Dein Kuss in meiner Nacht
hatte? Aber wenn es doch Cole war und er wirklich böse war, warum hatte er mir dann das Medaillon gegeben und hatte mich gewarnt?
Müde schloss ich die Augen. Ich war mit meinen Gedanken noch immer bei Cole, als der Schlaf mich übermannte.
»Cole, ich weiß nicht, was ich tun soll.«
***
»Cole, ich weiß nicht, was ich tun soll.«
Cole schreckte aus dem Schlaf. Er stöhnte, als sein geschundener Körper ihn mit schrecklichen Schmerzen an die zahlreichen Wunden erinnerte, die ihm zugefügt wurden. Trotzdem huschte ein Lächeln über seine Lippen. Er hatte sie im Traum gesehen. Nur ganz kurz, doch sie saß in einem Wagen, der sich dem Blauen Wald näherte und Cherryl war bei ihr. Jetzt wusste er wenigstens, wo sie sich befand. S41Q war noch eine der angenehmeren Sklavenhalter-Welten. Das Wichtigste war jetzt, dass Faith geflohen war. Offensichtlich hatte sie sich seine Warnung zu Herzen genommen. Er hoffte, sie würde mit Cherryl eine Möglichkeit finden, in dem Wald auszusteigen. Wenn er nur hier rauskommen könnte, dann könnte er sie retten und wieder sicher nach Hause bringen. Er musste von hier fliehen. Wenn diese verfluchten Ketten nicht wären. Irgendwie musste es doch zu schaffen sein. Warum sollte er jetzt auf seine Gefährtin treffen, wenn er niemals mit ihr zusammen sein würde? Das ergab keinen Sinn. Denn, dass sie seine Gefährtin war, dessen war er sich sicher. Sie hätten keine Verbindung, wenn es nicht so wäre. Traumbegegnungen gab es nur zwischen Gefährten. Falls sie die Beziehung durch den Bund besiegeln sollten, würde diese Verbindung auch im wachen Zustand vorhanden sein. Wie es möglich sein konnte, dass ein Mädchen, das nicht von seinem Stamm war, seine Gefährtin sein konnte, war ihm jedoch ein Rätsel. Er hatte sich irgendwie von Anfang an zu ihr hingezogen gefühlt. Sie war so ganz anders als die anderen Mädchen in ihrer Welt. Wie gern würde er sie jetzt in seinen Armen halten. Wenn er hier herauskam, dann würde er ihr seine Welt zeigen.
›Falls ich hier rauskomme‹, dachte er grimmig.
***
Ich erwachte als das Rumpeln des Wagens aufhörte. Neben mir schlief Cherryl noch immer, den Kopf an meine Schulter gelehnt.
»Cherryl«, flüsterte ich leise und rüttelte sie vorsichtig an der Schulter. »Wir haben angehalten.«
Cherryl öffnete blinzelnd die Augen.
»Was?«
»Wir haben angehalten«, wiederholte ich leise.
Von draußen klangen die Rufe der Männer und lautes Lachen zu uns herein. Offenbar waren die Männer gut gelaunt. Es war dunkler und kühler im Wagen als zuvor, und ich fragte mich, wie lange ich geschlafen hatte. Es gab zwei kleine, mit einem Tuch verhängte Fenster in dem Wagen. Ich erhob mich leise und schlich zu einem von ihnen, um vorsichtig hinauszuspähen. Wir befanden uns in einem Wald mit großen Bäumen und ich konnte einen Bach entdecken. Auf einmal wurde mir bewusst, wie durstig ich war. Ich war ja mehr der Limo- und Cola-Trinker, aber jetzt war ich so durstig, dass die Aussicht auf kaltes Bachwasser so verführerisch klang, wie nichts anderes jemals zuvor.
»Kannst du was sehen?«, fragte Cherryl leise.
»Wir sind in dem Wald, von dem du gesprochen hast. Es scheint bald dunkel zu werden. Ich glaube, die wollen hier übernachten. Wenn sie schlafen, können wir von hier verschwinden.«
Ich ließ den Vorhang zurückgleiten und schlich zu Cherryl zurück. Als ich wieder neben ihr saß, wurde die Tür zu dem Wagen geöffnet und ich hätte beinahe vor Schreck aufgeschrien. Hinter den Fässern waren wir nicht sichtbar, doch wenn der Typ einen Moment eher gekommen wäre, dann hätte er mich entdeckt. Diese Erkenntnis verursachte ein unangenehmes Gefühl in meiner Magengegend. Nicht auszudenken, was dann passiert wäre. Wir mussten wirklich vorsichtiger sein. Dies war unsere große Chance und wir durften sie nicht verspielen. Bis die Männer schliefen, mussten wir uns verborgen halten. Selbst, wenn mein Durst, und mittlerweile auch mein Hunger, mich fast umbrachten. Warum nur hatten wir nicht daran gedacht Proviant mitzunehmen? Wir waren vielleicht Spezialisten. Erbärmlich! Zu unserem Glück verschwand der Mann, ohne dass er in den hinteren Bereich gesehen hatte, wo wir uns versteckt hielten.
Als es draußen ruhig geworden war, warteten wir noch etwa eine halbe Stunde, ehe wir vorsichtig den Wagen verließen. Es war dunkel. Nur der schwache Schein des halb heruntergebrannten Feuers beleuchtete das Camp ein wenig. Der Mond war hinter Wolken verborgen und
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