinge unter Wasser sah. Sie befanden sich nicht an der Stelle, wo man sie vermutete, doch wenn man gelernt hatte, wie man diesen optischen Fehler in seinem Kopf korrigierte, dann konnte man mit der Speermethode sehr gut Fische fangen. Ich erfasste mein erstes Ziel und folgte den Bewegungen des Fisches, dann warf ich den Speer. Ich hatte getroffen. Der Fisch zappelte und ich ergriff meinen Speer, um meine Beute herauszuziehen. Mit einem Stein schlug ich dem zappelnden Fisch auf den Kopf, dann legte ich ihn in eine Felsspalte, wo er mir auch dann, wenn er noch mal zu zappeln anfangen sollte, nicht so schnell abhauen konnte.
    Erneut nahm ich einen Fisch ins Visier und fing ihn ebenso mühelos. Nachdem ich auch den zweiten Fisch herausgezogen und getötet hatte, nahm ich meine Beute und ging zurück ans Ufer, wo ich mich auf einen umgefallenen Baumstamm setzte und anfing, die Fische auszunehmen.
    Amüsiert beobachtete ich, wie Cherryl mit ihrem Speer auf dieselben Felsen kletterte, auf denen ich zuvor gestanden hatte. Sie stocherte mit dem Stock im Wasser herum, in dem Versuch, so einen Fisch aufzuspießen. Natürlich fing sie nicht einen einzigen und ich unterdrückte ein Kichern als sie vor sich hin fluchte. Mittlerweile hatte ich meine Fische fertig ausgenommen und von Schuppen befreit. Ich ließ sie auf dem Stamm liegen und sammelte mir etwas Feuerholz, trockenes Gras und Laub zusammen. Mallek hatte mir gezeigt, wie man ein Feuer entzündete und das Lagerfeuer aufbaute. Es war zwar etwas mühsam ohne Streichhölzer und Feuerzeug, doch nach etwa zehn Minuten fing mein trockenes Grasbüschel Feuer und ich fütterte die kleine Flamme vorsichtig, bis sie größer wurde und ich nach und nach größere Zweige und schließlich Äste darüberlegen konnte. Bald hatte ich ein gutes Feuer und spießte meine Fische auf einen Stock, um sie zu grillen.
    Mein Blick wanderte zu Cherryl, die noch immer nichts gefangen hatte. Sie schien langsam aufzugeben und kletterte von den Felsen herunter. Mit hochrotem Gesicht marschierte sie an mir vorbei und setzte sich einige Meter weiter ins Gras. Ich schaute meine Fische an, die langsam eine schöne, braune Farbe annahmen und köstlich dufteten, dann sah ich zu Cherryl hinüber. Seufzend fasste ich mir ein Herz.
    »Möchtest du einen Fisch abhaben?«
    »Nein, danke! Ich habe ohnehin keinen Hunger«, giftete sie zurück.
    »Schön. Dann eben nicht. Du weißt ja nicht, was du verpasst«, antwortete ich ärgerlich.
    Cherryl war wirklich eine unerträgliche Ziege. Da hatte ich nett zu ihr sein wollen und sie tat so, als wäre ich die Böse. War es meine

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