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Dein Kuss in meiner Nacht

Dein Kuss in meiner Nacht

Titel: Dein Kuss in meiner Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy McAllister
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sie.
    »Der ... der tote Gefangene, der Shadowcaster ...«
    »Was ist mit ihm?«, fiel Narjana ihm ins Wort.
    »Er ist weg«, berichtete Sido mit bleichem Gesicht. »Jemand muss die Leiche gestohlen haben.«
    Narjanas Arm schoss hoch und sie legte ihre Hand um Sidos Kehle.
    »Wer war es, der den Gefangenen für tot erklärt hat?«, schrie sie ihn an.
    »D-das ... das war Kronin, a-aber ich v-versteh nicht ...«, stammelte Sido krächzend. Seine Augen waren vor Furcht weit aufgerissen.
    »Du I-di-ot!«, fuhr Narjana ihn an. »Er war gar nicht tot! Verdammt! Kann man sich hier auf niemanden verlassen?«
    Erst als Sido röchelnde Geräusche von sich gab, registrierte Narjana, dass sich ihre Hand in ihrer Wut immer fester um die Kehle des Seekers geschlossen hatte. Mit einem abfälligen Schnauben ließ sie ihn los und er japste pfeifend nach Luft.
    »Bring mir Kronin hierher. Sofort!«
    Sido nickte hastig und machte sich eilig davon. Narjana fuhr sich mit der Hand über das Haar. Cole lebte! Auf der einen Seite verspürte sie eine gewisse Erleichterung, denn sie hatte seinen Tod bedauert. Auf der anderen Seite jedoch war sie unsagbar wütend über seinen Trick.
    »Verdammt seist du, Cole!«, sagte sie zähneknirschend. »Verdammt!«
    ***
    Als ich erwachte, fühlte ich mich von einer tiefen Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit erfüllt. Ich haderte mit meinem Schicksal und verwünschte mich selbst, weil ich durch das verdammte Portal gegangen war. Die Schlucht zu überqueren war mein zweiter großer Fehler gewesen. Egal, was Cole sagte. Ich hatte das Gefühl, dass alles nur meine Schuld war. Seitdem ich wusste, dass es Kannibalen in diesen Wäldern gab, fühlte ich mich noch schlechter. Auch fleischfressende, übergroße Wildschweine standen ganz oben auf meiner Dinge-die-ich-nicht-brauche-Liste. Ich seufzte und machte mich daran, meine rote Mähne wieder einigermaßen zu bändigen und in einen Pferdeschwanz zu zwängen. So allmählich war ich mit Cherryl einer Meinung. Ich hätte jetzt nichts gegen ein wenig Luxus einzuwenden, inklusive einer großen Wanne voll warmen Wassers, Kamm und Bürste, und einer Flasche duftenden Rosenöls.
    Ein Stöhnen neben mir ließ mich innehalten. Ich blickte zu Cherryl herüber, die einige Meter neben mir lag und sich hin und her wälzte. Offenbar träumte sie schlecht. Ich beendete hastig meinen Kampf mit den widerspenstigen Locken und kroch zu ihr rüber.
    »Hey Cherryl, wach auf«, sagte ich und fasste nach ihrer Schulter. Erschrocken zog ich die Hand zurück. Cherryl war glühend heiß. »Scheiße! Auch das noch.«
    Das letzte, was mir zu meinem Glück noch gefehlt hatte, war eine kranke Cherryl. So konnte ich unmöglich mit ihr weitergehen. Hoffentlich war es nichts Ernstes.
    »Cherryl«, versuchte ich es erneut. »Kannst du mich hören? Wach auf. Komm schon.«
    Es war frustrierend, sie wollte einfach nicht reagieren. Zumindest hatte sie aufgehört zu stöhnen und warf sich auch nicht mehr hin und her. Doch was sollte ich tun, falls diese Gnoggs hier auftauchen sollten? Ich konnte Cherryl nicht auf einen Baum schaffen. Sie hier liegen zu lassen und nur meinen eigenen Arsch zu retten, erschien mir aber ebenso unmöglich. Hoffentlich blieb mir diese Situation erspart. Die wichtigste Frage war jetzt, wie ich sie wieder auf die Beine bekam. Ich musste ihr Fieber irgendwie senken. Die Sonne stieg bereits am Himmel auf und bald würde Cherryl mitten im prallen Sonnenlicht liegen. Also musste ich sie erst einmal weiter unter die Bäume schaffen.
    Es war gar nicht so einfach, den Körper einer Bewusstlosen über eine Distanz von gut fünfzehn Metern zu ziehen, wie ich feststellen musste. So schlank, wie sie war, schien sie mir jetzt in dem erschlafften Zustand Tonnen zu wiegen. Als ich es schließlich geschafft hatte und sie unter dem schützenden Dach der großen Bäume lag, lehnte ich mich erschöpft gegen den rauen Stamm einer alten Buche und wischte mir den Schweiß von der Stirn. Obwohl ich schwitzte, war mir innerlich kalt und ich fragte mich bange, ob ich auch bereits krank war.
    Nachdem ich mich ein paar Minuten ausgeruht hatte, stand ich langsam auf und lief mit zittrigen Knien zu unseren Sachen, nahm die leere Wasserflasche und schlurfte kraftlos zur Quelle, um die Flasche neu zu füllen. Mir brach der Schweiß aus und ich war mir jetzt sicher, dass es mich auch erwischt hatte. So schlapp hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Mit schwankendem Schritt ging ich zurück zu

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