Dein Kuss in meiner Nacht
Kurven zu sehen waren, die mir alle nichts sagten. So ein Gerät hatte ich noch nie gesehen. Ich fragte mich, was all die Daten zu bedeuten hatten. Anscheinend nichts Schlimmes, denn der Heiler lächelte zufrieden.
»Alles bestens. Du bist wieder ganz in Ordnung«, verkündete er.
»Sagte ich doch«, bestätigte ich. »Ich bin fit. Lass uns gehen.«
Cole sah den Heiler fragend an. Der nickte zustimmend.
»Es spricht nichts dagegen, dass die Lalima mit dir geht, Junge.«
»Lalima?«, fragte ich.
»Später«, vertröstete mich Cole. »Ich hab gesagt, wir reden, wenn du wieder fit bist, doch zuerst verschwinden wir von hier. Meine Mum wartet sicher schon mit einem Berg von Essen auf uns.«
Basser lachte.
»Oh ja, das tut sie«, stimmte er seinem Sohn zu. »Lass uns zum Transitraum gehen.«
Der Transitraum war ein kleiner Raum mit einer Plattform und einem Pult davor. Man hatte mir Kleidung gegeben und ich fühlte mich in dem knielangen Rock und der Bluse ziemlich ungewohnt. Ich hätte meine Jeans bevorzugt, doch Cole versprach mir, dass wir später noch mehr Kleidung besorgen würden. Basser ging als erstes auf die Plattform und schaute uns abwartend an.
»Komm«, raunte Cole mir zu und nahm meine Hand.
Ich folgte ihm mit einem mulmigen Gefühl. Meine erste Portalreise hatte ich unangenehm in Erinnerung, an die zweite hatte ich gar keine und jetzt raste mein Herz wie vor einem Bungee-Sprung. Doch ich folgte Cole auf die Plattform und stand nun zwischen den beiden Männern. Ein Mann in weißer Kleidung mit silbernen Abzeichen auf der Brust bediente das Pult, dann erschien direkt vor uns ein riesiges, schwarzes Loch. Es kam auf uns zu und ich schluckte nervös. Cole drückte meine Hand und Basser ergriff meine andere, hielt sie fest in seiner. Dann verschlang uns die Dunkelheit und plötzlich fing alles von vorne an, was ich schon einmal erlebt hatte. Schwindel erfasste mich und ich fühlte mich herumgewirbelt. Meine Sicht verschwamm. Alles flimmerte vor meinen Augen und wie beim ersten Mal schienen tausend Farben um mich herum zu explodieren. Dann kam dieser Sog, der das Chaos komplett machte. Zum Glück landete ich diesmal nicht in einer Wüste, sondern auf einer ähnlichen Plattform wie der, auf der ich noch Sekunden zuvor gestanden hatte. Nur dass der Raum große Fenster hatte und von warmem Sonnenlicht durchflutet war.
»Willkommen in Manja'thor«, sagte Basser und ließ meine Hand los.
Ich schaute Cole an und er nickte strahlend.
»Meine Heimatstadt.«
Ich war ganz aufgeregt. Ich würde jetzt Coles Welt kennenlernen und noch dazu seine Mutter. Was würde sie von mir halten? Würde sie denken, dass ich nicht gut genug für ihren Sohn war? Ich musste wohl ein wenig ängstlich ausgesehen haben, denn Cole küsste mich auf die Nase und sagte: »Hab keine Angst. Alle werden dich lieben. Sei ganz du selbst.«
Ich nickte, doch mir wurden die Knie ganz weich. Mit gemischten Gefühlen folgte ich Basser an Coles Hand zum Ausgang. Wir liefen einen Flur entlang, bis zu einem Aufzug, der uns nach unten brachte. Wir hatten uns im vierzigsten Stock befunden und die Fahrt dauerte eine Weile.
»Was für ein Gebäude ist das?«
»Das ist die Zweigstelle des Tribunals hier auf P78X und auch die Akademie, auf der die Shadowcaster ausgebildet werden. Das Hauptquartier, in dem wir eben waren, liegt in einer Zwischensphäre und ist nur durch ein Portal zu erreichen.«
Wir waren unten angekommen und die Fahrstuhltür öffnete sich zu einer großen Halle mit einem Empfangstresen, hinter dem drei junge Frauen saßen und uns freundlich zunickten. Basser führte uns schnurstracks durch die Halle zu der Drehtür, die nach draußen führte.
»Wow«, machte ich, als wir auf einer breiten Straße landeten, die von riesigen Hochhäusern gesäumt war. Die Gebäude sahen anders aus, als in New York, futuristischer, doch sie gaben mir sofort ein heimeliges Gefühl.
»Gefällt es dir?«, fragte Cole.
Ich nickte.
»Kommt, Kinder. Mum wartet«, drängte Basser und wir folgten ihm zu einer Art Taxistand. Die ›Autos‹ sahen ziemlich windschnittig aus und hatten keine Räder, sondern schwebten über dem Boden. Basser öffnete die Tür des vordersten Fahrzeugs und wir stiegen ein. Zu meiner Überraschung saß kein Fahrer darin, es gab nur einen Computer, in den Basser eine ovale Chipkarte hineinsteckte.
»77 Trevelon«, sagte er.
An dem Computer blinkten einige Dioden und eine Stimme ertönte: »Angenehme Fahrt, Agent
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